→ Das Wertfreiheitspostulat. In: Opp, Karl-Dieter 2014. Methodologie der Sozialwissenschaften. Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.
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Das sog. Wertfreiheitspostulat ist ein methodologisches Problem (vgl. S. 239). Es findet in der Geschichte der deutschen Soziologie sowohl Befürworter und Gegner. Ersteres sind beispielsweise Max Weber und Karl Popper, während insbesondere MarxistInnen und VertreterInnen der Kritischen Theorie das Wertfreiheitspostulat ablehnen (vgl. S. 239). Zunächst aber muss geklärt werden, was man unter einem „Werturteil“ versteht. Hierbei handelt es sich um eine Äußerung, die entweder konstatiert, dass etwas der Fall sein soll oder muss, oder dass etwas nicht der Fall sein soll oder darf (vgl. S. 239).
Die Wirkmechanismen von Werten in der Wissenschaft sind in Abbildung 1 dargestellt.
Letztendlich definiert Karl-Dieter Opp das Wertfreiheitspostulat wie folgt: „Ein Wissenschaftler soll deutlich machen, welche seiner Äußerungen Wertungen und welche seiner Äußerungen objektsprachliche, d.h. Sachaussagen, sind“ (S. 242).
Im Anschluss daran entwickelt Opp verschiedene Für- und Wider-Argumente, die im Folgenden aufgelistet werden.
Nach der Einordung und Bewertung der Argumente resümiert Opp, dass das Wertfreiheitspostulat „eigentlich ganz einleuchtend“ (S. 248) sei und gibt sich als Befürworter des Postulats zu erkennen.
→ Gegen die Wissenssoziologie. In: Popper, Karl 1997. Karl Popper Lesebuch. Ausgewählte Texte zur Erkenntnistheorie, Philosophie der Naturwissenschaften, Metaphysik, Sozialphilosophie. 2. durchges. Aufl. Tübingen. Mohr Siebeck.
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Die Grundthese der Wissenssoziologie, die behauptet, dass „das wissenschaftliche Denken und insbesondere das Denken über soziale und politische Angelegenheiten nicht in einem Vakuum vor sich geht, sondern in einer sozial bedingten Atmosphäre“ (S.361), ist eng mit Positionalität verknüpft. Allgemein lässt sich die These, dass „nicht das Bewusstsein der Menschen, […] ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein […] ihr Bewusstsein bestimmt“ (Marx 1859) als Inbegriff des Materialismus verstehen. In diesem Sinne beschreibt Karl Popper der „Weg zum wahren Wissen“ (S. 363) der Wissenssoziologie als die „Entschleierung unbewu[ss]ter Annahmen“ (S. 363), also als die Reflexion der herrschenden Verhältnisse. Mit der Ablehnung der Hegel'schen Philosophie und insbesondere der Dialektik (vgl. S. 364) gibt sich Popper als Gegner der Wissenssoziologie zu erkennen und tritt ferner für einen Empirismus ein, der „die praktischen Probleme unserer Zeit“ (S. 371) behandelt.
→ Adorno's position in the positivism dispute: A historical perspective. (Siehe „ergänzende Literatur“)
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Der Positivismusstreit lässt sich als eine der wichtigsten Debatten in der Soziologie nach dem zweiten Weltkrieg festhalten. Hierbei ist es sinvoll, die Position der Kritischen Theorie und insbesondere Adornos gegenüber der von Karl Popper und dem Kritischen Rationalismus zu betrachten. Adornos Kritik am Positivismus richtet sich gegen die naturwissenschaftlichen Methoden des Empirismus (vgl. S. 117). Die gesellschaftlichen Verhältnisse können nicht positivistisch analysiert werden, da „das Ganze größer [sei] als die Summe seiner Teile“ (S. 117). Dem Positivismus stellt Adorno eine kritische Gesellschaftstheorie entgegen, die Hegels Dialektik und Marxens Kritik der politischen Ökonomie voraussetzt (vgl. S. 117).
Gleichzeitig steht Adorno der Wissenssoziologie ebenfalls kritisch gegenüber (vgl. S. 119, siehe hierzu auch Das Bewußtsein der Wissenssoziologie → ergänzende Literatur). Adorno zufolge stehen die subjektiven Perspektiven der Wissenssoziologie entgegen der Feststellung einer objektiven Wahrheit (vgl. S. 119).
Theodor W. Adorno: Das Bewußtsein der Wissenssoziologie. In: Adorno: Kulturkritik und Gesellschaft. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1977, S. 31-46.
Klaus Lichtblau: Adorno's position in the positivism dispute: A historical perspective. In: Journal of Classical Sociology. 2015, Nr. 15(2), S. 115-121.