Das Internet als gesellschaftliches Leitmedium

1. Das Internet als Leitmedium

 
In den letzten Jahren wurden die ,,klassischen Medien’’ wie Fernsehen, Radio oder Zeitungen zunehmend durch das weltumspannende und zur Partizipation einladende Medium Internet herausgefordert. So stellt sich auch in Bezug auf das Internet die Frage, ob dieses als ein Leitmedium innerhalb der Gesellschaft angesehen werden kann. Durch höchst unterschiedliche Definitionen und Perzeption in verschiedenen wissenschaftlichen Strömungen, ist die Beantwortung der Frage jedoch nicht eindeutig. Vielmehr stellt der Begriff des Leitmediums eine ,,schillernde Bezeichnung für Relevanzzuschreibungen dar’’.[1]
Exemplarisch sollen hier drei Strömungen aufgegriffen werden.
 
1.1 Leitmedien aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive
 
Jürgen Wilke definiert bereits 1999 in einem Aufsatz das Leitmedium als ein ,,Medium, dem gesellschaftlich eine Leitfunktion zukommt’’ und ,,dem Einfluss auf die Gesellschaft und auf andere Medien zugemessen wird’’. Ferner benennt Wilke Merkmale eines Leitmediums:
 
- starke Verbreitung und Reichweite
- starke Nutzung durch Entscheidungsträger und Angehörige der Eliten,
- starke Nutzung durch Journalisten als Multiplikatoren,
- häufiges Zitieren in anderen Medien,
- eine publizistische Intention, also ein normatives journalistisches Selbstverständnis,
- eine Leitfunktion durch frühzeitiges Aufgreifen von Themen (Agenda-Setting),
Schaffung von Deutungsrahmen (Framing) oder besondere
Gestaltung,
- ein besonderer Qualitätsanspruch im Hinblick auf Exklusivität, besondere journalistische
Leistungen oder die Reputation namhafter Mitarbeiter.[2]
 
1.2 Leitmedien aus Publizistik- und Medienwissenschaft

 
Der Medienwissenschaftler Udo Göttlich formuliert drei Jahre später in einem Lexikonartikel, mit Leitmedium sei „die Dominanz eines spezifischen Einzelmediums in einer historischen Phase gemeint, dem nach Maßgabe der Entfaltung der journalistischen Kriterien Aktualität, Universalität, Periodizität und Publizität eine Hauptfunktion in der Konstitution gesellschaftlicher Kommunikation und von Öffentlichkeit zukommt’’.[3] Während die kommunikationswissenschaftliche Definition Wilkes die Existenz einer Vielzahl von Leidmedien nicht zulässt, können in der publizistik- und medienwissenschaftlichen Definition auch mehrere Leitmedien bei Erfüllung des Kriteriums der Konstitution gesellschaftlicher Kommunikation und Öffentlichkeit, ausgemacht werden. Beide Definition lassen sich dennoch schwer operationalisieren.
 
1.3 Andere Definition des Begriffes Leitmedium

 
Des Weiteren existiert eine Vielzahl andersartiger Definitionen von Leitmedien, bei denen nicht die Dominanz über andere Mediengattungen oder die Meinungs- und Deutungshoheit im Vordergrund steht.
Daniela Pscheida etwa versteht das Leitmedium als ein Medium ,, dem es gelingt, auf die spezifischen, zeitgeschichtlich bedingten, soziokulturellen Bedürfnislagen einer Gesellschaft in einer nur ihm eigenen Weise zu reagieren bzw. zu antworten und in diesem Prozess vorherrschende kulturelle Entwicklungs- und Umbruchtendenzen aufzugreifen, anzuschieben und zu befördern’’.[4] Innerhalb der Wissensgesellschaft sei das Internet genau so ein Medium, da es sich optimal zur flexiblen, individuellen und situationsbezogenen Wissensbeschaffung eignet. Zusätzlich verstärkt das Medium Internet die Entwicklungs- und Umbruchtendenzen und trägt so zur Steigerung eben dieser bei. Nachgefragtes individuelles und flexibles Wissen als spezifisch, zeitgeschichtlich bedingte, soziokulturelle Bedürfnislage, tritt somit in eine Art Wechselwirkung zum Medium Internet.
 
1.4 Abgrenzung zu Massenmedien
 
Auch in Bezug auf die Frage, ob das Internet als Massenmedium gesehen werden kann besteht Uneinigkeit. Letztendlich resultiert die Antwort auf die Frage, aus der an sie angelegten Definition. Gerhard Maletzke definiert die durch Massenmedien implizierte Massenkommunikation als ,,jene Form der Kommunikation, bei der Aussagen öffentlich (also ohne begrenzte und personell definierte Empfängerschaft), durch technische Verbreitungsmittel (Medien), indirekt (also bei räumlicher oder zeitlicher oder raumzeitlicher Distanz zwischen den Kommunikationspartnern) und einseitig (also ohne Rollenwechsel zw. Aussagenden und Aufnehmenden) an ein disperses Publikum vermittelt werden’’.[5] Besonders das Kriterium der einseitigen Kommunikation trifft durch das Web 2.0 und seine partizipative Möglichkeit für eine breite Nutzerbasis nicht auf das Internet zu. Vielmehr macht diese Zwei-Wege-Kommunikation den Beteiligungscharakter des Medium Internet aus. Eine andere, weniger enge Definition liefert Roland Burkart. Massenmedien seien ,, Kommunikationsmittel, die durch technische Vervielfältigung und Verbreitung mittels Schrift, Bild oder Ton Inhalte an eine unbestimmte Zahl von Menschen vermitteln und somit öffentlich an ein anonymes, räumlich verstreutes Publikum weitergeben’’.[6] Somit kann das Internet nach dieser Definition sehr wohl als ein Massenmedium angesehen werden. Gerade die Interaktivität des Internets, insbesondere durch das Web 2.0, wird häufig als ein Argument gegen das Internet und für das Fernsehen als nach wie vor wichtigstes Massenmedium aufgeführt.[7]
 
2. Das Web 2.0
 
Bei der Frage nach dem Charakter des Internets als Leitmedium, fällt häufig der Begriff Web 2.0. Der ebenfalls nicht ganz unumstrittene und in unterschiedlichen Kontexten verwendete Begriff bezeichnet in erster Linie die Veränderung von der statischen Ein-Wege-Kommunikation des Web 1.0 hin zum partizipativen Medium der Interaktion zwischen einer Vielzahl an Nutzern. Der Nutzer wird so zum Prosument und kann durch vereinfachte Möglichkeiten der Partizipation selbst Inhalte erstellen und verbreiten (User-generated content ). Das Internet wird so zu einer ,,architecture of participation’’[8]
 
2.1 Merkmale des Web 2.0

 
O’Reilly bennent in seinem Artikel ,,What is the Web 2.0’’ insgesamt sieben Merkmale, welche das Web 2.0 ausmachen.[9]
 
1. Das Web 2.0 als Plattform (Das Web 2.0 ist demzufolge dezentral organisiert und ermöglicht Kommunikation und Partizipation der Nutzer über
Grenzen hinweg.)
2. Nutzung kollektiver Intelligenz (durch Hyperlinks werden Verbindungen zu anderen Inhalten geschaffen, welche das Netz wachsen lassen und durch User
Generated Content, können Gemeinschaftsprojekte wie die Onlineenzyklopädie Wikipedia entstehen)
3. Daten als ,,Intel Inside’’ (ein ,,Rennen um die wichtigsten Daten’’, als wertvolle Ware im Konkurrenzwettbewerb mit anderen Unternehmen)
4. Abschaffung des Software-Lebenszyklus (Software wird als Service und nicht als Produkt ausgeliefert, an der ständige Änderungen vorgenommen werden)
5. Lightweight Programming Models (leichtgewichtige Programmodelle, aufgrund vereinfachter Zugänglichkeit von Daten)
6. Software über die Grenzen einzelner Geräte hinaus (neben PC sind es nun auch Smartphones oder Tablet-PCs, die Zugang zum Internet bieten)
7. Benutzerführung (Rich User Experiences) (webbasierte Anwendungen ähnlich wie Desktop-Programme, mit Ajax als Schlüsselkomponente)
 
Aus diesen sieben Charakteristika des Web weist Reilly anschließend auf Kernkompetenzen von Unternehmen im Web 2.0 hin.
 
2.2 Beispiele für Web 2.0 Anwendungen

 
Durch die Vereinfachten Bedienungsmöglichkeiten des Web 2.0 existieren eine Fülle von Anwendungen, auf die nun eine breite Zahl an Nutzern zurückgreifen können. So zählen Wikis (ein Hypertext System, dessen Inhalte nicht nur konsumiert sondern auch bearbeitet werden können), Blogs bzw. Microblogs und Podcasts ebenso zu den Web 2.0 Anwendungen wie Soziale Netzwerke. Durch die enorm hohe Frequentierung von Social Media Angeboten wie Facebook, Xing oder Twitter seitens der Internet User sehen manche auch schon eine Abwendung vom Begriff des Web 2.0 zugunsten des Social Media Begriffs.[10]In allen angeführten Beispielen steht die simple Möglichkeit der Beteiligung im Vordergrund, weshalb sie exemplarisch als Beispiele für Web 2.0 Angebote stehen können.
 
2.3 Kritik am Begriff des Web 2.0
 
Durch die Unschärfe in seiner Bedeutung wird nicht nur die Definition des Begriffs kritisiert, sondern auch der Begriff selbst in Teilen gänzlich abgelehnt. Für Matthias Spielkamp etwa ist er nichts anderes als eine ,, Catch-All-Phrase’’.[11] Außerdem impliziert der Begriff für viele, dass das Web 1.0 gravierende Mängel aufgewiesen hätte und somit erst der Schritt zum Web 2.0 notwendig geworden wäre. Das Web 1.0 wird somit zu einer veralteten Vorgängerversion des Web 2.0 degradiert. So steht selbst etwa Tim Berners-Lee, der als Begründer des WWWs gilt, dem Begriff in ablehnender Haltung gegenüber. Er führt an, dass es auch schon beim Web 1.0 um die Verbindung von Menschen ging und das dieses Verständnis mit der Etablierung des Web 2.0 keinesfalls eine Neuigkeit darstellt.[12]
 
Zusammenfassend:
 
- der Begriff des Web 2.0 ist derart unscharf, dass seine Verwendung keine Klarheit schafft
- der Begriff impliziert, dass Web 1.0 sei schlechter als das Web 2.0 gewesen und hätte eine
Weiterentwicklung zwingend notwendig gemacht
- vieles am Web 2.0 ist gar nicht neu, sondern lag auch schon dem Web 1.0 zugrunde (etwa
Partizipation als zentrales Moment)
 
3. Kollektive Intelligenz bzw. Schwarmintelligenz
 
Bei der von O’Reilly angesprochenen kollektiven Intelligenz als Merkmal des Web 2.0, handelt es sich um ein ein Konzept, welches vorwiegend aus den Naturwissenschaften stammt. So findet es beispielsweise Anwendung bei Fischschwärmen oder Zugvögeln, die mittels des Schwarms eine bessere Orientierung erreichen. Der bottom-up Ansatz der Schwarmintelligenz wird auch auf Individuen übertragen und beinhaltet, dass Probleme im Austausch mit anderen Individuen gelöst werden können. Durch diese Weisheit der Vielen innerhalb des Schwarms, kann die Lösung eines Problems dann eventuell besser erfolgen, als in hierarchischen Systemen in denen beispielsweise auf das Expertenurteil eines einzelnen gesetzt wird.[13] Besonders unter dem Gesichtspunkt des partizipativen Charakters des Web 2.0, wird die Weisheit der Vielen diskutiert.
 
3.1 Voraussetzungen

 
James Surowiecki definiert in seinem Buch ,,The Wisdom of the Crowds'' Voraussetzungen, die für die Entfaltung der Weisheit von Gruppen erforderlich sind: [14]
 
(1) Meinungsdiversität: Die Gruppe sollte sich aus möglichst heterogenen Mitgliedern mit unterschiedlichen Ansichten zusammensetzen. So sei es möglich neue Perspektiven auf Probleme und Fragestellungen zu gewinnen, als dies in homogenen Gruppen der Fall ist. Auch dem Phänomen des Gruppenzwangs, kann so Einhalt geboten werden.
 
(2) Unabhängigkeit: Ferner kann insbesondere durch heterogene Gruppen, die Unabhängigkeit der einzelnen Individuen sichergestellt werden. Sie sollen Entscheidungen frei von der Meinung anderer Mitglieder der Gruppe treffen können
 
(3) Dezentralisierung: Wichtig ist zudem die Nichtexistenz einer zentralen Steuerung und von Hierarchien. Nur so kann Unabhängigkeit der einzelnen Mitglieder gewährleistet und unterschiedliche Perspektiven auf Probleme gewonnen werden.
 
(4) Aggregation: Es müssen Mechanismen vorhanden sein, um individuelle Entscheidungen zu einer kollektiv aggregierten Gruppenmeinung zu bündeln.
 
Surowiecki geht davon aus, dass mit der Erfüllung dieser Kriterien, ein Erfolg durch die Intelligenz der Masse möglich sei, die durchaus das Expertenurteil zu ersetzen vermag. Das Internet kann dabei eine Möglichkeit zur Umsetzung bieten.
 
3.2 Beispiele
 
Als klassisches Beispiel wird häufig die Plattform Wikipedia angeführt. Das Wissen einzelner Mitglieder wird gebündelt und so in den Prozess zum Erstellen eines Artikels eingebracht. Sind Ungereimtheiten oder unterschiedliche Ansichten zu bestimmten Themen vorhanden, werden diese diskutiert, sodass ein Konsens gefunden werden kann. Hierbei profitiert Wikipedia vor allem durch die Unabhängigkeit und der Meinungsdiversität der Mitglieder, wenngleich diese ebenso hinderlich sein kann. Weitere Anwendungen der Theorie sind beispielsweise Crowdsourcing oder Social Forecasting.
 
3.3 Kritik

 
Als einflussreicher Kritiker der Theorie kollektiver Intelligenz gilt etwa der US-amerikanische Informatiker, Künstler, Autor und Unternehmer Jaron Lanier. Sein im Mai 2006 erschienenes Essay ,, DIGITAL MAOISM: The Hazards of the New Online Collectivism’’ gilt als Generalkritik an der digitale Kultur des Netzes und im besonderen am Konzept der Schwarmintelligenz.[15]

 
,,It's not hard to see why the fallacy of collectivism has become so popular in big organizations: If the principle is correct, then individuals should not be required to take on risks or responsibilities. We live in times of tremendous uncertainties coupled with infinite liability phobia, and we must function within institutions that are loyal to no executive, much less to any lower level member. Every individual who is afraid to say the wrong thing within his or her organization is safer when hiding behind a wiki or some other Meta aggregation ritual.’’
 
Nach Lanier hätte das Individuum Angst vor Verantwortung und Risiken, welche man sich durch die Abgabe jener an das Kollektiv entziehen kann. So könne sich das Individuum hinter ,,a wiki or some other Meta aggregation’’ verstecken. Was folgt sei ein Verlust von Individualität, welche gänzlich im Kollektiv aggregiert ist und für kreative Ideen und Problemlösungsvorschläge hinderlich sei (,,The best guiding principle is to always cherish individuals first’’). Vielmehr würden sich Individuen zu ähnlichem und belanglosem Schwarmverhalten hinreißen lassen, wodurch das Kollektiv wie eine Art ,,Autopilot’’ funktionieren würde.
 
,,Some wikitopians explicitly hope to see education subsumed by wikis. It is at least possible that in the fairly near future enough communication and education will take place through anonymous Internet aggregation that we could become vulnerable to a sudden dangerous empowering of the hive mind. History has shown us again and again that a hive mind is a cruel idiot when it runs on autopilot.’’

Zudem stößt Schwarmintelligenz an ihre Grenzen, insofern einzelne Individuen nicht frei von anderen Mitgliedern entscheiden können. Dann würde sich Schwarmintelligenz schnell in Schwarmdummheit umschlagen.[16]
 
4. Veränderungen in der Wissenskultur und Wissensdemokratisierung

 
In Bezug auf das Internet ist häufig von einer Demokratisierung des Wissens die Rede, da Informationen flexibel, unabhängig des Standpunktes von jedem gewonnen werden können. Weiter wird auf den Interaktionscharakter des Internets verwiesen, wie ihn andere Medien (Fernsehen, Radio, Tageszeitungen) nicht bieten. Unterschieden werden muss zudem zwischen der Teilhabe und der Mitwirkung am Wissen. Durch vereinfachte Strukturen, wird es für jeden einzelnen Nutzer möglich, auch selbst an der Wissensproduktion teilzuhaben und eigene Inhalte beizusteuern, also auch selbst am Wissen mitzuwirken. Wikis und Blogs sind nur zwei Beispiele dafür. Durch diese Teilhabe und Mitwirkung am Wissen sei das Internet deshalb als ein grundlegend demokratisches Medium anzusehen. So schafft das Internet ,,mehr noch als alle anderen Massenmedien, die Voraussetzung für die Implementierung demokratischer Strukturen’’.[17]
 
4.1 Kritik: Amateurkultur des Netzes

 
Manche Kritiker sehen in dieser Demokratisierung die Entstehung einer Amateurkultur des Netzes. Besonders der Internetkritiker Andrew Keen sieht in seinem Buch ,,The Cult of the Amateur: How blogs, MySpace, YouTube, and the rest of today's user-generated media are destroying our economy, our culture, and our values’’ eine Entwertung von Wissen durch die Partizipation vieler Amateure. Besonders kritisch sieht Keen dabei die Plattform Wikipedia.
 
,,With hundres of thousands of visitors a day, wikipedia has become the the third most visited site for information and current events, a more trusted source for news than the CNN or BBC Websites, even though Wikipedia has no reporters, no editorial staff, and no experience in newsgathering. It’s the blind leading blind - infinite monkeys, providing infinite information for infinite readers perpetuating the cycle of misinformation and ignorance’’[18]
 
So würden von Amateuren ins Netz gestellte Inhalte nicht die selbe Qualität besitzen, wie die von professionellen, spezialisierten Experten. Durch die Amateurkultur würde dieses Expertenwissen entwertet, zugunsten eines minderwertigen Inhalts von Amateuren.[19]
Besonders gefährlich sei es, wenn dieses von Amateuren generierte Wissen, etwa aus Artikeln von Wikipedia, ohne kritische Betrachtung einfach übernommen werde.
 
5. Zusammenfassung

 
Der Wiki Artikel befasste sich mit dem leitmedialen Charakter des Internets. Dabei wurden verschiedene Aspekte aufgezeigt, welche bei dieser Fragestellung zu berücksichtigen sind, so zum Beispiel das Web 2.0, Schwarmintelligenz oder Wissensdemokratisierung. Die Analyse hat gezeigt, dass endgültige Antworten auf die Fragestellung, ob das Internet nun ein Leitmedium der Gesellschaft ist, nicht möglich sind. Vielmehr kommt es auf die Definition eines Leitmediums an, von denen eine Vielzahl existieren. Betrachtet man das Internet nur unter dem Gesichtspunkt der Relevanzuschreibung, so ist es sicherlich als ein Leitmedium einzustufen. Allerdings ist es nicht in der Lage, etwa das Massenmedium Fernsehen gänzlich zu verdrängen. Die Unschärfe der Begreiflichkeit, setzt sich auch in Bezug auf Web 2.0 fort. So ist mit diesem Begriff sowohl eine technische, wie auch eine gesellschaftliche Veränderung verbunden, die im Einzelfall konkret analysiert werden muss. Das Kapitel zur Schwarmintelligenz verdeutlicht, dass im Web 2.0 ein enormes Potential steckt, dass allerdings erst freigesetzt werden muss und von manchen auch kritisch gesehen wird. Während die einen den neuen Beteiligungscharakter des Internets als große Revolution der Demokratie feiern, sehen andere in ihm den Ausverkauf des Wissens unter einer Amateurkultur im Netz. Alles in allem lässt sich sagen, dass derartige Einschätzungen, weder zur extrem positiven Seite noch zur extrem negativen, der Beschäftigung mit dem Medium Internet nicht dienlich sind. So muss abschließend festgehalten werden, dass bei der Analyse von Formulierung wie: ,,Das Internet ist...’’ oder ,,das Internet bedeutet...’’ Abstand zu nehmen ist.
 
 
 
Quellen:
 
[1] Vgl. Hans-Bredwo-Institut (2013): Leitmedium Internet? Mögliche Auswirkungen des
Aufstiegs des Internets zum Leitmedium für das deutsche Mediensystem. Online verfügbar
unter http://www.hans-bredow-institut.de/webfm_send/734, zuletzt geprüft am 31.03.14.
[2] Ebd.
[3] Vgl. Göttlich, Udo (2002): Massenmedium. In: Schanze, Helmut (Hg.): Metzler Lexikon.
Medientheorie Medienwissenschaft. Stuttgart, Weimar: Verlag J.B. Metzler, S. 193f.
[4] Vgl. Pscheida, Daniela (2010): Das Wikipedia Universum. Bielefeld: transcript Verlag, S.284.
[5] Vgl. Maletzke, Gerhard (1998): Psychologie der Massenkommunikation. In: Maletzke, Gerhard (Hg.): Kommunikationswissenschaft im Überblick: Grundlagen, Probleme, Perspektiven. Wiesbaden, Opladen: Westdeutscher Verlag, S.45f.
[6] Vgl. Burkardt, Roland (2002): Kommunikationswissenschaften. Grundlagen und Problemfelder; Umrisse einer interdisziplinären Sozialwissenschaft. Wien, Köln, Weimar: Böhlau, S.169 - 172.
[7] Vgl. The European (2010): ,,Das Internet ist kein Massenmenmedium’’. Online verfügbar unter http://www.theeuropean.de/norbert-bolz/2993-interaktivitaet-im-web, zuletzt geprüft am 31.02.14.
[8] Vgl. O’Reilly, Tim (2004): The Architecture of Participation. Online verfügbar unter http://oreilly.com/pub/a/oreilly/tim/articles/architecture_of_participation.html, zuletzt geprüft am 31.03.14.
[9] Vgl. O’Reilly, Tim (2005): Was ist das Web 2.0? Entwurfsmuster und Geschäftsmodelle für die nächste Software Generation. Online verfügbar unter http://www.oreilly.de/artikel/web20_trans.html, zuletzt geprüft am 31.03.14.
[10] Vgl. Schürig, Henning (2010): Social Media statt Web 2.0. Online verfügbar unter
http://www.henningschuerig.de/blog/2010/social-media-statt-web-20/, zuletzt geprüft am 31.03.14.
[11] Vgl. Spielkamp, Matthias (2006): Es waren einmal Zuschauer. In: Aus Politik
und Zeitgeschichte 38/2006, Beilage zur Wochenzeitung ,,Das Parlament’’, 18. September 2006,
bpb – Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, S.32.
[12] Vgl. Roth, Wolf-Dieter (2006): ,,Web 2.0 ist nutzloses Blabla, das niemand erklären kann’’. Tim
Berners-Lee zum Hype des ,,neuen Web". Online verfügbar unter
http://www.heise.de/tp/artikel/23/23472/1.html, zuletzt geprüft am 31.03.14.
[13] Vgl. Zeit Online (2010): Im Schwarm für eine bessere Welt. Online verfügbar unter
http://www.zeit.de/wissen/2010-08/intelligenz-gruppe, zuletzt geprüft am 31.03.14.
[14] Zit. nach Pscheida (2010), S. 318f.
[15] Vgl. Lanier, Jaron (2006): Digital Maoism: The Hazards of the New Online Collectivism. Online verfügbar unter http://edge.org/conversation/digital-maoism-the-hazards-of-the-new-online-collectivism, zuletzt geprüft am 31.03.14.
[16] Vgl. Dambeck, Holger (2011): Schwarmintelligenz. Gemeinsam sind wir dümmer. Online verfügbar unter http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/schwarmintelligenz-gemeinsam-sind-wir-duemmer-a-762837.html, zuletzt geprüft am 31.03.14.
[17] Vgl. Pscheida (2010), S.304.
[18] Vgl. Keen, Andrew (2007): The cult of the amateur : how today's internet is killing our culture and assaulting our economy. London: Brealey, S.4.
[19] Vgl. FAZ.NET (2009): Was das Internet weiß, ist meist banal. Online verfügbar unterhttp://www.faz.net/aktuell/feuilleton/im-gespraech-netzkritiker-andrew-keen-was-das-internet-weiss-ist-meist-banal-1767121.html , zuletzt geprüft am 31.03.14.