Situationsanalyse

Wie man Situationsmaps erstellt und Situationsanalysen durchführt (Kapitel 3)


Haupttypen von Situations-Maps und -analysen

  1. Situations Maps: Beziehungen zwischen den Elementen
  2. Maps von sozialen Welten/Arenen : räumliche Darstellung von kollektiven Verpflichtungen, Beziehungen und Handlungsschauplätzen
  3. Positions Maps: Positionen, die im Diskurs (nicht) zur Sprache gebracht wurden


Situations-Maps

  • Sollten alle analytisch relevanten (nicht –)menschlichen, materiellen und symbolischen/diskursiven Elemente enthalten
  • Wer oder was befindet sich in dieser sehr weit gefassten Situation?
  • Fragen nach materiellen Dingen, diskursiven Konstruktionen, kulturellen Symboliken & Diskursen, sozialen Institutionen, etc.


Maps von sozialen Welten/Arenen

  • Fokus auf Kollektive und kollektives Handeln
  • Fragen nach kollektivem soziologischem Sinn, Muster kollektiver Verpflichtungen, Perspektiven von Soz. Welten & Subwelten, (nicht-)

menschlichen Aktanten, etc.

  • Soziale Welten sind durch Diskurse konstituierte und aufrechterhaltene Diskursuniversen innerhalb von Arenen
  • Analyse soll Zwänge, Chancen & Ressourcen der Sozialen Welten offenbaren


Positions-Maps

  • Beinhalten Positionen zu den wichtigsten diskursiven Themen → Fragen, Positionen zu diesen Fragen, fehlende Positionen und Unterschiede diskursiver Positionen
  • Positionen werden aus eigener Perspektive dargestellt
  • Stellen Heterogenität der Positionen dar


Diskussionsgrundlage
„Wir haben auch festgestellt, dass die Darstellung aller Positionen in ihrer je eigenen Perspektivität ein demokratisierender Vorgang ist, eine Politik der Anerkennung der Anwesenheit statt faschistische Verleugnung und Unterdrückung von Vielfalt.“ (167)

„Indem man stillschweigende Positionen bemerkt und festhält, „spricht“ man sie aus.“ (176)

„Die Tatsache, dass wir von einigen Ergebnissen unserer Arbeit überrascht sind, weist oftmals auf unsere verborgenen Annahmen hin, denen gegenüber wir zuvor blind gewesen sind. Solche Annahmen mussten uns durch kontraintuitive Ergebnisse offenbart werden, welche wir endlich irgendwie „zu sehen“ in der Lage waren.“ (181)

Das Mapping Narrative Diskurse (Kapitel 5)

Was sind narrativer Diskurse?

Narrative Diskurse sind Bestandteil fast aller Situationen. Narrative Materialien sind bereits hergestellt und werden von Forschenden als Daten/Forschungsmaterial aufgefunden, ausgewählt.

Arten von Materialen/Daten narrativer Diskurse:

  1. persönliche Erzählungen
  2. Erzählungen über etwas
  3. von Kollektiven produzierte Dokumente jeglicher Art

Forschungsdesign narrationsorientierter Projekte:

Welche Art von narrativem Diskurs sollen Forschende wählen?

  • Forschende sollten bereits mit behandeltem Thema vertraut sein und theoretisches & methodisches Vorwissen besitzen
  • Anfertigen einer sehr skizzenhaften, vorläufigen Map: mit allen Arten von Diskursmaterialien zur untersuchten Situation

Die eigentliche Situationsanalyse beginnt mit der Voraussetzung, alle wichtigen, narrativen Diskurse im Zusammenhang mit der interessierten Situation abzubilden

Lokalisierung, Sammlung, Nachverfolgung, Situierung der Diskursmaterialien

  • Materialien sollten bestmögliche Auswahl von diskursiven Daten darstellen, die mit der zu erforschenden Situation zusammenhängen
  • Nach Sättigungsprinzip: Daten eingrenzen bis nichts analytisch Sinnvolles mehr gesammelt wird
  • Trotzdem jedes einzelne Diskursdokument außerordentlich sorgfältig nachzuverfolgen (Datierung, Quellenangabe)
  • Protokoll führen über Herkunft der Materialien (wer, was, wo, wann, wie, wie viele)

Erstellen von Situations-Maps narrativer Diskurse:

  • Elementare Grounded Theory-Kodierung → kennenlernen des Datenmaterials
  • Erste Sammlung für spätere Entwicklung der Positions-Maps
  • Diskurs selbst als Arena im Sinne Sozialer Welten sehen
  • Schafft dichte Analyse und dekonstruiert die Sozialen Welten in einzelne Diskurse

Erstellen von Soziale Welten/Arena-Maps von narrativen Diskursen:

  • Zeigen die Akteure, der Meso-Ebene, der erforschten Situation
  • Möglichkeit aus der Perspektive einer bestimmten sozialen Welt heraus zu mappen
  • Produktion und Unterstützung konkurrierender Diskurse

Erstellen von Positions-Maps von narrativen Diskursen

  • Feststellen von grundlegenden Themen der Diskurse anhand der Daten
  • Unterschiedliche Positionen erarbeiten und anschließend zweidimensional anordnen
  • Ziel: alle wichtigen Positionen aus den Diskursen zu verdeutlichen
  • Aufzeigen von stillschweigenden Positionen

Literatur

Clarke, Adele (2012): Situationsanalyse. Wiesbaden.

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