Memos

Diskurs-Strategien

  • Anspielungen auf kritische historische Ereignisse / Epochen zur Untermauerung der Argumente
  • Emotionale Argumentation - bezogen auf sich selbst bzw. die Darstellung der eigenen Emotionen - jedoch eher zur Rechtfertigung (ambivalente Positionen / moralischer Konflikt, „Werdendes Leben“ vs. „Selbstbestimmungsrecht der Schwangeren“)
  • Arbeit mit Bildern, bspw. Erklärung dessen wie Fötus ausgeschabt wird - Herstellung von Schock und Ekelmoment

Der Diskurs wird grundsätzlich sehr emotional und moralisch geführt. Einerseits um das eigene Handeln zu rechtfertigen und gleichzeitig um auf soziale Probleme aufmerksam zu machen. Es scheint als gäbe es zwei Seiten, von denen sich die Ärzt_innen jeweils auf einer positionieren können. Entweder auf der Seite der Schwangeren, deren körperliche Selbstbestimmung sie wahren wollen, oder auf der Seite des „ungeborenen Lebens“ an dessen „Tötung“ die Ärzt_innen nicht beteiligt sein wollen. Die durchführenden Ärzt_innen positionieren sich relativ klar und sind argumentieren stringent politisch. Die nicht-durchführenden Ärzt_innen wirken emotional zerrissen und spielen auf das eigene Gewissen an. Ihr innerer Widerspruch wird sehr deutlich in der Art und Weise wie der Text aufgebaut und wie stark emotional argumentiert wird. Mir scheint, als hätten sie ein schlechtes Gewissen den Schwangeren und ihren Kolleg_innen gegenüber, weil sie Abtreibungen einerseits politisch befürworten, die nicht-durchführung jedoch nur anhand der eigenen „Schwäche“ begründen können.

Ärzt_innen im Diskurs

Ärzt_innen befinden sich gesellschaftlich in einer der höchst anerkanntesten beruflichen Milieus und werden deshalb als wichtige Akteur_innen innerhalb eines Diskurses betrachtet. Diese Berufsgruppe genießt ein hohes Vertrauen und werden als gesellschaftliche Expert_innen anerkannt. Deshalb ist davon auszugehen, dass die Positionen der Sprecher_innen einen großen Einfluss auf den des Gesamtdiskurses haben.

Anonymisierung

Ein auffälliger Aspekt ist, dass insbesondere die Ärzt_innen, die keine Schwangerschaftsabbrüche durchführen und sich trotzdem „Pro Choice“ äußern, nicht mit ihrem Klarnamen genannt werden wollen. Wohingegen die Mehrzahl der durchführenden Ärzt_innen mit ihrem Namen öffentlich auftreten. In einigen Interviews werden Drohungen, bzw. das verstärkte Vorgehen sogenannter „Lebensschützer“ genannt, auch wenn sich in den Ausführungen und Argumenten nicht näher auf diese bezogen wird. Trotzdem ist es möglich, dass das gesellschaftliche Stigma und die Gefahr aufgrund der öffentlichen Positionierung von religiösen Fundamentalisten angegriffen zu werden, eine relativ große Rolle für das öffentliche Auftreten spielt.

Drucken/exportieren