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Macht und Diskurs bei Foucault
Macht und Diskurs bei Foucault ist ein Artikel der deutschen Politikwissenschaftlerin Isabell Lorey. Veröffentlicht wurde der Artikel 1999 im Sammelband Das Wuchern der Diskurse. Perspektiven der Diskursanalyse Foucaults. Lorey entwickelt in ihrem Artikel zwei wichtige Thesen. Zum einen arbeitet sie heraus, dass ein Diskurs produktiv ist. Zum anderen macht sie deutlich, dass Machtbeziehungen auch außerhalb von Diskursen wirken und verweist hiermit auf Foucaults Konzept des Dispositivs.
juridisch-diskursive Machtkonzeption
Ab den 1970er Jahren widmet sich Foucault der genealogischen Analyse der Macht. In seinem Werk findet sich eine andauernde Abwendung vom juridisch-diskursiven Machtkonzept. In diesem Konzept wird Macht als Gesetz, Verbot oder Repression etc. verstanden. Es können zwei Umstände dafür ausgemacht werden, die Foucault erkennen lassen, dass mit der juridisch-diskursiven Machtkonzeption Macht nicht in ihrer Wirkung erfasst werden kann. Zunächst entdeckt Foucault mit jedem neuen Gegenstand, den er untersucht (Wahnsinn, Gefängnis, Sexualität) neue Wirkungen von Macht. Des Weiteren äußert Foucault in einem Interview mit Lucette Finas, dass erst der französischen Mai 1968 ihn hat Machtverhältnisse untersuchen lassen. 1) Laut Lorey gerät Foucault mit dem juridisch-diskursiven Machtkonzept in einen Zirkelschluss, weil er der „Illusion des autonomen, durch sich selbst entstehenden Diskurses“ 2) aufsitzt.
Die Ordnung des Diskurses (1970) als Übergangstext
Foucault bezeichnet Die Ordnung des Diskurses als Übergangstext, denn hier beginnt er bereits den Diskurs in Verbindung mit Macht zu denken und kommt zu der Erkenntnis, dass Macht produktiv ist. Jedoch hat Foucault hier noch die Vorstellung, dass ein Diskurs bereits existiert, bevor die Macht repressiv von außen einwirkt. Diese Vorstellung ist der juridisch-diskursiven Machtkonzeption zuzuordnen.
strategisch-produktive Machtkonzeption
„Machtwirkungen entstehen durch Handlungen. Das bedeutet, dass nach Foucault die Ausübung von Macht über Handeln analysiert werden muss. Damit stellt Foucault nicht Gesetz, Verbot oder Zwang ins Zentrum seiner Machtanalytik und auch nicht den Diskurs, sondern Praktiken und ihre Relationen zueinander.“ 3)
„Da Diskurse nur eine Art von Praktiken sind und nur eine Möglichkeit darstellen, durch die Machtverhältnisse entstehen können, und dabei gleichzeitig selbst durch Machtverhältnisse entstehen […], reicht es nicht aus, Machtbeziehungen allein über diskursive/sprachliche Praktiken zu analysieren.“ 4)
Da Machtbeziehungen nicht allein über diskursive Praktiken zu analysieren sind, führt Foucault das Konzept des Dispositivs ein, welches diskursive und nicht-diskursive Praktiken umfasst. Macht ist für Foucault „ein Teil unserer Erfahrung“ 5), der „uns lebensfähig [macht], weil wir gezwungen sind, uns entlang dessen zu verhalten, […] was […] als wahr gilt“. 6) Deshalb ist es bei der Diskursanalyse wichtig, auch die nicht-sprachlichen Praktiken zu bedenken und sich dem Konzept des Dispositivs zu bedienen.