====== Tumblr und die Struktur ====== ===Was ist Tumblr?=== Tumblr ist eine Online-Plattform, auf der man sich als Nutzer*in registrieren kann und dann eine eigene Blogging-Plattform erstellen kann. Gegründet wurde Tumblr im Jahr 2007 und beschäftigte zehn Jahre später, 2017, ungefähr 400 Mitarbeiter*innen. Im August 2019 wurde Tumblr an Automattic verkauft, was ebenfalls der Betreiber von Wordpress.com ist, was eine Software für Webblogs ist. Die App selbst zählt sich in der Beschreibung auf den Internetseiten, auf denen man Tumblr herunterladen kann, zu den sozialen Netzwerken und wird als Ort beschrieben, an dem sich Menschen mit ähnlichen Interessen kennenlernen können. Die Benutzung wird ab 17 Jahren empfohlen, wobei es einige Vorwarnungen gibt. Diese beziehen sich auf Inhalte auf der Plattform, die schwach bis stark ausgeprägt sind und welche für die Altersbeschränkung sorgen können: Beispielsweise wird vor obszönem Humor oder sexuellen Inhalten gewarnt, um nur beispielhaft Themen zu nennen. Tumblr ist auf 48 verschiedenen Sprachen verfügbar, wobei der Großteil der Nutzer*innen englischsprachig ist und nur ein geringer Prozentanteil deutschsprachig. Die Anzahl der Blogs beläuft auf 499,4 Millionen. Im Appstore (von Apple) gibt es knapp 14.000 Bewertungen, wovon der Großteil positiv ist, so dass man ein Ergebnis von 4,1 von 5 Sternen kommt (Die Skala, auf der man Apps bewerten kann). Das hat wahrscheinlich keinen hohen Aussagewert, wie man annehmen könnte. Automattic, der Betreiber von Tumblr, hat die Möglichkeit Kommentare und Bewertungen zu löschen, was dazu führen kann, dass nur noch positive Bewertungen auftauchen und man so eher dazu verleitet wird, die App herunterzuladen. Jede*r kann sich auf Tumblr kostenlos anmelden und dann Materialien wie Bilder, Zitate, kurze Clips oder Ähnliches hochladen. Man wird bei der Anmeldung zunächst nach dem Alter gefragt und kann dann aus vielen Themen die eigenen Interessen auswählen. Es wird dann ein großes Themengebiet wie zum Beispiel Musik angezeigt, klickt man dann auf den Reiter eröffnen sich viele unterschiedliche Kategorien, die auch zum Themengebiet Musik zählen. So kann man die eigenen Interessen sehr speziell angeben und einschränken. Weitere Informationen zur Person sind zunächst nicht nötig, aber wenn man einen eigenen Blog erstellen möchte, sind noch weitere Angaben wie Nutzername oder auch eine Mailadresse notwendig. ===Erster Eindruck von Tumblr=== Auf den ersten Blick wirkt Tumblr wie eine Art Pinnwand mit unterschiedlichen Pins. Manche User*innen posten dabei eigene Werke, wie Fotografien, viele andere „rebloggen“ Dinge, die sie online sehen. Die Funktion, die Tumblr bietet und als erstes ersichtlich ist, ist das Veröffentlichen fremder oder eigener Inhalte. Allerdings kann man auf den Screenshots unseres Materials sehen, dass man auch Anmerkungen zu Inhalten schreiben kann und zudem auch Hashtags setzen kann. Mehr dazu folgt im Kapitel zur Beschreibung des Interface. Der Anteil der deutschen Nutzer*innen bezieht sich auf unter 5%, wohingegen in den USA beinahe 40% der User vertreten sind. Themen sind systematisch schwierig zu ordnen, da das Feld sehr breit aufgestellt ist und je nach aktuellen Geschehenissen oder Interessen auchkomplett neu angeordnet werden kann. In einigen Ländern ist die Plattform auch gänzlich gesperrt wegen pornografischer Inhalte, religiösem Extremismus oder LGBT-Themen. Vor 2013 gab es keine strengen Richtlinien in Bezug auf pornografische Inhalte, aber jetzt hat Tumblr ein vollständiges Verbot für pornografische Inhalte und solche, die menschlichen Genitalien zeigen, erlassen. Es gibt jedoch Ausnahmen davon. Zum Beispiel in Fällen, in denen man solche Bilder oder Videos weitergeben möchte, um ein Bewusstsein für ein soziales, politisches oder medizinisches Thema zu schaffen, dann lässt Tumblr dies zu. Es kann jedoch zu einem Diskussionspunkt darüber werden, was als pornografisch bezeichnet werden kann und was nicht. Tumblr behält sich das Recht vor, darüber zu entscheiden und den Inhalt zuzulassen oder zu verbieten. Das kann in Hinblick auf das Schlagwort Feminismus interessant sein, der sich für die Gleichberechtigung aller Geschlechter einsetzt, was somit in Zusammenhang mit LGBT eingeordnet werden kann. Möglicherweise finden wir bei der Analyse Hinweise darauf. ===Beschreibung des Interface=== Tumblr ist eine Blogging-Website, die es Nutzer*innen aus aller Welt ermöglicht, Interessen zu teilen. Es wurde bereits erwähnt, dass man alles teilen kann, was man möchte, seien es Videos, Audios, GIFs, Bilder, Texte (kurz oder lang) usw, solange sich die Inhalte an den Richtlinien von Tumblr orientieren. Das kleine **t**, welches das Symbol für Tumblr ist, und der Name **tumblr** sind von dem Wort **tumbleblogs** inspiriert, was so viel wie kurze Blogs bedeutet. Die Grundidee bei der Erstellung dieser Website ist, den Benutzer*innen die Möglichkeit zu geben, Blogs zu erstellen, die nicht sehr lang sind und keine technischen Kenntnisse beim Erstellen und Schreiben von Inhalten erfordern. Tumblr ermöglicht durch die Schaffung einer Blogging-Website wie dieser, Benutzer*innen mit unterschiedlichem Hintergrund, insbesondere im Hinblick auf ihre akademischen und besonders im Hinblick auf ihre technischen Qualifikationen, Inhalte auszutauschen. Weil sich der Begriff Blogging manchmal auf das Erstellen von Inhalten bezieht, während man bestimmte Fähigkeiten im Hinblick auf akademisches Lesen und Schreiben benötigt, kann man hingegen mit Tumblr Inhalte erstellen, die keine Vorkenntnisse benötigen, wobei zudem Anonymität gewährleistet wird. Das bedeutet, dass die Ideen des Nutzers oder der Nutzerin geteilt werden, aber der/die Benutzer*in nicht persönlich erkannt wird und man so die Möglichkeit hat ohne Einschränkung Ideen, Gedanken sowie Gefühle und Interessen zu teilen. Auf diese Weise ermöglicht Tumblr den marginalisierten Teilen der Gesellschaft, sich aktiv am Austausch ihrer Ideen zu beteiligen und Gleichgesinnte zu finden. Als wir Tumblr zum allerersten Mal öffneten, war es ziemlich schwierig herauszufinden, wie das Interface eingerichtet ist. Aber es gibt ein Feature, das im Detail beschreibt, wie man seinen eigenen Blog einrichten, die Blogs anderer teilen und jeden Teil der Daten kommentieren kann, den man kommentieren möchte. Dieses Feature erscheint, wenn die Website geöffnet wird. Auf der linken Seite befinden sich Tabs, wo man sich durchlesen kann, wie die Website funktioniert, zusammen mit einigen Bildern, die erklären, wie sie funktioniert. Das Interface ist nicht linear aufgebaut, d.h. die Bilder, Texte, Videos und GIFs sind in einer zufälligen Reihenfolge angeordnet. Nur wenn man gezielt nach einem Begriff in der Suchleiste sucht, erhält man Zugang zu Daten, die sich auf dieses bestimmte Thema beziehen. Selbst dann dauert es eine gewisse Zeit, bis Tumblr erfährt, was den oder die Nutzer*in besonders interessiert. Die Algorithmen sind so aufgebaut, dass beim Anklicken ähnlicher Beiträge und Blogs oder Reblogs die Suchergebnisse beginnen, sich an die Interessen des/der Benutzer*in anzupassen. Die Suchleiste befindet sich links oben auf der Webseite. Im Hinblick auf den nicht linearen Verlauf von tumblr, kann dies eine hohe Abhängigkeit bei manchen Nutzer*innen hervorrufen.Loggt man sich ein, um einen speziellen Begriff zu suchen und auf einen bestimmten Blog klickt, wird man automatisch zu weiteren Blogs geführt, indem man einfach auf den Abschnitt Kommentare oder die Schaltfläche **reblogging** klickt. Der Algorithmus erkennt automatisch die Interessen des/der Nutzer*in und beginnt, verwandte und relevante Inhalte anzuzeigen. Somit gibt es, wie bei nahezu allen sozialen Netzwerken keinen Anfang und kein Ende im klassischen Sinne und es ist schwierig festzustellen, wann man mit seiner Suche bei Tumblr aufhören sollte. Unten links auf der Homepage gibt es Tabs mit Begriffen wie Datenschutz, Jobs und Support. Hervorzuheben ist der Tab Support, an den man sich bei Problemen, sei es inhaltlicher oder technischer Natur, einfach an die Support-Mitarbeiter*innen wenden kann. Es gibt auch eine Option, bei der man ein Bild oder einen Screenshot mit den Support-Mitarbeiter*innen teilen kann, um ihnen die Probleme, mit denen man konfrontiert ist, klar zu erklären. Tumblr ist eine Website, die über die Funktion **Sharing and Re-sharing of content** läuft. Wenn man einem Blog folgt, erscheint der Inhalt dieses Blogs auf einem eigenen Dashboard, auf dem man ihn kommentieren, mögen oder weiterleiten kann. Das funktioniert, indem man einen bestimmten Inhalt mit anderen teilt und ihn somit in den eigenen Inhalt integriert. Ein weiteres Feature ist die **Trending** Funktion, die es dem/der Benutzer*in ermöglicht, das einzusehen, was zu einem bestimmten Zeitpunkt auf Tumblr am beliebtesten ist. Mit der Suchleiste kann man jedoch entweder nach den Trendthemen oder nach den zuletzt freigegebenen Inhalten zu einem bestimmten Thema suchen. Tumblr wechselt auch seine Hintergrundbilder entsprechend den populärsten Themen, z.B. aufgrund der aktuellen Geschehenisse #BlackLivesMatter. Da **Hashtags** eine beliebte Methode sind, um Inhalte zu finden, die mit den eigenen Interessen in Zusammenhang stehen, bietet auch Tumblr diese Funktion an. Aber im Gegensatz zu anderen Plattformen verfügt die **hashtag-Funktion** von Tumblr über ein separates **Tag**, in dem nur nach Inhalten gesucht werden kann, die mit **hashtags** zusammenhängen. Im Gegensatz zu anderen Plattformen werden bei Tumblr in einem einzigen hashtag Leerzeichen, Apostrophe, Kommas und Punkte zwischen den in einem einzigen **hashtag** verwendeten Wörtern eingefügt. Wenn der/die Benutzer*in einen Beitrag mit **hashtags** teilt, steht er automatisch jedem zur Verfügung, der danach sucht. Eine weitere interessante Funktion ist der **Gruppen-Blog**, in dem Leute mit ähnlichen Interessen einen gemeinsamen Blog erstellen können, der einen bestimmten Admin hat. Diese*r hat als einzige*r die Verwaltungsfunktion des Blogs und kann unter anderem Einladungslinks an andere Mitglieder verschicken. Alle Benutzer*innen können dann ihre Inhalte in diesem Blog freigeben. IDiese Funktion ist sehr interessant da es eine neue Form der Gruppendynamik aufkommen lässt. Alles verläuft online und jede*r kann Inhalte hinzufügen. Der vollständige Zugriff, hinsichtlich der Kontrolle des Inhalts, steht jedoch nur den Admins zur Verfügung. Die übrigen Mitglieder können nur ihre eigenen Inhalte und Kommentare für die Gruppe freigeben und bearbeiten. Eine weitere nennenswerte Funktion, die Tumblr bietet, ist die **Ask-Funktion**, die für jeden **Blog** oder **Group blog** aktiviert werden kann und es anderen Benutzer*innen ermöglicht, die Content-Creator nach allem zu fragen, was sie interessiert. Dies ist in unseren Augen ein nützliches Werkzeug, das es ermöglicht, in direkten Kontakt mit den Verfassern der Inhalte zu treten, und das Gespräch zwischen ihnen kann privat bleiben. Nach dieser Beschreibung, die einen Blick auf die unterschiedlichen Funktionsweisen von tumblr einblicken ließ, verstehen wir bereits einige Dinge auf den Screenshots besser und beginnen mit der Analyse des Materials. ====== Methodisches Vorgehen ====== ===Verfahren zur Analyse des vorliegenden Materials=== Die Grounded Theory wird als Verfahren zur systematischen Auswertung qualitativer Daten verwendet, dabei vergleicht man die Daten immer wieder in einem dreistufigen Prozess miteinander. Somit wird die Erhebung der Daten mit der Auswertung dieser verknüpft. Der erste Schritt ist das offene Kodieren, hier ist das Ziel Konzepte und Codes für das vorliegende Material zu erstellen, um somit ähnliche oder ganz unterschiedliche Materialien unterscheiden zu können. Daten werden gesammelt, diese thematisch geordnet und Überbegriffe und Titel verliehen. Das Ordnen wird auch als Axiales Kodieren beschrieben. Der nächste Schritt umfasst das selektive Kodieren, hier werden große umfassende Kategorien verknüpft und voneinander abgegrenzt, um das zu untersuchende Phänomen zu erklären. Wichtig ist dabei zu beachten, dass man strukturiert vorgehen muss. Das bedeutet, dass bei der Beschreibung beispielsweise Worte verwendet werden sollen, die auch im Material vorkommen. Der erste Schritt bei der Fallbeschreibung ist also, sich vorerst alle Fragen zu stellen, die einem selbst das Material näher bringen und erklären, hierbei kann man zum Beispiel verschiedene W-Fragen zu Rate ziehen, wie „Womit haben wir es zu tun?“ oder „Um was geht es eigentlich?“. Macht man das für jedes einzelne Bild oder für jeden Screenshot, werden schnell Ähnlichkeiten oder Unterschiede auffallen, die man benennen kann, um somit Kategorien und Konzepte zu bilden. ===Fallanalyse anhand der Screenshots=== Auf den ersten Blick sind hauptsächlich Texte und einige wenige Bilder zu sehen, diese beiden Kategorien werden im folgenden voneinander getrennt. Die meisten Texte, die zum Großteil Zitate zu sein scheinen, sind kurz und prägnant, so dass man nicht viel Zeit braucht, um sie durchzulesen. Auch hier kann man Kategorien bilden und die Zitate von den selbstverfassten Texte der User*innen, trennen. Je nach Kontext, sind die Aussagen einer Person unterschiedlich zu bewerten und einzuordnen. Im nächsten Schritt, werden gleiche Zitate sammeln, so dass man einen besseren Überblick hat. Dieser Schritt wird auch Frequenzanalyse genannt, um Häufigkeiten herauszufiltern und zu berücksichtigen. Ein weiterer Aspekt, der bei einer internationalen Plattform wie Tumblr berücksichtigt werden sollte, ist die Sprache. Zum einen schreiben viele Nutzer*innen auf englisch, um möglicherweise ihre Reichweite zu vergrößern und mehr Menschen anzusprechen. Zum anderen ist Tumblr eine Möglichkeit schnell Informationen, Gedanken und Gefühle zu verbreiten. Viele Nutzer*innen achten nicht auf Rechtschreibung, sondern schreiben so, wie es ihnen in den Sinn kommt. Auch darauf ist beim Kodieren zu achten, um Worte mit gleichen oder ähnlichen Bedeutungen zusammenzufassen, Begriffe in den Kontext korrekt einzuordnen oder auch zum Beispiel Dialektfärbungen zu berücksichtigen. Bei der Analyse des vorliegenden Materials, unterscheiden wir zunächst in Bild und Sprache. Im weiteren Vorgehen konzentrieren wir uns zuerst auf das Bildmaterial. Die Analyse werden wir auf drei Ebenen vornehmen. Im ersten Schritt wird das Bild beschrieben, dann wird es in den Kontext eingeordnet und zuletzt interpretiert, mit dem Hintergrund, was im Material Feminismus darstellt. Das charakteristische Merkmal der dokumentarischen Methode ist der Wechsel vom Was zum Wie. Man wechselt also von einer beobachtenden Haltung zu einer analytischen und differenziert dabei zwischen dem, was hergestellt wird und dem wie es hergestellt wird (Vgl. Bohnsack 2014: 75). Zunächst werden die sichtbaren Objekte auf einem Bild identifiziert, was bedeutet, dass man nur beschreibt, was zu sehen ist und erst im nächsten Schritt werden die Darstellungen mit beispielsweise Themen verknüpft (Vgl. Bohnsack 2014: 76). Bei unserem Vorgehen werden diese Schritte später unter Darstellung und Interpretation zu finden sein. Damit dieses Vorgehen nicht zu abstrakt erscheint, verwendet Bohnsack im Text ein Beispiel und verdeutlich den Prozess mit Hilfe einer Geste: Es wird zunächst beschrieben, dass ein Mann seinen Hut zieht, erst im nächsten Schritt wird dies dann als Grüßen analysiert. Dieser Schritt wird auch als „Dokumentsinn“ bezeichnet, ohne den der nächste Schritt, die Interpretation gar nicht möglich wäre (Vgl. Bohnsack 2014: 77). Der nächste Schritt bezieht sich darauf, den Habitus des Individuums herauszufinden, der einen Mann dazu bringt, jemanden zu begrüßen, indem er seinen Hut hebt. Dieser Habitus kann nicht nur mit einem Individuum, sondern auch mit einer Nation, einer Epoche oder einer Klasse in Verbindung gebracht werden. In einem weiteren Aspekt weist Bohnsack auch darauf hin, dass sowohl das Bild als auch der Fotograf oder Maler analysiert werden sollte, weil beide kollektive Akteure sind. Die gemeinsame Analyse beider wird einen Einblick in den individuellen und kollektiven Habitus geben. (vgl. Bohnsack 2003: 248). Für die Analyse unseres Materials bedeutet das konkret, dass wir uns nicht nur den Beitrag ansehen, der auf Tumblr veröffentlicht wurde, sondern auch den Account, der den Beitrag veröffentlicht hat, berücksichtigen. Dabei beachten wir vor allem das Profilbild sowie den Namen des Accounts. Die Schritte, die im oberen Abschnitt beschrieben wurden, um eine gute Analyse zu gewährleisten, werden auch als Analyse-Dreischnitt bezeichnet (vgl. Schirmer 2009: 102). Ziel der qualitativen Analyse ist es die Bedeutung hinter dem Material zu erforschen. Um dabei nicht zu subjektiv zu handeln und die Interpretation zu verfälschen, also die eigene Meinung zu stark einzubeziehen, muss gewährleistet sein, dass die Perspektive des Verfassers bzw. der Verfasserin klar von der eigenen getrennt wird (vgl. Schirmer 2009: 103). Die Analysearbeit erfolgt in drei Schritten, wobei die Schritte von den vorherigen abhängig sind und zu beachten ist, dass immer systematisch und strukturiert vorgegangen werden muss. Das bedeutet, dass die Interpretation nur möglich ist, wenn der Schritt der Darstellung zuvor erfolgreich abgeschlossen wurde. Der dritte Schritt, die Theoriebildung, ist nur möglich, wenn die Interpretation behandelt wurde. Beim ersten Schritt, der Darstellung, sollte berücksichtigt werden um was für eine Art von Material es sich handelt. Das können Videos, Fotos, Zeichnungen, Texte, Musik und vieles mehr sein. Bei unserem Material sind hauptsächlich Textausschnitte sowie auch einige Bilder zu finden. Je nach Gegenstand müssen demnach unterschiedliche Aspekte beachtet werden. Bei Textausschnitten sollte beispielsweise die Sprache des Autors bzw. der Autorin beachtet werden. Bei der Darstellung wird zudem nur das offensichtliche beschrieben, also die Wiedergabe des Gesehenen, Gelesenen oder was für eine Art von Material vorliegt. Dies dient zunächst der Ordnung des Materials (vgl. Schirmer 2009: 104). Im nächsten Schritt, der Interpretation, entfernt man sich von dieser offensichtlichen Darstellung und versucht sich in die Perspektive des Materials hineinzuversetzen. Dass diese Schritte systematisch eingehalten werden ist wesentlich für die Analyse des Materials, da sonst keine einheitliche Struktur herrscht. Auch zu beachten ist, dass die Schritte immer wieder in der Reihenfolge wiederholt werden sollten, um zu neuen Ergebnissen zu kommen und nicht zu einseitig zu forschen (vgl. Schirmer 2009: 105). Nach Bohnsack (vgl. Bohnsack 2003) gibt es Korrespondenzen zwischen wichtigen Methodologien der Bildinterpretation. Wir haben hier eine Tabelle eingestellt, um diese Korrespondenzen klarer zu machen. ^ Korrespondenzen zwischen wichtigen Methoden der Bildinterpretation ^ Semiotische Methoden (Roland Barthes und Umberto Eco) | **Ikonographisch-ikonologisch (Erwin Panofsky)** | | Ebene 1 | Denotative Sinnebene | Vorikonographisch | | Ebene 2 | Konnotative Sinnebene | Ikonographisch | | Ebene 3 | Stumpfer Sinn | Ikonologisch | Um weiterhin den Analyse-Dreischritt für unser Material anzuwenden, bedeutet das konkret, dass wir im ersten Schritt beschreiben, was für uns zu sehen ist. Das bedeutet, dass wir ohne Kontext nur beschreiben, was sichtbar ist und dabei strukturiert vorgehen. Erst im nächsten Schritt werden wir die Motive oder Bildausschnitte kontextualisieren. Nach und nach werden wir zur Interpretation der einzelnen Beiträge übergehen. Wir werden versuchen, Schritt für Schritt von der Darstellung wegzukommen. Der Kontoinhaber, von dem der Beitrag stammt, sowie die verwendeten Hashtags sollen uns helfen, das Bild in einen Kontext zu stellen. Welche Aspekte im Vordergrund stehen und wie tief sie diskutiert werden, wird davon abhängen, wie relevant die Details für die spätere Theoriebildung zum Feminismus sind. ====== Bildanalyse ====== Um weiterhin mit dem Kodierverfahren und der Methodik der Grounded Theory zu arbeiten, müssen wir uns auf die weiteren Schritte der Methode und auf die Konzeptbildung konzentrieren. Deshalb folgen hier nur beispielhaft Ausschnitte der Analyse von drei Bildern. Dennoch ist zu erwähnen, dass bei der Verarbeitung und der Bewertung des Materials immer eine klare Trennung zwischen Daten und Interpretation gezogen werden muss, wobei auch die performative Einstellung des Herausgebers, also in unserem Falle des Accounts geprüft werden sollte. Dabei sollten auch die geschlechtlichen Sphären berücksichtigt werden, was wichtig im Falle einer Interpretation ist und auch mit Rücksicht auf das Thema Feminismus. Die dabei zu beachtenden Schritte sind: Nachvollziehen des Materials, objektivieren sowie reproduzieren. **Bild 1** {{:lv-wikis:qasm20:screenshot_20200919-155441_chrome.jpg?200|}} **Darstellung**: Das Bild wurde von dem Account radicalgraff veröffentlicht und trägt die Bildunterschrift „The future is feminist“, darunter steht Poster seen in Berlin. Darunter sind noch einige Hashtags zu lesen: #berlin, # streetart, #feminismus, #feministisch, #feminism. #feminists, #feminista, #feministas, #street art und einige Weitere, die für uns auf dem Screenshot aber nicht mehr zu sehen sind. Der Beitrag hat außerdem 248 Anmerkungen. Das Bild zeigt ein Motiv, das schwarz-weiß gehalten ist. Im Mittelpunkt des Bildes sind zwei Personen zu sehen, die parallel nebeneinanderstehen und dabei ihren rechten bzw. linken Arm nach oben strecken und dabei zur Faust formen. An den nach oben gestreckten Fäusten sind Flammen zu sehen, ebenso wie an den jeweilig anderen Armen der dargestellten Personen. Beide Personen tragen das gleiche: Schwarze Schuhe, einen Einteiler und darunter ein Oberteil mit langen Ärmeln. Im Hintergrund des Bildes sind bis über die Körper der beiden Personen Flammen zu sehen. Über dem Kopf der linken Person steht „Futuro“ über der rechten Person „Feminista“. Zwischen den Körpern der beiden ist ein Schriftzug auf drei Sprachen zu sehen. Die Sprachen sind deutsch, englisch und arabisch und der Spruch sagt jedes Mal „Die Zukunft ist feministisch“. Die Unterschrift zu dem Bild lautet: The future ist feminist. Poster seen in Berlin. Insgesamt hat der Post zum Zeitpunkt unseres Screenshots 248 Kommentare und die dazu geschriebenen Hashtags sind zum Großteil auf Englisch. **Interpretation**: Die Personen auf dem Bild sehen aus, wie Arbeiter*innen aus einer Fabrik, die viel mit Hitze arbeiten und deshalb diese Uniformen tragen müssen. Man kann aus der Darstellung der Personen nicht sicher schließen, ob es Frauen sein sollen, aber im Hinblick auf einige Aspekte in der Darstellung, kann man annehmen, dass die Personen weiblich sozialisiert sind. Beispielsweise sind Hüfte und Brustbereich leicht angedeutet zu sehen, eine Person trägt auch einen Ohrring. Die verschiedenen Sprachen machen möglich, dass viele verschiedene Bevölkerungsgruppen das Plakat lesen können. Durch die Flammen im Hintergrund und die Flammen an den Händen, macht das Bild einen gefährlichen und entschlossenen Eindruck. Der Gesamteindruck des Bildes wirkt sozialistisch und erinnert an die Arbeiterbewegung. Unterschrift: Durch die Unterschrift des Bildes kann man annehmen, dass der Post von einer Person stammt, die nicht zwangsläufig aus Berlin kommt, auch die Sprache deutet daraufhin. Allerdings ist es nicht ausgeschlossen. Feminismus wird hier als eine vereinende Kraft dargestellt, die keine Grenzen kennt und eine gemeinsame Einheit wird. Bild: Dadurch, dass von der Zukunft gesprochen wird und das Bild durch die Flammen einen gefährlichen Eindruck macht, wirkt es auf mich als Zuschauerin, wie eine Ankündigung von etwas großem. Die verschiedenen Sprachen sollen eventuell symbolisieren, dass Frauen aus aller Welt zusammenarbeiten und niemand ausgeschlossen wird. Die Botschaft des Plakates ist wohl die Ankündigung eines Protests oder auch einer Revolution, auf jeden Fall eine Maßnahme, die etwas verändern soll. Der Spruch, der zu lesen ist, ist außerdem auf zwei verschiedene Arten zu lesen: Die Zukunft ist feministisch und Feminismus ist die Zukunft. Das kann auch mit der Feuersymbolik in Verbindung gebracht werden, da nicht klar zu erkennen ist, ob es in die Zukunft oder in die Vergangenheit ausgerichtet ist. Das Wort Revolution, das wir hier verwendet haben, kann mit der Beschreibung der Kleidung der beiden Figuren in Verbindung gebracht werden. Die Darstellung der Arbeiterklasse, die Overalls trägt und Flammen trägt, kann so interpretiert werden, dass sie mit den marxistischen Revolutionären in Verbindung gebracht werden kann. Sie betrachten den Feminismus als eine Idee, die nicht langsam durch die Gesellschaft durchsickern und die Macht übernehmen wird, sondern als ein Ergebnis der Revolution herbeigeführt werden sollte. Der Text auf dem Bild, der suggeriert, dass die Zukunft feministisch ist, bringt seinen Anhängern Vertrauen in die Unvermeidbarkeit des Aufstiegs des Feminismus. Andererseits suggeriert der Gebrauch verschiedener Sprachen, dass sich die Idee nicht auf eine bestimmte Kultur oder Region beschränkt, sondern dass sie alle Kulturen, Sprachen und Regionen überschreitet und miteinander vereint. **Bild 2** {{:lv-wikis:qasm20:screenshot_20200919-155543_chrome.jpg?200|}} **Darstellung**: Dieses Bild wurde vom Account thildasbeinhaus veröffentlicht und trägt die Überschrift: my main interests, you ask? Unter dem abgebildeten Screenshot sind Hashtags zu lesen und die Anzahl der Kommentare beträgt 2585. Die Hashtags lauten: #feminism, #feminist, #ask a mortician, #feminismus, #feministin, #goth, #gothgoth, #gothic, #punk und noch einige weitere, die auf dem Screenshot nicht zu sehen sind. Das Bild kann in zwei Teile aufgeteilt werden. Auf der einen Seite sieht man ein Motiv mit einer Person, um die herum grafisch dargestellte Motive abgebildet sind. Auf der rechten Seite neben diesem Bild ist die Überschrift „Death and feminism“ zu sehen, darunter steht in kleinerer Schrift Ask a mortician und darunter „vor 19 Stunden“, 9001 Aufrufe, sowie die Worte **OPEN ME**. Der linke Ausschnitt des Screenshots zeigt eine Person mit schulterlangen dunklen Haaren und weißer Haut. Links von ihr ist ein Bild zu sehen, das eine Person darstellt, die ihren Arm anspannt und durch eine Sprechblase „We can do it!“ sagt. Rechts von der Person sind auch weitere Abbildungen sichtbar, die für mich allerdings nicht zu erkennen sind. Der Hintergrund ist weiß. Im Vordergrund in der Mitte ist etwas sichtbar. Unten rechts an diesem Bildausschnitt ist eine Zahlenangabe die 5:05 besagt. **Interpretation**: Unser vorliegendes Material zeigt eine Bildschirmaufnahme von einem Video, das sich die/der Tumblr User*in vermutlich angesehen hat oder was auf der Startseite vorgeschlagen wurde. Dazu wird die rhetorische Frage „my main interests, you ask?“ gestellt. Die Hashtags sind hier auf Deutsch und Englisch und stehen für die Interessensgebiete Feminismus und Gothik. Wahrscheinlich kommt die Person aus dieser Szene oder interessiert sich zumindest für diese. Hier wird Feminismus sehr speziell dargestellt, nämlich durch die Vereinigung zweier Interessensgebiete. Über den Inhalt des Videos erfährt man nichts, aber eben über die Interessen der Person, die das veröffentlicht hat. Durch die rhetorische Frage, die über dem Screenshot geschrieben wurde, wirkt es, als liege es offensichtlich auf der Hand, was die Person interessiert. Das kann so sein, weil die Person sich auf Tumblr auch in diesen Interessensgebieten bewegt und die anderen Tumblr-User*innen mit denen sie kommuniziert das entweder bereits wissen oder auf simple Weise damit vertraut gemacht werden sollen. **Bild 3** {{:lv-wikis:qasm20:screenshot_20200919-161042_chrome.jpg?200|}} **Darstellung**: Das Bild wurde von einem Account mit dem Namen selbstkritik veröffentlicht. Das Bild hat keine Über- oder Unterschrift, sondern ist nur eine gezeichnete Abbildung. Unter der Abbildung sind Hashtags zu lesen: #eml, #Sexismus, #Feminismus, #fmnsm, #Beine, #Haare, #beinhaare, #rasieren. Außerdem wird angegeben, dass unter dem Beitrag 380 Anmerkungen geschrieben wurden. Das veröffentlichte Bild zeigt zwei Beinpaare von den Oberschenkeln bis zu den Füßen, die nicht echt, sondern skizziert sind. Das linke ist behaart und orange gefärbt. Das andere hat keine Haare und ist rosa gefärbt. Beide Beinpaare sind fast gleich groß, aber das linke scheint dicker zu sein als das rechte. Die Füße sind nicht nach vorne gerichtet, sondern auf beiden Bildern nach rechts und links gespreizt. Über dem linken Beinpaar steht handschriftlich WHICH IS THE MAN? und über dem rechten Beinpaar steht in derselben Handschrift die Frage WHY? Beide Fragen sind unterstrichen. **Interpretation**: //Bild//: Es kann davon ausgegangen werden, dass das Bild mit Hilfe einer Computersoftware erstellt wurde und die Fragen auch mit dem Handschriftentool einer Computersoftware geschrieben wurden. Die beiden Personen, zu denen die Beine gehören, sind so dargestellt, dass sie in einer normalen Position stehen. Es ist auffällig zu sehen, dass die Beine auf der linken Seite, auf denen sich Haare befinden, orange gefärbt sind und das rechte Bein rosa angemalt ist. Rosa und rasiert lässt uns zunächst glauben, dass sie einer Frau gehören, und das linke Bein lässt uns glauben, dass sie einem Mann gehören. Die Frage beiden Fragen über den Beinpaaren lenkt jedoch unsere Aufmerksamkeit auf andere Aspekte. Auf englisch geschrieben steht hier, „Wer ist der Mann“ und „Warum?“. Entweder hat die Person, die hinter dem Account selbstkritik steht, die Karrikatur selbst gezeichnet oder es ist ein Screenshot, der jetzt auf dem Profil veröffentlicht wurde. Hashtags: Die verschienden Hashtags machen darauf aufmerksam, in welches Themengebiet uns das Bild bzw. der Post leiten soll. Die Themen Feminismus und Sexismus in Verbindung mit dem Thema Beinhaare und rasieren stellen Stereotype dar, die schon seit langer Zeit für „das Bild der Feministin“ stehen. Hier wird mit Hilfe des Bildes allerdings darauf aufmerksam gemacht, dass es keine Rolle spielt, bzw. wenn es im Kopf des Zuschauers oder der Zuschauerin immer noch eine so verankert ist, dass Männer unrasiert sein sollten oder Frauen rasiert, sollte man sich die Frage „warum?“ stellen. //Kontoname//: Der Kontoname selbstkritik deutet daraufhin, dass der Kontoinhaber oder die -inhaberin sich vielleicht selbst für diese in der Vergangenheit vertretenen Überzeugungen kritisieren will oder vielleicht die Selbstkritik der Gesellschaft an sich selbst verherrlicht, was darauf hindeutet, dass die Gesellschaft ihren eigenen Werten gegenüber kritisch sein sollte, wenn es um Frauen, Feminismus und Sexismus geht. Nicht immer muss der Kontoname aber eine Bedeutung haben. Im Material sind allerdings viele Beiträge von diesem Konto zu sehen, was die Interpretation vor allem in Bezug auf das Thema Feminismus nahelegt.   //Bild//: Feminismus könnte hier unter zwei Aspekten betrachtet werden. Einer davon bezieht sich auf das Körperbild der Frau. Er weist darauf hin, dass es keine Rolle spielen sollte, ob eine Frau ihre Beine rasiert oder nicht. Gleichzeitig wird aber auch vorgeschlagen, dass wir unseren Verstand schulen sollten, damit wir aufhören, körperliche Eigenschaften und Entscheidungen mit einem bestimmten Geschlecht in Verbindung zu bringen. //Hashtags//: Feminismus bedeutet hier also eine Idee, die die Grenzen von Geschlecht und Sexismus überschreitet und uns dazu drängt, unsere Kategorien und Denkmuster zu ändern, die mit körperlichen Entscheidungen verschiedener Menschen verbunden sind. //Bild und Hashtags:// Der Beitrag weist darauf hin, dass der Feminismus die Idee unterstützt, dass eine Person, ob Mann oder Frau, nicht nach ihren Entscheidungen in Bezug auf ihren eigenen Körper beurteilt werden sollte. Eine Person sollte so akzeptiert werden, wie sie ist. In diesem Zusammenhang könnte man auch sagen, dass Feminismus eine Idee ist, die sich nicht nur mit Frauen beschäftigt, sondern über die Rechte des Menschen im Allgemeinen spricht. Die Freiheit zu wählen, was man für sich selbst für das Beste hält, soll im Sinne des Feminismus respektiert werden. ====== Textanalyse ====== **Änderung der Vorgehensweise** Wir haben versucht, die Texte in den einzelnen Beiträgen mit Hilfe von Codes zu analysieren. Dabei sind uns zwei Fehler unterlaufen, und wir planen nun, unsere Strategie zu ändern. Bei der Kodierung haben wir die verschiedenen Ebenen (vorikonographisch, ikonographisch und ikonologisch), auf denen wir Codes erstellen sollten, nicht berücksichtigt. Darüber hinaus haben wir nur bestimmte Stichwörter aus vielen verschiedenen Beiträgen ausgewählt und daraus Codes erstellt. Dies deutet darauf hin, dass wir unsere Aufmerksamkeit nicht vollständig auf einen einzelnen Beitrag gerichtet haben, was dazu führte, dass viele wichtige Informationen ignoriert wurden. Außerdem sind wir unstrukturiert vorgegangen, was das Erstellen von Codes nicht einheitlich machte. Deshalb haben wir uns entschieden, bestimmte Textbeiträge aus dem Screenshot auszuwählen und sie mit Hilfe der dreistufigen Analyse, die wir auch bei der Bildanalyse eingesetzt haben, zu untersuchen. Das Ziel der Analyse ist es zu bestimmen, was unter Feminismus anhand einzelnen Beiträgen zu verstehen ist. Dabei gehen wir schrittweise vor und versuchen eine Struktur bei der Analyse der Beiträge beizubehalten. **Beitrag 1 (vom Account selbstkritik, über Vergewaltigung)** {{:lv-wikis:qasm20:screenshot_20200919-155610_chrome.jpg?200|}} **1.Darstellung:** Der Textbeitrag wurde vom Account selbstkritik veröffentlicht. Das Profilbild des Kontos zeigt eine weiße Frau mit schwarzem, langem, glattem Haar. Sie hat beide Hände auf Brusthöhe zusammengelegt. Auf ihrem Gesicht ist kein Ausdruck zu erkennen und ihre Augen blicken rechts von der Kamera weg. Der Beitrag hat 1629 Anmerkungen. Der Text des Beitrages lautet: Vergewaltigung ist eines der schlimmsten Verbrechen auf der Welt. Und es geschieht alle paar Minuten. Das Problem mit Gruppen, die sich mit Vergewaltigung beschäftigen ist, dass sie Frauen aufklären wollen, wie sie sich verteidigen können. Was wirklich geschehen muss: Männer müssen darin geschult werden, niemanden zu vergewaltigen. Man muss bei der Quelle anfangen. Der Text wurde laut des Beitrages von Kurt Cobain verfasst. Der Name ist am Ende des Textes angegeben. **Hashtags:** Die unten verwendeten Hashtags sind #Feminismus, #Vergewaltigung, #Sexismus, #Kurt Cobain, #Zitate, #fmnsms und #eml. **2. Interpretation:** Der Text ist ein Zitat von Kurt Donald Cobain, einem amerikanischen Singer-Songwriter und Musiker, der vor allem für seine Zusammenarbeit mit der Band Nirvana bekannt war. Der oder die Kontoinhaber*in hält Vergewaltigung für ein relevantes Thema und teilt Kurt Cobains Gedanken darüber, wie mit sexuellen Übergriffen in der Gesellschaft umgegangen werden kann. Dabei werden die Worte von Kurt Cobain genutzt, um eigene Gedanken, Ideen oder auch Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Kobains Interesse an der Verschmelzung von gesellschaftlicher Dynamik und Musik lässt sich besser verstehen, wenn dieses Zitat im Zusammenhang mit dem Lied ''Rape me'' gesehen wird, das im September 1993 auf dem Album ''In Utero'' von Nirvana veröffentlicht wurde. Kobain und Nirvana wollten durch die Lieder als solche ein Bewusstsein für Sexismus schaffen (siehe https://en.wikipedia.org/wiki/Rape_Me). **Text:** Der Text will die Idee verbreiten, die dem allgemeinen Verständnis der Gesellschaft darüber zuwiderläuft, was zur Beseitigung von Vergewaltigung und sexuellen Übergriffen getan werden sollte. Das allgemeine Verständnis scheint darin zu bestehen, Frauen darüber zu unterrichten, wie sie sich im Falle eines sexuellen Übergriffs verteidigen können oder wie sie eine Vergewaltigung vermeiden können. Zu den allgemeinen Anweisungen, die durch das Patriat in den Köpfen der Menschen verankert werden, könnte gehören: keine Kleidung zu tragen, die zu viel Haut zeigt, nachts nicht allein nach draußen zu gehen und weniger befahrene Wege zu vermeiden. Ihnen können auch formell bestimmte Mechanismen der Selbstverteidigung beigebracht werden, die im Falle eines sexuellen Übergriffs eingesetzt werden können. Diese Interpretation und der Eindruck, der von Feminismus vermittelt wird, kommt auch in Zusammenhang mit den restlichen Beiträgen des Screenshots auf. Die Alternative, die der Feminismus unterstützt, ist, dass man immer bei der Quelle beginnen sollte. In diesem Fall sind die Quelle der Vergewaltigung Männer. Er unterstützt die Idee dass, statt Frauen über Selbstverteidigung zu belehren, von der Gesellschaft beigebracht werden sollte, dass Männer bzw. niemand vergewaltigen sollte. Die Kultur, der Sozialisierungsprozess, die Erziehung und die Schulbildung - all dies kann in diesem Prozess eine große Rolle spielen. Darüber hinaus, wie wir diesen Beitrag über Tumblr sehen, können wir auch auf soziale Medien zurückgreifen, um Personen in Bezug auf Vergewaltigung zu schulen. **Kontoname:** Der Kontoname selbstkritik suggeriert, dass der/die Kontoinhaber*in sich als Teil der Gesellschaft versteht und die Gesellschaft kritisieren möchte, während er/sie selbst Teil der Gesellschaft bleibt. Er/sie könnte suggerieren, dass es im Feminismus nicht darum geht, anderen die Schuld für ihre Handlungen zuzuschieben, sondern Verantwortung für die eigenen Handlungen zu übernehmen. Nur auf diese Weise kann die Gesellschaft lernen, Kritik an sich selbst zu akzeptieren, ihren Fehler bezüglich der bisherigen Handhabung von Vergewaltigung zu erkennen und sich zu verbessern. Allerdings ist bei Kontonamen, genauso wie Email-Adressen oder Blognamen zu berücksichtigen, dass diese stets virtuell sind und keinen offiziellen Grad haben, wie zum Beispiel der eingetragene Name in einem Ausweis. Der Name kann dementsprechend auch gar nichts zu bedeuten haben und nur zufällig ausgewählt sein. In diesem Fall sprechen die übrigen Beiträge, die von dem Account veröffentlicht wurden, allerdings dagegen. **Hashtags:** Die Hashtags #Vergewaltigung und #Feminismus neben #Sexismus in diesem Zusammenhang legen nahe, dass der Feminismus, wenn er die Gesellschaft dazu drängt, Männer über Vergewaltigung zu belehren, die Männer für die Tat verantwortlich macht und ihnen gegenüber eine offensive Haltung einnimmt. Das Hashtag #Sexismus will die Gesellschaft daran erinnern, dass es zu Opfer-Schuldzuweisungen führen kann, wenn man sich nur auf eine Seite der Medaille konzentriert, d.h. wenn man Frauen beibringt, wie sie sich gegen Vergewaltigung verteidigen können. Sexismus, so der Text, müsse in solchen Situationen vermieden werden und die Schuld solle bei Vergewaltigungen bei den Männern liegen. **Beitrag 2 (vom Account dieunrasiertebirkstockträgerin, über Kindererziehung)** {{:lv-wikis:qasm20:screenshot_20200919-155512_chrome.jpg?200|}} **1. Darstellung:** Das Konto dieunrasiertebirkenstockträgerin hat einen Textbeitrag freigegeben, der auf Twitter von einem Konto mit dem Namen Bissmah Mehmud veröffentlicht wurde. Der Beitrag hat 353 Anmerkungen. Der Text lautet: Gentle reminder to all families in isolation. Your husband is not ‘helping’ with the kids. He’s parenting. Please dont be handing out medals to this species for doing basic parental tasks. No need to put up statuses full of praise because a man changed his child’s diaper. **Profilbilder:** Das Profilbild des Tumblr-Accounts zeigt einen schwarzen Hintergrund, auf dem eine Zeichnung eines weiblichen Fortpflanzungsorgans in Weiß zu sehen ist. Der rechte Eileiter ist gekrümmt und zeigt einen Mittelfinger in Richtung des Zuschauers. Der Twitter-Account hat ein Profilbild, auf dem ein Berg im Hintergrund zu sehen ist. Der Berg kann nicht vollständig beobachtet werden, da das Bild aus einem Winkel aufgenommen wurde, der auf beiden Seiten Grün (Bäume) zeigt, was die Sicht versperrt. **Hashtags:** Die Hashtags, die sich der Kontoinhaber im Rahmen dieses speziellen Beitrags teilt, sind #feminismo, #liberal feminism, #interectional feminsim, #feminismus und #gender critical feminism. Es gibt weitere Hashtags, aber sie sind in dem Beitrag nicht zu sehen. **2. Interpretation:** Der Text kritisiert das Verhalten jener Frauen, die ihre Ehemänner dafür loben, dass sie Hausarbeiten, insbesondere im Zusammenhang mit Kindern, erledigen. Ziel des Textes ist es, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass das, was diese Männer tun, nicht etwas Zusätzliches ist, sondern dass es sich dabei um grundlegende Umgangsformen handelt, die Männer genauso wie Frauen tun sollen, weil Männer auch Eltern sind und diese Aufgaben mit der Elternschaft und nicht mit einem bestimmten Geschlecht verbunden sind. Das Thema ist in die Diskussion gekommen, weil während des Lockdown wegen COVID-19 viele Frauen ihre Ehemänner in den sozialen Medien dafür gelobt haben, dass sie ihnen im Haushalt „helfen“ und sich um die Kinder kümmern. Auch kann es darauf zurückzuführen sein, dass viele den Alltag nun zusammen meistern und nicht mehr ein Elternteil bei der Arbeit ist und die täglichen Aufgaben, die bezüglich Elternschaft anfallen in vollem Umfang mitbekommen und nicht nur außerhalb der Arbeit. Feminismus kann hier als eine Idee verstanden werden, die aggressiv gegen bestimmte Praktiken der Gesellschaft vorgeht. Die aggressive Haltung wird durch die Verwendung von Wörtern wie „Spezies“ für Ehemänner dargestellt. Wir würden es als Ausdruck von Aggression interpretieren, wenn hier ein Tonfall verwendet wird, der den Akt des Windelwechsels herabsetzt. Diese Aggression scheint sich bei der Interpretation der beiden Vorkommnisse gegen Männer zu richten. Auf einer anderen Ebene könnte man jedoch sagen, dass der Text in Bezug auf die Elternschaft nicht wirklich zwischen Männern und Frauen unterscheiden will und den Akt des Windelwechsels oder bzw. die Ausführung bestimmter Haushaltsarbeiten als etwas sehr Grundlegendes betrachtet, das ein Mensch ausführen können sollte, ohne dafür Lob zu erwarten. Dass sich der Feminismus vom Sexismus unterscheidet, zeigt sich auch daran, dass der Text dazu neigt, auch Frauen zu kritisieren. Das bedeutet, dass Feminismus eine Idee ist, die über die Grenzen eines bestimmten Geschlechts hinausgeht. **Profilbild:** Das Profilbild der Konto dieunrasiertebirkenstockträgerin zeigt das weibliche Fortpflanzungssystem und die rechte Follikelröhre hat eine Hand, die eine Mittelfingergeste zum Zuschauer macht. Das Profilbild scheint auch eine aggressive Haltung gegenüber der Gesellschaft einzunehmen. Da die Frauen seit sehr langer Zeit unterdrückt werden, kann man sagen, dass es nun an der Zeit ist, dass der Feminismus ihnen hilft. Die Frauen, ihre Körper, ihre Ideen waren viel Verfolgung ausgesetzt und jetzt ist es an der Zeit, dass die Frauen eine aggressive Haltung gegen das Patriarchat einnehmen. Kontoname: Der Kontoname dieunrasiertebirkenstockträgerin legt nahe, dass es im Feminismus darum geht, stolz darauf zu sein, was Frauen sind. Sie sollen sich in ihrer Haut wohlfühlen und müssen sich nicht an die von der Gesellschaft gesetzten Normen darüber halten, was Frauen tragen und wie sie sich verhalten sollen. Körperbehaarung ist in diesem Zusammenhang ein wichtiges Thema. Von Frauen wird erwartet, dass sie ihre Körperbehaarung rasieren, bevor sie in der Öffentlichkeit auftreten, aber der Name des Kontos lässt etwas anderes vermuten. Er suggeriert, dass die Ideen, die aus diesem Konto geteilt werden, gegen die Normen der Gesellschaft verstoßen und Frauen dazu bringen werden, sich so zu akzeptieren, wie sie sind, und sich an ihrem eigenen Selbst zu orientieren, anstatt sich an der Gesellschaft zu orientieren. **Hashtags:** Das Hashtag #liberal feminism weist auf eine Haltung gegenüber der Gesellschaft hin, dass Frauen durch ihr eigenes Handeln Gleichberechtigung in der Gesellschaft erlangen können, und #intersectional feminism neigt dazu, historische Kontexte, die mit Frauen in Verbindung gebracht werden, einzubringen. Sowohl das Profilbild als auch der Kontoname weisen in Verbindung mit diesen Hashtags auf eine kritische Haltung des Feminismus gegenüber der Gesellschaft hin. Sie neigen dazu, anzudeuten, dass die Verfolgungen, die in der Vergangenheit gegen Frauen ausgeübt wurden, nicht mehr toleriert werden sollten. Das Hashtag #gender critical feminism neigt dazu, eine exklusivere Haltung gegenüber Frauen anzudeuten und Geschlecht und Sex anders zu verstehen. **Beitrag 3 (vom Account send-more-letters)** {{:lv-wikis:qasm20:screenshot_20200919-161942_chrome.jpg?200|}} **1. Darstellung:** Der Tumblr-User bzw. die Userin hat einen Textbeitrag veröffentlicht, der folgendermaßen lautet: //Ihr nennt es „Feminismus“, ich nenn' es einfach „Menschlichkeit“. Denn im Gegensatz zu euch Heuchlern, sind für mich alle Menschen gleich.// **Profilbild und Hashtags:** Auf dem Profilbild des Kontos ist eine weiße Person zu sehen, die ein schwarzes Oberteil trägt, kurze helle Haare hat und eine Brille trägt. Sie schaut direkt zur Kamera. Unter dem Text steht Juju. Auch die Hashtags sagen #juju, #juju44, #intro, #blingbling, #feminismus, #menschlichkeit #allemenschengleich, #heuchler, #deutschrap und noch weitere Hashtags, die allerdings nicht zu sehen sind. Außerdem sind unter dem Beitrag 304 Anmerkungen kommentiert worden. **2. Interpretation:** Der Text stammt von der Rapperin Juju und wurde auf ihrem Album Bling Bling 2019 veröffentlicht. Das Lied handelt von ihrem Aufstieg in der männerdominierten Rapwelt und was sie in kurzer Zeit bereits erreicht hat. Sie beschreibt wie „krank“ sie das Verhalten in der Rapwelt findet und projiziert dies auch auf die Welt außerhalb des Raps. Daraufhin folgt das Zitat, im Anschluss rappt sie, dass man sie nicht als Frau bewerten wird, sondern lediglich ihr künstlerisches Talent, sprich ihr Album bzw. ihre Musik. Der Text wendet sich, durch die Verwendung der zweiten Person Plural, an eine Gruppe von Menschen, die als „Heuchler“ bezeichnet werden. Durch dieses negativ sozialisierte Wort und den Inhalt wirkt dieses Zitat wie eine Anschuldigung oder auch ein Vorwurf. Die Sängerin Juju positioniert sich klar und sagt, dass für sie alle Menschen gleich sind. Sie wendet sich entweder an die männliche Rapwelt (was aus den vorherigen Zeilen des Textes hervorgeht) oder aber auch gröber gefasst an Menschen, die das Wort Feminismus in ihrem Sprachgebrauch verwenden. Für die Rapperin steckt in der Gleichberechtigung aller Menschen nämlich nicht das Wort Feminismus, sondern Menschlichkeit. Ob sie Feminismus hierbei wie wir, nämlich als die Gleichberechtigung aller Menschen, versteht, bleibt unklar. Sie setzt sich in jedem Fall mit Gleichberechtigung auseinander, was in ihrer Position aus außenstehender Sicht wichtig ist, da es nur sehr wenige weibliche Rapperinnen gibt und diese sich ihre Stellung vermutlich auf andere Art und Weise erarbeiten müssen, als es Männer in der Musikbranche tun. **Profilbild:** Das Profilbild scheint ein Foto aufgenommen mit der Frontkamera zu sein. Es weist keine Besonderheiten oder herausstechende Merkmale auf, sondern zeigt nur eine Person die freundlich in die Kamera guckt. Auch im Hintergrund oder an der Kleidung sind keine Merkmale zu sehen, die Auffälligkeiten aufweisen. Demnach kann man nicht darauf schließen, aus welchem sozialen Umwelt die Person auf dem Foto kommt oder was sie mit den Lyrics in Verbindung bringt. Es kann die Meinung der Person sein, dadurch dass das Zitat aus einem Lied stammt, ist aber auch möglich, dass der Person lediglich das Lied gut gefällt und sie das mit diesem Ausschnitt verdeutlichen möchte. **Kontoname:** Der Kontoname ist auf englisch, was aber nicht unbedingt eine Bedeutung für die Herkunft des Accounts spielen muss, da der Beitrag, um den es sich bei der Analyse handelt, auf deutsch ist. Send more letters ruft dazu auf, (wieder) mehr Briefe zu schreiben, was auf der einen Seite ein nostalgisches Gefühl auslöst und auf der anderen Seite widersprüchlich zur Plattform tumblr ist, die ein modernes Medium ist und dem Umlauf von Briefen eher entgegenwirkt. **Hashtags:** Die Hashtags beziehen sich hauptsächlich auf den Inhalt des Beitrags oder den Kontext, indem er enstanden ist. Sie sind somit auf das Album von Juju zurückzuführen oder auf Worte, die darin vorkommen. Sie spiegeln den Inhalt des Beitrags wider. **Beitrag 4 (vom Account wer-braucht-feminism)** {{:lv-wikis:qasm20:screenshot_20200919-155817_chrome.jpg?200|}} **1. Darstellung:** Das Konto hat einen Beitrag veröffentlich der folgendermaßen dargestellt wird: In einer größeren Schrift steht Ich brauche Feminismus weil und darunter in kleinerer Schrift ich die ständige Fleischbeschauung und Objektifizierung des femininen Körpers satt habe. Das ist der Textbeitrag, worunter man zusätzlich erfährt, dass er von einer Person mit dem Accountnamen goldchainlove eingereicht wurde. Insgesamt hat der Beitrag 115 Anmerkungen, die für uns aufgrund des Screenshots nicht zu sehen sind. **Profilbilder:** Das Profilbild des Account ist nicht zu erkennen, da es auf unserem Material zensiertist. **Hashtags:** Die Hashtags lauten #werbrauchtfeminismus, #ichbrauchefeminismus, #feminismus, #whoneedsfminism, #feminism, #submission **2. Interpretation:** „Wer-braucht-feminismus“ ist ein Tumblr Account und gleichzeitig eine Initiative, die von amerikanischen Studentinnen ins Leben gerufen wurde. 2012 brachte Jasmin Mittag, eine Aktivistin und Künsterin, die Kampagne auch nach Deutschland. Ziel dieser Initiative ist es, den Dialog um Feminismus anzukurbeln und zu zeigen, warum Feminismus benötigt wird. Es wird dazu aufgerufen, zu zeigen, warum man persönlich Feminismus braucht, um das Thema zugänglich zu machen. Mit dem Slogan „Mut tut gut. Teile auch du deine Gedanken!“ wird dazu aufgefordert, auch vermeintlich unangenehme Situationen mit der Tumblr Community zu teilen. Der Beitrag wurde von der Initiative Wer-braucht-Feminismus veröffentlicht und wurde ursprünglich von einem anderen Account verfasst. Über diesen Account lässt sich wenig sagen, da wir nur den Accountname kennen und dieser zwar eine Bedeutung haben kann, aber über diese kann man sich nie sicher sein. Der Inhalt des Beitrages fasst ein neues Thema auf, das bisher nicht in unserer Analyse vorkam, aber im restlichen Material und auch im Themengebiet Femismus eine große Rolle spielt. Die Objektifizierung des feminen Körpers, wie es im Beitrag geschrieben ist. Durch die Objektifizierung von etwas als Sache, wird in diesem Fall der Körper des Menschen als Objekt gesehen und damit die Würde der Peron beeinträchtigt. Im Beitrag wird das Wort feminin verwendet und nicht das damit zu verwechselnde Adjektiv weiblich. Als feminin wird, laut dem Duden, verstanden was für Frauen charakteristisch ist. Dies wirft in Bezug auf Feminismus einen neuen Aspekt auf, da die damit auftretenden Stereotypen kritisiert werden. Feminist*innen verschiedener Strömungen sagen, dass es nicht „die Frau“ gibt und man somit auch nicht sagen kann, was für Frauen charakteristisch ist. Ich denke im Zusammenhang mit diesem Beitrag wird vielmehr kritisiert, dass der weibliche Körper objektifiziert wird und somit nicht mehr als lebendig, sondern als „Fleisch“ betrachtet wird, das „angeschaut“ (Fleischbeschauung) wird. Die Person, die hinter dem Namen goldchainlove steht, hat das „satt“. Durch die Ausdrucksweise, die auf mich wütend und aufgebracht wirkt, kann man annehmen, dass der Person eine solche Situation bereits widerfahren ist und deshalb anmerkt, dass Feminismus benötigt wird. Alltägliche und gleichzeitig populäre Beispiele hierfür sind die Tabuisierung der weiblichen Brust und damit einhergehend das Stillen von Kindern in der Öffentlichkeit. ====== Tumblr und Feminismus ====== ===Was ist Feminismus? (Eindruck vor der Analyse)=== Der Screenshot aus Tumblr, den wir vor uns haben, definiert Feminismus nicht in einer bestimmten Weise. Wenn man sich die verschiedenen Fotos und Texte ansieht, scheint es auf den ersten Blick, dass es wenige Übereinstimmung darüber gibt, was Feminismus wirklich ist. Es bedeutet auch, dass wir kein systematisches Verständnis der verschiedenen, mit dem Feminismus verbundenen Konzepte erhalten, da die Beiträge auf Tumblr und die Suchergebnisse nicht linear angeordnet sind. Um die Bedeutung des Feminismus anhand des Screenshots wirklich zu verstehen, müssen wir die Analyse aller Fotos und Texte im Detail betrachten und sie in bestimmte Begriffe einordnen. Die Korrelation dieser Konzepte miteinander, könnte uns eine bessere Vorstellung davon vermitteln, wie diese speziellen Nutzer*innen Feminismus verstehen und ist der erste Schritt in Richtung einer Theoriebildung. In diesem Zusammenhang ist es für wichtig, die Anzahl der Kommentare zu betrachten, die zu jedem Beitrag eingegangen sind. Die Beiträge mit den meisten Kommentaren würden implizieren, dass es sich um die am meisten diskutierten (oder bestritten) Themen handelt, die negative Konnotationen aufweisen. Es könnte auch sein, dass diese Themen am meisten Zustimmung finden und daher von anderen Nutzern gewürdigt werden. Da wir keinen Zugang zu den Kommentaren haben, können wir nicht herausfinden, was genau der Fall ist. Aber durch die Anzahl der Kommentare haben wir einen Eindruck davon, welches Thema Diskussionen auslöst. Die Konzepte in Bezug auf den Feminismus, die sich aus dem Screenshot ableiten lassen, reichen von extremer Kritik am patriarchalischen System bis hin zum Verständnis des Feminismus als ein Konzept, das nicht nur für Frauen, sondern für die Menschheit im Allgemeinen befreiend wirkt. Zu den wiederkehrenden Themen in unserem Screenshot gehören: Körperbild, Vergewaltigung, Geschlechterrollen, Intelligenz von Frauen, Sexismus usw. Das haben wir mit Hilfe unserer Tabelle herausgefunden, die wir aber auf unstrukturierte Art und Weise geführt haben. Da Tumblr kein formeller Blog ist, der bestimmte akademische oder schriftstellerische Fähigkeiten voraussetzt, lässt sich daraus schließen, dass die Beiträge, die im Allgemeinen nicht über die Beweise hinter ihren Behauptungen besorgt sind, Feminismus als ein allgemeines Konzept gegen die gegenwärtige Darstellung von Frauen in der Gesellschaft definieren. Daher kritisiert es stark, wie die Gesellschaft Frauen versteht, insbesondere auf der Grundlage vorgefasster Vorstellungen und zugeschriebener Merkmale, und baut eine Erzählung auf, die sich um Freiheit und Emanzipation der Frauen von diesen zugeschriebenen Kategorien dreht. Durch die nicht lineare Struktur von Tumblr, fallen viele Beiträge in das Muster, die von den Verfassern nicht unbedingt unter dem Aspekt, etwas feministisches online zu stellen, veröffentlicht wurden, sondern aus anderen Gründen. Andere Nutzer*innen teilen diese Beiträge dann, weil es für diese Personen feministisch ist. Durch die große Anzahl an Individuen und die unterschiedlichen Auffassungen, ist es schwierig Feminismus zu beschreiben. Es bedeutet, beim Betrachten der Screenshots in erster Linie Erfahrungen und Meinungen zu dem Thema zu äußern. Viele der Screenshots erinnern an die schlechte Erfahrungen, die Menschen erlebt haben und durch den Hashtag „Feminismus“ verweisen sie dann darauf, dass sie dieser Bewegung angehören oder es dieses Thema betrifft. Die Struktur des Feminismus wirkt dabei auf den ersten Blick ebenso unergründlich wie die Struktur von Tumblr. Wo fängt Feminismus an, wo hört Feminismus auf? Diese Frage ist ebenso schwierig, wie sich nach einer Zeit der Flut an Informationen und Inspirationen von Tumblr zu entziehen. ==="Wer braucht Feminismus?" Eine Anmerkung=== Viele Ausschnitte der Screenshots zeigen Texte, die mit „Ich brauche Feminismus, weil..“ beginnen. Danach werden meist alltägliche Situationen beschrieben, die darauf hinweisen, dass es noch ein weiter Weg bis zur Gleichberechtigung aller Geschlechter ist und noch nicht alle Ziele erreicht sind. Da viele Ausschnitte mit diesem Satzanfang beginnen, kann man annehmen, dass es sich um eine Art Trend oder ähnliches handelt, den jemand ins Leben gerufen hat. „Wer-braucht-feminismus“ ist ein Tumblr Account und gleichzeitig eine Initiative, die von amerikanischen Studentinnen ins Leben gerufen wurde. 2012 brachte Jasmin Mittag, eine Aktivistin und Künsterin, die Kampagne auch nach Deutschland. Ziel dieser Initiative ist es, den Dialog um Feminismus anzukurbeln und zu zeigen, warum Feminismus benötigt wird. Es wird dazu aufgerufen, zu zeigen, warum man persönlich Feminismus braucht, um das Thema zugänglich zu machen. Mit dem Slogan „Mut tut gut. Teile auch du deine Gedanken!“ wird dazu aufgefordert, auch vermeintlich unangenehme Situationen mit der Tumblr Community zu zeigen. Ich persönlich kann mir vorstellen, dass durch diese Initiative dargestellt werden soll, dass niemand mit seinen Problemen bezüglich Feminismus alleine ist und jeder seine individuellen Gründe für Feminismus hat. So kann man das Thema aus vielen verschiedenen Perspektiven betrachten, was das Thema interessant macht und immer aktuell hält. ====== Theoriebildung ====== Der Analyse Dreischritt folgt einer induktiven Methode, bei der wir von unten nach oben vorgehen. Wir haben mit der Analyse einzelner Beiträge begonnen und werden uns nun der Theoriebildung zuwenden. Diese Phase der Theoriebildung verlangt, dass die einzelnen Beiträge und ihre Analysen einander gegenübergestellt werden. Diese Gegenüberstellung der Einzelfälle ist die Voraussetzung für die Bindung der Analysen und den Übergang zur Theoriebildung (vgl. Schirmer 2009: 104). Wir haben versucht, die wiederkehrenden Themen und Ideen herauszufinden, die Teil des Materials bzw. unserer Analyse sind. Diese Themen werden dann miteinander verbunden, um herauszufinden, was Panofsky den Habitus nennt (vgl. Bohnsack 2003: 248). Bohnsack stellt fest: "Dieser "Wesenssinn" oder "Habitus" kann individuelle Kunst sein (so beispielsweise als Ausdruck eines 'linkischen Wesens') oder sich auf den kollektiven Charakter beziehen als Ausdruck eines Milieus: beispielsweise eines 'proletarischen' oder 'bürgerlichen' Habitus" (vgl. Bohnsack 2003: 248). In unserer Analyse sind sowohl die individuellen als auch die kollektiven Aspekte nachvollziehbar. Die individuellen Beiträge wurden bereits analysiert und nun soll in der Phase der Theoriebildung das kollektive Verständnis in Bezug auf den Feminismus aufgezeigt werden, das anhand der verallgemeinerten Eindrücke aus dem Screenshot erforscht wird. Die Theoriebildung ist der letzte Schritt des dreistufigen Analysemodells. Nachdem wir nun vorausgehend die Darstellung unseres Materials strukturiert und immer wiederholend betrachtet haben und auch die Analyse abgeschlossen ist, folgt der letzte Schritt des Prozesses. Hier suchen wir nach Gemeinsamkeiten, die im Material immer wieder vorkommen, nach Mustern, die auffällig sind und Ähnlichkeiten, die beispielsweise in Sprache oder der Darstellung von Text bzw. Bild auffallen. Aber der Fokus soll nicht nur auf den Gemeinsamkeiten liegen, denn auch die Unterschiede sollen betrachtet und untersucht werden. Folgende Aspekte sind dabei aufgefallen: === Sprache als Provokation === In allen Bildern fällt auf, dass die Sprache, die in den Screenshots verwendet ist, als provokant einzustufen ist. Im ersten Bild wird „the future is feminist“ verkündet, was sich nach einem Ziel anhört, das es unbedingt einzuhalten gilt. Im zweiten Bild wird eine rhetorische Frage als Überschrift verwendet. Rhetorische Fragen werden nicht gestellt, weil man eine Antwort erwartet und Informationen erhalten möchte, sondern um auf etwas offensichtliches hinzuweisen, zu beeinflussen oder auch etwas zu behaupten. Unter dem letzten Bild steht die Frage „Which is the man?“, was in Verbindung mit den beiden rasierten bzw. unrasierten Beinpaaren steht. Mit diesem Thema werden Menschen, die sich als Feminist*innen bezeichnet immer wieder konfrontiert und viele Klischees fallen auf diesen Aspekt zurück. Dieses Thema anzusprechen wirkt demnach auch wie eine Provokation. Im ersten Beitrag der Textanalyse geht es um Vergewaltigungen und darum, den Ursprung bei den Vergewaltigern zu finden und diese darin schulen, niemanden mehr zu vergewaltigen. Auch dieser Ausschnitt kann als Provokation verstanden werden, da im Text nicht das Wort Vergewaltiger verwendet wird, sondern Männer. Der Text scheint den Anspruch auf Richtigkeit zu erheben und wirkt wie eine Aussage, an der nichts zu verbessern oder zu ändern ist. In den sozialen Medien kann so ein Beitrag polarisieren, da er viele User*innen erreichen kann und sich manche durch die Aussage, dass Männer die Quelle von Vergewaltigungen sind bzw. man bei der Schulung der Quelle beginnen muss, angegriffen fühlen könnten. Das kann dem Account im Voraus durchaus bewusst gewesen sein, besonders im Hinblick auf die anderen Beiträge die von diesem Account veröffentlicht wurden. Demnach kann auch dieser Beitrag als Provokation eingeordnet werden. Der nächste Beitrag wurde von einem Account mit dem Namen „dieunrasiertebirkenstockträgerin“ veröffentlicht, was sehr auffällig ist, da hier gleich mit zwei Klischees gespielt wird. Auch der Name kann als Provokation eingeordnet werden, ebenfalls wie die passsiv aggressive Sprache des Textbeitrages. Im dritten Beitrag ist das Zitat einer Rapperin zu sehen, was ebenfalls als provokant und aggressiv eingeordnet werden kann. Das wird vor allem durch die Sprache deutlich, indem sie Wörter wie „Heuchler verwendet“, zudem ist der Satz mit einer Anschuldigung verbunden. Der letzte Beitrag stammt aus der Kategorie „Ich brauche Feminismus, weil..“ und auch dieser ist mit einer gewissen Wut verbunden, die provozierend wird. Die Person hinter dem Beitrag hat „etwas satt“, sie hat demnach genug und ist sauer. Ebenfalls benutzt sie das Wort Fleischbeschauung im Kontext mit der Objektifizierung von weiblichen Körpern, das wirkt wütend, aufgebracht und gleichzeitig herausfordern. === Feminismus betrifft alle === Die Botschaft in den Materialien ist nicht immer klar an eine Personengruppe gewandt. Im ersten Beitrag der Bildanalyse ist beispielsweise nicht einzuordnen, ob die Menschen auf dem Bild weiblich oder männlich sozialisiert sind, auch der Spruch auf dem Plakat der Personen wendet sich nicht an eine bestimmte Gruppe. Ebenfalls im nächsten Beitrag, das einen Videoausschnitt zeigt, ist nicht klar ein Adressat angesprochen. Es ist zwar eine Frau zu sehen, aber Inhalt sowie Hashtags lassen nicht darauf schließen, dass das Video sich an ein bestimmtes Geschlecht wendet, sondern ist vielmehr offen für alle Menschen. Das letzte Bild, die Karikatur, regt durch die Frage und Darstellung zum Nachdenken an, aber auch hier ist kein klarer Adressat zu finden. Im ersten Textbeitrag ist die Aufforderung zu finden, dass Männer in Bezug auf das Thema Vergewaltigung geschult werden müssen und der Ursprung bei der Quelle und nicht beim Opfer zu suchen ist. Indirekt ist es also eine Ansprache an Männer, denn oftmals sind Vergewaltiger männlich, aber es kann ebenfalls eine Information für Frauen, oftmals die Opfer von Vergewaltigungen sein, dass das Problem nicht bei ihnen liegt. Der nächste Beitrag wendet sich an die Familien in der Isolation, er vermutlich stammt aus der Zeit des Corona-Lockdowns und macht auf das Verhalten der Ehemänner aufmerksam. Indirekt widmet er sich demnach an die Ehefrauen (und setzt zudem ein heteronormatives System voraus) und beinhaltet einen Ratschlag, aber durch die Ansprache ist er eigentlich doch an alle Familienmitglieder adressiert. Der Beitrag mit dem Zitat der Rapperin Juju wendet sich an alle, die das Wort Feminismus verwenden oder hinter dem Konzept stehen, denn für sie ist es menschlich feministisch zu sein. Der letzte Beitrag beschreibt, warum Feminismus unter anderem gebraucht wird und wendet sich somit an alle, die noch anders handeln, als es im Beitrag beschrieben wird. Es werden zwar Personengruppen angesprochen, aber nicht die eines bestimmten Geschlechts. Durch diesen Aspekt wird deutlich, dass das Konzept Feminismus für alle Menschen da ist und demnach auch alle Menschen betrifft. Es sind zwar auf Profilbildern und in den Inhalten oftmals weiblich sozialisierte Personen zu sehen, aber die Botschaft dahinter richtet sich an alle. Die Tendenz, dass Feminismus von Frauen ausgeht, wird dennoch im Material deutlich. ===Heterogenität=== Obwohl in allen Beiträgen, die wir analysiert haben, Feminismus als ein Begriff verwendet wird, der sich auf ein bestimmtes Konzept bezieht, wird er nicht von allen gleich verstanden. Im ersten Bildbeitrag zum Beispiel und im vierten Textbeitrag ist der allgemeine Gebrauch des Wortes Feminismus deutlich zu sehen, wenn es heißt „die Zukunft ist feministisch“ oder wenn es heißt „ich brauche Feminismus, weil ...“ Bei der Verwendung des Begriffs Feminismus gibt es keine Einschränkung, die deutlich machen würde, was genau Feminismus ist und wann der Begriff bzw. das Konzept anwendbar ist. Wenn man jedoch den Inhalt der Beiträge analysiert, wird deutlich, dass in jedem einzelnen Beitrag der Feminismus als Träger unterschiedlicher Konzepte betrachtet wird. Die verschiedenen Themen, die unsere Beiträge begleiten, sind Sexismus, Gleichberechtigung der Geschlechter, Körperbild, Vergewaltigung und Klischees, die mit den Geschlechtern assoziiert werden. Anhand unserer Analysen lässt sich also feststellen, dass Feminismus kein homogener Begriff ist, der von allen gleich verwendet und verstanden wird. Vielmehr ist er stark mit unterschiedlichen gesellschaftlichen und kulturellen Themen verbunden. Dies weist auf die Heterogenität des Begriffs Feminismus hin, der unterschiedlich verwendet, propagiert und verstanden wird. Die subjektiven Perspektiven der User*innen in den Beiträgen sind teilweise so unterschiedlich, dass sie den Feminismus, wenn auch nicht ganz als ein widersprüchliches Konzept darstellen, so doch eine Reihe von Themen beinhalten, die an manchen Stellen als Gegensätze betrachtet werden könnten. So weist beispielsweise der dritte Bildbeitrag auf die Trivialität von Körperbildern hin, die mit einem bestimmten Geschlecht assoziiert werden. Er neigt dazu zu zeigen, dass Feminismus ein Konzept ist, das nicht unbedingt zwischen Männern und Frauen diskriminiert. Auf der anderen Seite nehmen die ersten beiden Textbeiträge jedoch einen offensiven Ansatz gegenüber Männern ein, sei es, dass man sie indirekt als Quelle der Vergewaltigung bezeichnet oder dass inwiefern man ihre Rolle in der Elternschaft würdigt. Aus dieser Erläuterung, mit Bezug auf die Beiträge, lässt sich ableiten, dass Feminismus als ein sehr weit gefasster Begriff verstanden werden kann, der in der Lage ist, stark kontrastierende Themen aufzunehmen. Auch solche, die auf den ersten Blick völlig gegensätzlich erscheinen. Die kulturellen, sozialen und subjektiven Perspektiven von Personen, die Feminismus in die Diskussion bringen, werden dann zu einem wichtigen Teil der Analyse. ===Sexismus=== In allen Beiträgen ist zu sehen, dass Feminismus eine Idee verfolgt, die sich gegen Sexismus ausspricht. Der Duden beschreibt Sexismus als eine Vorstellung, nach der ein Geschlecht dem anderen von Natur aus überlegen sei. Er begünstigt die [daher für gerechtfertigt gehaltene] Diskriminierung, Unterdrückung, Zurücksetzung, Benachteiligung von Menschen, besonders der Frauen, aufgrund ihres Geschlechts. In unserem Material wird betont, dass Frauen aufgrund des Geschlechts diskriminiert werden, und die Personen, die die Beiträge veröffentlicht haben, sind mit diesem Verhalten nicht einverstanden. Daher kann man im ersten Bildbeitrag leicht beobachten, wie sich diese als normal angesehenen Vorstellungen ändern und einen revolutionären Ansatz dazu verfolgen. Die Verwendung unterschiedlicher Sprachen legt auch nahe, dass der Feminismus nicht zwischen Menschen diskriminiert, die unterschiedliche Sprachen sprechen oder unterschiedlichen Kulturen angehören. Vielmehr soll er durch die Verwendung unterschiedlicher Sprachen für Menschen aller Nationen erreichbar sein. Der dritte Bildbeitrag weist auf das Körperbild der rasierten Frau hin, das in vielen Köpfen verankert ist. Die rhetorische Frage, wer der Mann ist, legt nahe, dass es für Menschen, die feministisch denken, keine Rolle spielen sollte, ob eine Frau rasierte Beine hat oder nicht und kein Körperbild mit einem bestimmten Geschlecht assoziiert werden sollte. Die Thema des Körperbildes lässt sich auch im vierten Textbeitrag beobachten, in dem die Versachlichung des weiblichen Körpers stark abgelehnt wird. Feminismus schlägt hier vor, dass keine Körperbilder mit einem bestimmten Geschlecht in Verbindung gebracht werden sollten und alle Menschen als gleichwertig betrachtet werden sollten. Abgesehen vom Körperbild wird Sexismus auch in Bezug auf die mit den Geschlechtern verbundenen Erwartungen diskutiert. Im zweiten Textbeitrag, in dem darauf hingewiesen wird, dass Männer nicht für alltägliche Aufgaben der Elternschaft besonders wertgeschätzt werden sollen, zeigt sich Feminismus als eine Idee, die Gleichberechtigung der Geschlechter weiter voranzutreiben und auch in alltäglichen Aufgaben zu überlegen, ob es nicht normal sein sollte, dass beide Elternteile diese übernehmen. Dasselbe könnte auch über den dritten Textbeitrag gesagt werden, der aussagt, dass Feminismus als Begriff nicht verwendet werden muss, da die feministischen Gedanken so verankert sein sollten, dass man sie als menschlich betrachten sollte. === Schlussfolgerung === Zusammenfassend lässt sich sagen, dass durch die Verwendung des Begriffes Feminismus ohne beistehende Erklärungen oder eine Definition, der Eindruck entsteht, dass es ein allgemeingültiges Konzept gibt, dass alle User*innen nutzen. Wie bereits beim ersten Blick auf das Material auffällt, ist das Thema aber sehr vielseitig und kann mit vielen Aspekten in Verbindung gebracht werden. Bestimmte Themen kommen immer wieder auf, wodurch der Eindruck entsteht, dass diese als Grundlage für eine Diskussion vorausgesetzt wird. Durch die Theoriebildung kann man nun leicht erkennen, welche Gemeinsamkeiten immer wieder auftauchen und welche Muster auf viele Screenshots anwendbar sind. ====== Quellen ====== Literatur: Bohnsack, Ralf 2014: Rekonstruktive Sozialforschung: Einführung in qualitative Methoden, 9., überarbeitete und erweiterte Auflage. Opladen. Bild- und Videointerpretation. Die dokumentarische Methode in der Bild- und Fotointerpretation, S. 75-98. Bohnsack, Ralf 2003 : Qualitative Methoden der Bildinterpretation. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 6(2): 239–256. Seko, Yukari (2013): Picturesque Wounds: A Multimodal Analysis of Self-Injury Photographs on Flickr (Forum: Qualitative Social Research, May 2013) Schirmer, Dominique 2009: Empirische Methoden der Sozialforschung. Grundlagen und Techniken. Paderborn, S. 83-128 (K3) Bohnsack, Ralf 2014: Rekonstruktive Sozialforschung: Einführung in qualitative Methoden, 9., überarbeitete und erweiterte Auflage. Opladen. Kapitel 8, Verstehen – Interpretieren – Typenbildung: 131–155 Internetquellen: https://www.youtube.com/watch?v=r5ssX18NM7c&feature=youtu.be https://apps.apple.com/de/app/tumblr/id305343404 https://www.tumblr.com/ https://de.statista.com/themen/1993/tumblr/ https://en.wikipedia.org/wiki/Tumblr#:~:text=Karp%20had%20had%20had%20been%20interessiert%20an,stellen%20ihr%20eigenes%20Tumblelogging%20Plattform%20vor