===== Mehrdimensionale Diskriminierung (Intersektionalität) ===== ==== Kimberle Crenshaw und ihr Begriff der Intersektionalität ==== Den Begriff der **Intersektionalität** führte Kimberle Crenshaw im Jahr 1989 mit ihrem Aufsatz „Demarginalizing the Intersection of Race and Sex“ ein. Den Kern des Paradigmas bildet die Annahme, dass soziale Kategorien, die soziale Ungleichheiten bedingen, nicht isoliert voneinander konzeptualisiert werden können. Die Konzepte Gender, Ethnizität, Nation oder Klasse müssen in ihren Verflechtungen und Wechselwirkungen betrachtet werden.((Walgenbach, K. (2012). //Gender als interdependente Kategorie.// In: K. Walgenbach, G. Dietze, L. Hornscheidt & K. Palm (Hg.). Gender als interdependente Kategorie. Neue Perspektiven auf Intersektionalität, Diversität und Heterogenität (2. Aufl.), Opladen, Berlin, Toronto: Barbara Budrich, S. 81)) Um Diskriminierungsprozesse zu verstehen bzw. ausdifferenzieren zu können, hat Kimberle Crenshaw einen metaphorischen Vergleich zu einer Straßenkreuzung aufgestellt. Ähnlich wie an einer Kreuzung im Autoverkehr könne auch Diskriminierung in mehrere Richtungen verlaufen.((Crenshaw, K. (2010). //Die Intersektion von „Rasse“ und Geschlecht demarginalisieren: Eine Schwarze feministische Kritik am Antidiskriminierungsrecht, der feministischen Theorie und der antirassistischen Politik//, In: Lutz, Helma et al. (Hg.), Fokus Intersektionalität Bewegungen und Verortungen eines vielschichtigen Konzeptes, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, 33-54, S. 38)) In ihren Werken beschreibt Crenshaw exemplarisch immer wieder eine schwarze Frau, die sowohl sexistische als auch rassistische Diskriminierung erfährt und somit ebenfalls an der Kreuzung zweier Phänomene, bildlich formuliert, aus beiden Richtungen angefahren wird. Wenn sie beispielsweise in einem Job-Interview auf Ablehnung stößt, trotz erforderten Qualifikationen, so kann es sein, dass dies auf sexistische oder rassistische oder sexistische **und** rassistische Einstellungen **zugleich** (seitens der Arbeitgeber:innen) zurückgeführt werden kann. Soziale Kategorien wie Geschlecht und ethnische Herkunft können im Diskriminierungskontext also nicht getrennt voneinander betrachtet werden, da sie miteinander zusammenhängen. Je nach Merkmalsträger:in variieren die Verflechtungen und Wechselwirkungen der unterschiedlichen Ausprägungen von Vielfalt, aufgrund derer Diskriminierung erfahren wird.