Kriterienkatalog
Gemeinsamer Kriterienkatalog zum Umgang mit Forschungsprojekten, die mit Big Data arbeiten.
1. Generelle Fragen
2. Fragestellung
3. Methode
4. Erhebung der Daten
a) Zugang
Zugänge der Forscher_Innen
Zugänglichkeit für Nutzer_Innen
b) Sampling
5. Auswertung
6. Ethische/ Rechtliche Fragen
Ist das Kriterium grundlegender ethischer Unbedenklichkeit gegeben? [persönliche Verantwortung, Informationspflicht, freiwillige Untersuchungsteilnahme, Vermeidung psychischer und körperlicher Beeinträchtigung, Anonymität der Ergebnisse, Abwägung von wissenschaftlichem Fortschritt und Menschenwürde] (vgl. Welker/Kloß 2014: 44)
7. Reflexion
Ist ein stetiger Prozess von Aushandlungen von Entscheidungen und Kriterien gegeben? [Stichprobe, Datenerhebung und Datenqualität müssen stets hinterfragt werden, da diese die Interpretierbarkeit beeinflussen]
9. Gütemaßstäbe
Gütemaßstäbe: Kriterien, anhand derer Wissenschaftlichkeit, Geltung und das Vermeiden von Beliebigkeit erreicht werden können und empirische Arbeiten beurteilt werden können
a) „Klassische“ Gütekriterien (quantitativer Forschung):
- Validität
„kennzeichnet, ob und inwieweit die wissenschaftliche, begrifflich-theoretische Konstruktion dem empirischen Sachverhalt, dem Phänomen, auf welches sich die Forschungsbemühungen richten, angemessen ist“ (Przyborski/Wohlrab-Sahr 20014: 22)
es geht also darum, ob gemessen wurde, was gemessen werden sollte
„inhaltliche Funktionstüchtigkeit“ (Häder 2015: 109)
Bezug zum theoretischen Konzept ( dieses legt fest, was gemessen werden soll) (Problem bei Quali)
Außerdem noch „externe Validität“ (→ auch Repräsentativität oder Generalisierbarkeit)
- Reliabilität
Reliabilität/Zuverlässigkeit einer Methode bezeichnet die formale Genauigkeit wissenschaftlicher Untersuchungen
Bei standardisierten Verfahren geht es um die genaue Reproduzierbarkeit einer empirischen Untersuchung
- Objektivität
„als objektiv gelten Messinstrumente oder empirische Verfahren, wenn die damit erzielten Ergebnisse unabhängig sind von der Person, die die Messinstrumente anwendet“ (Przyborski/Wohlrab-Sahr 2014: 26)
Erkenntnis soll unabhängig von subjektiven Einflüssen des Erkennenden und intersubjektiv nachprüfbar sein
- Repräsentativität (auch: „externe Validität“)
b) Erweiterung der Kriterien für die qualitative Sozialforschung
- kommunikative Validierung
- Angemessenheit von Methode und Gegenstand
- Offenheit
Zentral ist, dass nicht vorgefertigte Ideen oder Hypothesen an das Material herangetragen werden, sondern, dass sich der Sinn bzw. die Relevanzsysteme der Befragten sowohl in der Erhebungssituation, als auch in der Analyse möglichst frei/offen entfalten können
- Reflexion
- Iterativität (?)
- Intersubjektivität
Nachvollziehbarkeit, Vergleichbarkeit
„d.h. der übereinstimmende Nachvollzug mehrerer Forscher/innen in Bezug auf einen Erkenntnisprozess. Intersubjektivität kann nur durch die Explikation und Dokumentation aller Forschungsschritte […] ermöglicht werden.“ (Kruse 2015: 55)
besonders Interpretationen müssen intersubjektiv nachvollziehbar sein
- Triangulation
Ansatz der Forschung wird erweitert und ein Gegenstand wird mit mehreren Methoden und/oder von mehreren Forscher*innen untersucht Kohärenz
„Kombination verschiedener Methoden, verschiedener Forscher[*innen], Untersuchungsgruppen, lokaler und zeitlicher Settings sowie unterschiedlicher theoretischer Perspektiven in der Auseinandersetzung mit einem Phänomen“ (Flick 2005: 330)
- Geltungsbereich
Es geht bei Quali nicht um Repräsentativität, sondern um Repräsentation
„Nicht die Verallgemeinerbarkeit eines Falles wird angestrebt, sondern die authentische bzw. umfassende Repräsentation eines Falltypus.“ (Kruse 2015: 57
- Konsistenzregel ( qualitatives Pendant zur Validität)
„Eine Lesart eines Texts kann dann als ‚gültig’ betrachtet werden, wenn diese konsistent mit dem gesamten Text ist“ (Kruse 2015: 56)
Bezug zur Reliabilität: Messung kann und soll auch nicht wiederholt werden, aber Deutungen müssen sich im Material an verschiedenen Stellen wieder finden lassen
So lassen sich nach Kruse die klassischen, quantitativen Gütekriterien in Gütekriterien für qualitative Forschung überführen:
10. Quellen
- Boyd, Danah; Crawford, Kate (2011): Six Provocations for Big Data: 1-17.
- Flick, Uwe; von Kardorff, Ernst; Steinke, Ines (Hg.) (2007): Qualitative Forschung. Ein Handbuch. 5. Auflage, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuchverlag.
- Häder, Michael (2015): Empirische Sozialforschung : Eine Einführung. Wiesbaden: Springer VS.
- Kruse, Jan (2015): Qualitative Interviewforschung. Ein integrativer Ansatz. 2. Auflage, Weinheim/Basel: Beltz Juventa.
- Manovich, Lev (2014) Trending. Verheißungen und Herausforderungen der Big Social Data: 65-83.
- Przyborski, Aglaja; Wohlrab-Sahr, Monika (2014): Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch, 4. Auflage, München: Oldenbourg Verlag.
- Roy, Stephannie C./Guy Faulkner/Sara-Jane Finlay (2007): Hard or Soft Searching? Electronic Database Versus Hand Searching in Media Research.
- Schirmer, Dominique (2009): Empirische Methoden der Sozialforschung. Grundlagen und Techniken. Paderborn: Fink UTB.
- Uprichard, Emma (2013): Big Data, Little Questions?
- Welker, Martin/Kloß, Andrea (2014): Soziale Medien als Gegenstand und Instrument sozialwissenschaftlicher Forschung: 29-51.