03.11.2022
Direkt nach der Wende schien es ein explosionsartiges Anschwellen der Forschung im Bereich Ostdeutschland- und Vereinigungsforschung (ODF und VF) zu geben. Bereits 1995 setzte ein Abwärtstrend ein der bis 1998 fortdauerte und bis heute auf dem Stand bleibt. Allerdings entwickelten sich zeitgleich alternative Forschungsgegenstände wie soziale Ungleichheiten, Globalisierung etc. die zu einem Schrumpfen der reinen Projektanzahl in Ostdeutschland beigetragen haben. Die ODF und VF wurde in den letzten 10 Jahren allerdings nur ab- und nicht ausgebremst. Die Themen, mit denen sich die Ostdeutschland- und Vereinigungsforschung seit 1990 beschäftigt, stehen im Spannungsfeld verschiedener Positionen. Die folgenden vier Kategorien beschreiben die jeweils gegensätzlichen Sichtweisen innerhalb der Forschung.
Während eine nachholende Modernisierung mit der BRD als Vorbild auf der einen Seite erwünscht ist, spricht die Gegenposition von der Gefahr einer „Kolonialisierung“ des Ostens.
Von anfänglichen Angleichungsdiskursen über spätere Diefferenzierungsdiskurse bezogen auf wirtschaftliche, soziale und demographische Strukturen, steigen seit Mitte der neunziger Jahre die direkten Ost-West-Vergleiche an.
Hier wird die Frage gestellt, ob es sich im Falle der DDR um einen „normalen“ postsozialistischen Vergleichsfall oder wertvollen Kontrastfall handelt?
Trotz Anwendung verschiedenster Methoden und Theorien wurden die ursprünglichen Hoffnungen auf „Theoriesprünge“ oder „Innovationen“ angesichts des „Experiments Vereinigung“ nicht erfüllt. Die Ostdeutschland- und- Vereinigungsforschung teilt den abfallenden Spannungsbogen mit der postsozialistischen Transformationsforschung.
Was können wir unter der Bezeichnung „frakturierte Gesellschaft“ verstehen?
Welche Bereiche bezeichnet Mau als frakturiert?
Welche Probleme entstehen aus der Begrifflichkeit für die beschriebene Gesellschaft?
Können die Frakturen überwunden werden und was bräuchte es dazu?