Inhaltsverzeichnis
Literatur
Primärliteratur:
Mau, Steffen. (2020) Lütten Klein: Leben in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft, 3.Auflage , Berlin, Suhrkamp, Kapitel 5 und 6.
Sekundärliteratur:
Hilmar, Till. (2021). Sich treu geblieben? Symbolische Grenzziehungen in inner-ostdeutschen Sozialgefügen vor dem Hintergrund des Nachwendeschocks. In: Zeitschrift für Soziologie, 50 (2) https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/zfsoz-2021-0010/html
Lierke, Lydia/Jessica Massochua/Cynthia Zimmermann. (2020) Ossis of color. Vom Erzählen (p)ost-migrantischer Geschichten. In: Lierke, Lydia et al. (Hg.) 2020: Erinnern stören
Trittler, Sabine/Thomas Wöhler. (2022) Kulturelle und ethnische Definitionen von Zugehörigkeit in Ost- und Westdeutschland und im Stadt-Land-Vergleich. S.221–48. In: Burkart et al. (Hg.). Privat – öffentlich – politisch.
Hauptthesen Kapitel 5 und 6
KAPITEL 5
„Rübermachen“
- DDR als Abwanderungsland, das Menschen vor allem Richtung Westen verließen. Zuerst „die besitzenden Klassen aufgrund der Enteignung, Handwerker, das Bildungsbürgertum und die Unternehmerschaft“ (Mau. 2019: 86). Später (70er und 80er) dann ganz gemischte Gesellschaftsgruppen, vor allem aus politischen und ökonomischen Gründen.
„Isolation von Freund und Feind“
- Gespaltenes Verhältnis zu anderen Kulturen und Ländern, besonders starke Abgrenzung nach Westen und existenzsicherendes Verhältnis zur UdSSR und Bruderstaaten, von denen man aber insgesamt kein sehr positives Image hatte, da man sich vor allem ökonomisch überlegen fühlte. Die Grenze diente dabei als „antifaschistischer Schutzwall“ (Mau. 2019: 90)
„DDR Deutsche“
- Starkes Identitäts- und Zugehörigkeitskonzept, das mehr und mehr in eine Abschottungsgesellschaft mündete.
„Ungeliebte Gäste in der DDR“ /„Sozialistische Fremdenfeinde“
- Nur wenige Ausländerinnen und Ausländer lebten in der DDR, für deren Integration nur sehr wenig getan wurde, die allerdings als Arbeitskräfte willkommen waren (vgl. Mau. 2019: 95). Es kam vermehrt zu gewaltvollen, rassistischen Übergriffen, v.A. in den 70er und 80er Jahren, über die aber nicht wirklich berichtet wurde. (Ettich 1992 in Mau 2019: 97) Daraus entstanden sind polarisierende Gruppen und „die DDR büßte ihren Nimbus als antifaschistischer Musterstaat ein“ (Mau. 2019: 98).
KAPITEL 6
„Überwachte kleine Freiheiten“
- DDR ließ informelle Freiräume und Widerständigkeit in Teilen – mehr oder weniger unfreiwillig, manches wurde geduldet, manches nicht aufgedeckt - zu (Beispiel: Insel Hiddensee als Nische für Andersdenkende und Künstler), trotzdem übergriffiger Staat, der sich einmischt
- Stasi agierte oft weitgehend im Hintergrund ,,auf Beobachtungsposten‘‘, was ,,kleine Räume des Ausprobierens‘‘ zuließ (Mau. 2019: 101)
„Mitglieder der Organisation DDR“
-DDR als ,,Organisationsgesellschaft‘‘ (Vgl. dazu Pollack. 1990. zitiert nach Mau. 2019: 104)
- DDR als ,,Zwangsveranstaltung‘‘ (Mau. 2019: 105)
- autonomes oder abweichendes Verhalten wurde beargwöhnt oder sanktioniert, ein Austritt kaum bis gar nicht möglich
- enges Verhältnis von Staat und Privatem
„Sozialistischer Klientelismus“
- inoffizieller Handel mit Tauschgütern, um die Lebensqualität zu verbessern → wegen Güterknappheit, nicht funktionierende Märkte
- Staat regulierte Zugang zu Dienstleistungen und Ressourcen → positiv auffallendes Verhalten wurde durch Zugang diesen belohnt → ,,institutionalisierte[r] Klientelismus“ (Mau. 2019: 108)
Konzept der symbolischen Grenzziehungen
- Menschen teilen Personen, Objekte oder soziales Verhalten in Gruppen/Kategorien, um sich voneinander abzugrenzen
- drei Hauptunterteilungen der symbolischen Grenzziehungen (nach Lamont (Hilmar. 2021.)
sozioökonomische: Grenzziehungen auf Grund von Merkmalen wie Status, Einkommen, allgemeine Bildung
kulturelle: Kultur, z.B.: Konsum, Kultiviertheit, Sprache (Akzent)
moralische: wahrgenommene Charaktereigenschaften und Wertvorstellungen, z.B.: Ehrlichkeit
Diskussionsfragen
- Ist Ausländerfeindlichkeit in Ostdeutschland ein Erbe der DDR? Mau bezeichnet die Strukturen in der DDR als „einen fruchtbaren Nährboden für Rechtsradikalismus“(Mau. 2019: 97). Positionieren Sie sich kritisch zu dieser Aussage.
- Wie wichtig ist kulturelle und ethnische Diversität für ethnische Grenzziehung im sozialen Kontext und für die nationale Identität? Welche Unterschiede sehen Sie zwischen der DDR Gesellschaft und der Transformationsgesellschaft nach 1989?
- Welche Grenzen haben Menschen in der DDR nach Mau und Ihrem Kenntnisstand erlebt? Welche Grenzen erleben Menschen in der transformierten Gesellschaft heute?
Ergebnisse Diskussionsfragen
Empfehlung
mehr zu Geschichten von Flucht:
Flucht aus der DDR: Geschichten von Risiko und Freiheit vom NDR https://www.ndr.de/geschichte/schauplaetze/Flucht-aus-der-DDR-Geschichten-von-Risiko-und-Freiheit,flucht516.html
Einblick mit virtuellem Rundgang in das ,,Frauenzuchthaus Hoheneck'': https://www.mdr.de/staticapps/hoheneck/#/
Häftlingsfreikauf: Reich, Susann. (2021, 24.November). Wie viel ist ein Mensch wert? Über den Geldfluss für Häftlinge aus der DDR. https://www.mdr.de/geschichte/ddr/mauer-grenze/ddr-haeftlinge-freikauf-politische-fluechtlinge-brd-102.html ; 21.11.2022.
Studie: Leipziger Autoritarismus-Studie 2022, hrsg. von: Heinrich Böll Stiftung, 2022, zitiert nach: https://boell.org/de/2022/11/09/methode-und-ergebnisse-der-autoritarismus-studie-2022 , 21.11.2022.