====== Rollenbilder und Vorurteile zur Zeit der Wiedervereinigung ====== \\ Nach dem Mauerfall 1989, trafen zwei gegensätzliche Systeme aufeinander. Es wurde nicht nur die Wirtschaft eines ganzen Landes in kürzester Zeit transformiert, sondern ebenso Sozial Gefüge oder Lebenspläne verändert. Grundlegende Dinge wie Rollenbilder in der Gesellschaft oder Werte wurden entweder gänzlich abgeschafft oder durch andere Faktoren stark beeinflusst. Diese Art von vorgehen begünstigte bestimmte Vorbehalte gegenüber der unbekannten Sozialisierung und verursachte nicht zuletzt gepaart mit einigen anderen Faktoren eine Teilung in der Gesellschaft, obwohl das Land augenscheinlich wieder geeint war.\\ \\ [[https://youtu.be/SjM4cQ4BzGM]] \\ ==== Ein geeintes Land ein geeintes Volk? ==== //„nichts hat die Westdeutschen so geeint wie der Beitritt der Ostdeutschen“ (Ahbe, 2004: 21)// \\ \\ __Von der Unter und Überschichtung einer Gesellschaft__\\ Das Gefühl der Euphorie bei Ostdeutschen Bürgern nach dem Mauerfall war mehr als nachvollziehbar, bedenkt man die Freiheit, die sie praktisch über Nacht glaubten, erlangt zu haben. Oft spricht man von einer Aufbruchsstimmung, die auf politischer Ebene Gestalt in den Runden Tischen nach der Wende angenommen haben, um das neue politische Bewusstsein, welches sich zunächst eingestellt hat, Ausdruck zu verleihen. Anhaltend war jene Aufbruchsstimmung jedoch nicht, da viele Vorstellungen auf östlicher Seite nicht realistisch waren und Versprechungen auf westlicher Seite nicht eingehalten wurden. (Mau, 2019: 135-137)\\ \\ Die Transformation wurde nach dem ready made state Verfahren von Richard Rose vollzogen, welches eine 1:1 Übernahme des Westdeutschen Systems für den östlichen Teil Deutschlands beschreibt, lässt sich in mehrfache Stufen der Verwirklichung unterteilen: Systemtransformation von Planwirtschaft zur Marktwirtschaft, die eine Privatisierung der Firmen auf neoliberaler Basis mit sich brachte und somit auch gleichzeitig eine große Zahl an Arbeitslosen. Ebenso war der Wiederaufbau Ostdeutschlands zu einem kapitalistischen Staat der Ausdruck einer Grunderneuerung, bezüglich des Landes in innerstruktureller Hinsicht, von Sanierungen wurde jedoch weitestgehend abgesehen. (mau Text) Somit galt jenes Verfahren nicht nur als Freiheitsgewinn, sondern ebenso als Sicherheitsverlust. (Mau Text) All jene Aktionen auf Grund ihrer zwar durchdachten aber nicht überdachten Ausführung, begründeten damit das öfter in dieser Arbeit auftauchende Misstrauen gegenüber Staat und Autorität auf östlicher Seite. (Mau, 2019: 135ff.)\\ \\ Mit der von Steffen Mau bezeichneten Über und Unterschichtung (Text i Mau), beginnt ein Prozess, der die wiedervereinte Gesellschaft intern spalten soll. Dabei ist nicht von Vorbehalten persönlicher Art oder emische Sichtweisen die Rede, sondern eine empirische Sichtweise auf gegebene Ereignisse gemeint. Nach der Wende wurden westliche Botschafter in östliche Gebiete gesandt, um die verbleibenden Firmen in den höheren Positionen zu vertreten und nach dem Vorbild des kapitalistischen Wirtschaftsbild zu formieren. Östliche Bürger*innen bekleideten demnach meist niedrigere Positionen. (zdf) Generell bestand die Problematik der niedrigen Jobangebote für ehemalige DDR-Bürger*innen auf Grund ihrer Ausbildungen oder Erfahrungen, die im Westen als minderwertig eingeschätzt wurden. Bis heute gibt es nur wenige Repräsentationen von östlichen Führungspositionen in Politik, Wirtschaft oder Firmen, was zu einer chronischen Unterräpresentation von Stimmen Ostdeutscher Bürger*innen führt und eine „Klassifizierung“ (Pates, 2013: 11-12) als Begriff nahelegt.\\ \\ {{ :lv-wikis:ostrans22:screenshot_2023-03-20_173009.png?nolink&600 |}} \\ **Selbst ist die Frau: Frauenerwerbstätigkeit zur Zeit der Wiedervereinigung **\\ \\ Eines der wichtigsten Merkmale, die zur Zeit der Wiedervereinigung beide Teile Deutschlands unterschied, war die Frauenerwerbstätigkeit. Zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung, war der Osten Deutschlands ein Arbeiterstaat und somit auch weitestgehend deren Rollenbilder egalitär geprägt. Durch eine öffentlich stark unterstützte Anerkennung des Bildes der arbeitenden Frau und des generellen hohen Status der Arbeit, war es üblich, dass auch nach der Geburt eines Kindes ein möglichst schneller Einstieg in die Arbeitswelt ermöglicht wurde. (Text Böttcher)\\ \\ Beispiel für Frauenerwerbstätigkeit in der DDR:\\ https://youtu.be/rbivQWsUJE \\ Der Westen Deutschlands hingegen mit seinem traditionell geprägten Rollenbildern, zeigte ein gänzlich anderes Bild auf. Hier ist die traditionelle Teilung mit dem Mann als Versorger und dem Bild der typischen Hausfrau noch stark verbreitet. Somit stand zumindest für eine Frau, die Familie weitestgehend über der Arbeit, weswegen auch eine Geburt oftmals der Grund für eine Umorientierung war und der Beruf für die Familie oft ganz aufgegeben wurde. (Text Böttcher)\\ Dass die geringere Erwerbstätigkeit bei Frauen im Westen Deutschlands vorherrschte, heißt jedoch keinesfalls, dass das Interesse an einer Gleichstellung beider Geschlechter im Westen weniger vorhanden war. Vielmehr hängt diese Entwicklung an den gesellschaftlichen Zwängen die nicht nur aus ökonomischer Sicht herrühren können, sondern ebenso aus familiärer Perspektive (BSP: Westen Deutschlands weist mehr religiös (bei Religion heute) geprägte Menschen auf) (Böttcher) \\ Nach der Wiedervereinigung und in den folgenden Jahrzehnten haben sich eben jene Unterschiede natürlich angenähert und auch der Westen Deutschlands hat ein eher egalitär geprägtes Rollenbild angenommen, doch auch 30 Jahre später, kann man bei den [[Rollenbildern heute]] die damalige Abgrenzung ausmachen. (Leibniz+Böttcher)\\