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lv-wikis-oeffentlich:projektwikis:rechtes-netz:methoden [2020/12/16 14:56] – ↷ Links angepasst weil Seiten im Wiki verschoben wurden sozedv | lv-wikis-oeffentlich:projektwikis:rechtes-netz:methoden [2021/01/06 12:40] (aktuell) – [Big Data - algorithmisch gestütze Analysen großer Datensätze] ya24 | ||
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+ | ====== Methoden ====== | ||
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+ | Ein Ziel des Studienprojekts war es, einen Einblick in gängige Methoden der Internetforschung zu gewinnen. Im Folgenden werden einige der in der gesichteten Forschung aufgefundenen Methoden dokumentiert und auf ihren Zweck und ihre blinden Flecken hin geprüft. | ||
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+ | Um einen ersten Einblick in die Feinheiten von Internetforschung zu gewinnen wurde ein Methodenbuch, | ||
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+ | ====== Big Data - algorithmisch gestütze Analysen großer Datensätze ====== | ||
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+ | Auch wenn Internetforschung laut Kozinets kein revolutionäres Feld ist, so hat sich dennoch mit dem zeitgleichen Aufkommen des Internets und von hochleistungsfähigen Rechenmaschinen eine neue Tendenz in der sozialwissenschaftlichen Forschung gebildet. Big Data ist ein Konzept, dass laut danah boyd (Eigenschreibweise) und Kate Crawford die Auswertung großer Mengen von Daten, beispielsweise Interaktionen in [[soziale Netzwerke|sozialen Netzwerken]], | ||
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+ | * Julia Ebner et al. untersuchten für das ISD die Koordination rechtsextremer Hasskampagnen auf Facebook und in verschlüsselten Discordchats. Dazu wurde zunächst eine koordinierte Anti-Hassrede-Kampagne auf Facebook, # | ||
+ | * In einer weiteren ISD-Studie wurde ebenfalls Crimson Hexagon verwendet, um 77.000 Postings in einem 4chan-Unterforum auszulesen, eine anschließende Kodierung wurde mithilfe des Programms Method 52 durchgeführt. Method 52 kann offenbar auf Basis von einigen manuell durchgeführten Kodierungen (in diesem Fall wurden 100 Postings von zwei Forschern unabhängig voneinander kodiert) Regeln erstellen, nach denen das Programm den restlichen Text mit einem gewissen Fehlerwert kodieren kann. Ziel war es, den Anteil an Kommentaren über Juden, die antisemitisches Gedankengut ausdrücken, | ||
+ | * In derselben Studie wurde, um das Zwischenspiel zwischen Mainstream- und Alternativ-Medien in Deutschland zu messen, mithilfe des Programms Media Cloud 382.753 Mainstream-Artikel und 32.343 Alternativ-Artikel, | ||
+ | * Asaf Nissenbaum und Limor Shifman (vgl. 2017: 489) kopierten für ihre Untersuchung von [[Chan-Boards|4chan]]-Threads diese mithilfe des Programms HTTrack, dass über mehrere Tage hinweg mehrmals pro Tag eine Kopie eines 4chan-Unterforums anfertigte. Auf diese Weise sammelten die Forscher 840 Threads, die sie dann schlicht nach einigen wenigen Kodes durchsuchten und die Ergebnisse auf ihre Fragestellung hin analysierten. | ||
+ | * Martin Trevor (vgl. 2017) untersuchte die Überschneidungen von Kommentatoren des r/ | ||
+ | Wie an diesen Beispielen ersichtlich ist, wird Big Data vornehmlich zum Vergleichen der Quantität verschiedener Kodes in verschiedenen Medien genutzt. In den meisten Fällen werden Aussagen von Nutzerinnen kodiert, um dann eine Aussage über die Inhalte oder die Art des Diskurses auf der entsprechenden Plattform treffen zu können. | ||
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+ | ====== Clusteranalysen ====== | ||
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+ | „The ability to represent relationships between people as a graph does not mean that they convey equivalent information.“ (boyd / Crawford 2012: 670). | ||
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+ | Ebenfalls auf große Datenmengen und Analyse-Algorithmen basierend, und damit als Big Data geltend, sind viele Internet-Netzwerkanalysen, | ||
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+ | Leider ersetzt die Darstellung von Netzwerken als Cluster bei manchen Autorinnen die Analyse. In einer ISD-Studie (vgl. Ebner et al. 2018: 22) wird etwa der Konflikt zweier Parteien in einer Facebook-Kommentarspalte als Cluster dargestellt, | ||
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+ | Hier tritt womöglich ein, was boyd und Crawford (vgl. 2012: 666) an Big Data kritisieren: | ||
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+ | ====== Umfragen ====== | ||
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+ | Auf deutlich kleineren Datenmengen basieren die in der gesichteten Forschung durchgeführten Umfragen oder Befragungen, | ||
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+ | Julia Ebner et al. (vgl. 2020: 24f.) werteten sowohl geschlossene als auch offene Umfragen auf verschiedenen Internetplattformen aus. Ob die Umfragen von den Forscherinnen eingestellt wurden oder von anderen Nutzerinnen, | ||
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+ | Eine qualitative Methode, die wiederholt Anwendung findet, ist die Inhaltsanalyse. Danilo Rieger et al. (vgl. 2020: 73ff.) führten eine Inhaltsanalyse von 155 rechtsextremen Memes, die zuvor von Internetnutzerinnen an die Meldestelle des Demokratiezentrums Baden-Württemberg gemeldet wurden. Auf Basis der Ergebnisse wurde auch ein thematischer Cluster erstellt, in dem sämtliche inhaltliche Bezugspunkte wie auch deren Relationen zueinander ersichtlich sind. Christian Schwarzenegger und Anna Wagner stellten 2018 (vgl.: 482) eine Inhaltsanalyse von Posts und Kommentaren bei fünf satirischen Facebookseiten und einer Facebookgruppe verschiedener Länder vor, wobei sie unter anderem darauf achteten, wie Nutzerinnen ein Gemeinschaftsgefühl ausdrücken. | ||
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+ | ====== Ausgelassene Methoden ====== | ||
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+ | Eine Methode, die von Kozinets (vgl. 2010: 46) behandelt wird, jedoch in der gesichteten Forschungsliteratur keine Anwendung fand, ist das Interview. Dabei wäre es möglich Nutzerinnen und Akteure in rechtsextremen Online-Netzwerken zu interviewen, | ||
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+ | Von Kozinets ebenfalls behandelt wird die Ethnographie in Internet-Gemeinden (von ihm ‚Netnographie‛ genannt). ISD-Studien griffen als einzige in der gesichteten Forschung auf ethnographische Methoden zurück (vgl. Ebner et al. 2018: 16; Ebner et al. 2020: 13), erläutern in ihren Forschungsberichten jedoch nicht ihre Methodik. Die Ethnographie scheint ihnen auch eher zum „monitoring“ (Ebner et al. 2020: 13) zu dienen, also um die Aktivitäten verschiedener Netzwerke im Auge zu behalten, ohne selbst in diesen aktiv zu werden, während Kozinets (vgl. 2010: 96) Ansatz den Zweck vertritt, Teilhabe an einer Gemeinschaft nachzuvollziehen. | ||
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+ | Analysen der Online-Praktiken der Untersuchungsobjekte – abseits von offenbar als relevant befundenen, ‚gefährlichen‛ Praktiken wie der Koordination von Hasskampagnen in Foren – finden sich selten. Es finden sich etwa wenige Analysen der verwendeten Memes, der gemeinschaftlichen Atmosphäre oder des Umgangstones in den entsprechenden Netzwerken. Hier liegt ein Anknüpfungspunkt für zukünftige Forschungsprojekte. | ||
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+ | [[startseite|Zurück zur Einstiegsseite]] | ||
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+ | [[Literaturverzeichnis|Zum Literaturverzeichnis]] | ||
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