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Instagram-Analysen zum Thema Feminismus
In diesem Wiki wird die Plattform Instagram behandelt. Als Datenmaterial werden zwei Screenshots (vom 27.04.2020 und 16.07.2020) des Instagram-Explore-Feeds unter der Hashtagsuche “#feminismus” verwendet. Um uns einen Überblick zu verschaffen und um das Material einordnen zu können, werden wir uns zunächst die Plattform Instagram genauer anschauen und die Organisation und Struktur mithilfe des Aufbaus, den Funktionen und NutzerInnendaten intensiver beschreiben. Anschließend beginnen wir mit der Analyse der Beiträge in den Screenshots. Von einer groben Beschreibung einzelner Beiträge, um sich einen Eindruck über das Material zu verschaffen, kommen wir über die Bildung und Analyse von Codes und deren minimale und maximale Kontrastierung schließlich zu einem Fazit über den Diskurs “Feminismus” auf Instagram.
1. Organisation und Struktur
Demzufolge werden wir als ersten Schritt die Organisation und Struktur der Plattform Instagram genauer beschreiben. Diese Informationen sollen Auskunft darüber geben in welcher Art und Weise und von wem die Plattform genutzt werden kann. Darüber hinaus haben wir NutzerInnendaten gesammelt, die das aktuelle Nutzungsverhalten von NutzerInnen der Plattform aufzeigen sollen.
Instagram ist ein Microblog/ eine audiovisuelle Plattform, die das Teilen von Fotos und Videos über personalisierte Webprofile ermöglicht. Instagram wurde 2010 gegründet (Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Instagram) und gehört seit 2012 zu Facebook. Als werbefinanzierter Onlinedienst mit 2 Mio. monatlichen Werbetreibenden macht Instagram im Jahr 2019 einen Werbeumsatz von 20 Mrd. US-Dollar (Vgl. https://de.statista.com/themen/2506/instagram/). Die Plattform Instagram kann sowohl über die Instagram-App, auf mobilen Endgeräten, als auch über den Webbrowser instagram.com auf Computern genutzt werden. Um die Instagram-App zu nutzen, können Android- und ApplenutzerInnen die Instagram-App aus dem Google Playstore/ Appstore auf ihren mobilen Endgeräten herunterladen (Vgl. Instagram-Hilfebereich, Anmelden und erste Schritte https://www.facebook.com/help/instagram/?rdrhc). Um eigene Inhalte zu teilen, oder andere Beiträge zu liken/ kommentieren oder Beiträge und Stories vollständig anzusehen, ist ein Instagram Account erforderlich. Die Erstellung eines Accounts ist kostenlos und der Eintritt in die Social Media Plattform Instagram ist niederschwellig. Privatpersonen ab 13 Jahren, Unternehmen, Organisationen können Accounts erstellen. Zu den benötigten Informationen zählen die E-Mailadresse, Benutzername und Passwort. Die Privatperson ist nicht über ihren Benutzernamen identifizierbar, da die Wahl des Benutzernamens pseudonym erfolgt. Benutzernamen werden nach Verfügbarkeit vergeben und können nicht reserviert werden. Unternehmen oder Privatpersonen mit einem Business-Account haben über die gängigen Funktionen hinaus Zugang zu Statistiken (Vgl. https://social-media-abc.de/wiki/Instagram). In der Vergangenheit fanden bereits viele Kontroversen über die Datenschutzrichtlinien der App statt. Diese bezogen sich auch auf den Verkauf von NutzerInnendaten (Vgl. https://social-media-abc.de/wiki/Instagram).
1.1 Aufbau
(Vgl. Instagram-Hilfebereich, Navigieren in der App):
- Startseite: Feed mit Beiträgen von abonnierten Accounts (nicht-chronologischer Feed (nach NutzerInnen-Prioritäten!))
- Suchen und Erforschen: Gezieltes Suchen von Accounts und Themengebieten; nutzungsbezogene Vorschläge von Beiträgen (von Accounts denen man noch nicht folgt)
- Kamera: Fotos/Videos aufnehmen, hochladen, bearbeiten und teilen
- Aktivität: Anfragen, “Gefällt Mir” Angaben und Kommentare zu eigenen Beiträgen
- Profil: eigener Steckbrief & Instagram-Beiträge, sowie gespeicherte Highlights
1.2 Funktionen
- Bildaufnahme und -bearbeitungsfunktion
- Sharing-Funktion: Direktes Verbreiten der Bildern und Videos an diverse andere Netzwerke (Twitter, Facebook, E-Mail,…)
- Standort-Funktion: Hinzufügen des Aufnahmeorts; sichtbar für Andere auf Foto-Weltkarte
- Suchfunktion: Suchen nach bestimmten Themengebieten (über Hashtags) oder Personen (über Benutzernamen)
- Personen folgen: deren geteilte Inhalte werden auf der eigenen Startseite angezeigt; können geliked oder geteilt werden, nicht chronologischer Feed
- Themen folgen (Hashtags): Inhalte zu bestimmten Themen werden auf der eigenen Startseite angezeigt und können geliked oder geteilt werden
- Tagging-Funktion: Accounts (Personen, Unternehmen, Marken usw.) können in Fotos und Videos markiert werden → Inhalte erscheinen auf Profil des markierten Accounts. Je nach Einstellung kann der/die NutzerIn des markierten Accounts über die Veröffentlichung entscheiden
(Vgl. https://social-media-abc.de/wiki/Instagram)
- Story: Mit Stories können NutzerInnen Fotos und Videos in ihre Profile hochladen (außerdem mit der Möglichkeit Sticker und andere Informationen zu setzen), die nach 24 Stunden wieder verschwinden (die Funktionsweise ist ähnlich zu Snapchat.
- IGTV: Längere (tiefergehende) Videos mit InstagramTV
(Vgl. https://www.brandwatch.com/de/blog/instagram-statistiken)
1.3 NutzerInnendaten
- Instagram hat 1 Mrd. monatlich aktive NutzerInnen und 500 Mio. täglich aktive NutzerInnen
- 63 Prozent der Instagram NutzerInnen verwenden die App täglich (Stand Mai 2019) (Vgl. https://www.brandwatch.com/de/blog/instagram- statistiken/) und machen es damit zum am zweithäufigsten genutzten Netzwerk nach Facebook
- Die größte demographische Gruppe sind Männer zwischen 18 und 24 Jahren
- 60,4% aller NutzerInnen sind zwischen 18 und 24 Jahre alt
- Die Instagramnutzung hat sich zwischen Juni 2016 und 2018 verdoppelt
- Deutschland 2020: über 21 Mio. NutzerInnen (Vgl. https://www.futurebiz.de/artikel/instagram-statistiken-nutzerzahlen/)
2. Feminismus auf Instagram
Im Folgenden werden wir versuchen, den Begriff Feminismus anhand eines groben Überblicks über die Inhalte des Screenshots zu definieren. Dies soll uns dabei helfen, einen ersten Überblick über das Material zu erhalten und uns dem Diskurs Feminismus auf Instagram anzunähern. Hierzu haben wir einen ersten Blick auf den Screenshot geworfen, um die wichtigsten Inhalte zu erfassen.
Erste Definition anhand des Screenshots
Feminismus als partizipativer Diskurs und Frauen als Hauptakteurinnen
Form des Diskurses
Bewegung, Community, Vereinigung, Identifikationsbegriff, Vernetzungsplattform für themenbezogenen Projekte (Beratungsstellen, Podcasts, Bücher, Netzwerke, Veranstaltungen, “Werbung”, Bücher, Unternehmen, Organisationen mit feministischen Einflüssen), dynamischer Diskurs
Themenbereiche des Diskurses
Zusammenhalt, Darstellung von Weiblichkeit, Vielfalt von Weiblichkeit, Aufklärungs- und Bildungsarbeit, Normalisierung von Tabuthemen und Aufklärung in Bezug auf weiblichen Körper und die weibliche Sexualität, gegen Normvorstellungen von Weiblichkeit, Selbstdarstellung von Frauen, Körperdarstellung, Empowerment, weibliche Stärke, Unabhängigkeit, Selbstliebe, Selbstvertrauen, Körperliebe, Vorbilder, politische Forderungen für Frauenrechte, Aufklärung über Geschlechterunterschiede, Umkehren von Rollenbild Mann / Frau, Intersektionalität, sexuelle Selbstbestimmung, Solidarisierung/Support,, Kampf gegen Unterdrückung und Konventionen, Sichtbarmachung, Empowerment zur Teilnahme am Diskurs, (sexuelle) Unterdrückung/ Bedrohung von Frauen, Solidarität zur LGBTQ Community, (Homo)Sexualität
3. Analyse
3.1 Schritt 1: Beschreibung des Screenshots
Im weiteren Verlauf werden wir die Struktur und Inhalte des Screenshots beschreiben. Der Screenshot ist eine Bildschirmaufnahme vom 27.4.2020 und zeigt die Suchergebnisse, die bei der Suche unter dem Hashtag #feminismus generiert wurden. Das konkrete Suchergebnis ist abhängig von dem Endgerät, das sich Instagram den NutzerInnendaten stark anpasst. In diesem Falle sieht man die Suchergebnisse des Endgeräts von Frau Dr. Schirmer.
Aufbau des Screenshots
- Oben links: Öffentliche Stories zum Thema
- Oben mitte: Anzahl der öffentlichen Beiträge (68.805)
- “Folgen”-Button → Möglichkeit dem Thema zu folgen (Inhalte, die mit Hashtag Feminismus geteilt werden, erscheinen dann auf der eigenen Startseite)
- Darunter ähnlichen Hashtags (mit Hyperlink): #weiblichkeit #radicalfeminism #vielfalt #aufklärung #sinnfluencer #keinmenschistillegal #radfem #demokratie #seelischegesundheit
- Darunter: Anzeige der thematischen Inhalte: Darstellung als Quadrate in Raster; 3 pro Reihe; In dieser Ansicht nur Vorschau der Beiträge (Bei Videos nur Standbild) sichtbar, keine Benutzernamen, Bildunterschrift, Kommentare etc.
- Zuerst: 9 öffentliche “Top-Beiträge” (Sie gehören zu den beliebtesten Posts, die mit dem jeweiligen Hashtag oder Ort markiert wurden. (Beliebte Posts stehen im Zusammenhang mit Interaktion, Aktualität und weitere Faktoren)
- Danach: “Neueste” → Chronologisch sortiert, (Theoretisch infinite scrolling, im screenshot 42 Inhalte)
Art der Inhalte
hauptsächlich Frauen, die sich in Fotos inszenieren (Figur, Kleidung,…); Selbstdarstellung gegen den Mainstream (Achselhaare etc.) → Gegensatz zu gesellschaftlichem und social media-spezifischem Ideal; nicht nur stereotypisches Bild von Feministinnen repräsentiert, verschiedene Personengruppen identifizieren sich mit dem Begriff Feminismus; kurze feministische Zitate; Buchempfehlungen → neuer Vernetzungsweg aufgrund von gleichen Interessen, Community
Bei der Beschreibung des Screenshots ist uns aufgefallen, dass wir die Benutzernamen der Personen/ Seiten, die die Beiträge Bild gepostet haben, nicht sehen können. Daher können wir beispielsweise nicht die Frage beantworten, wer die Beiträge gepostet hat, und ob die Personen, die auf den Bildern zu sehen sind, auch die Personen sind, die das Bild gepostet haben. In diesem Zusammenhang ist uns zudem aufgefallen, dass bei dem Screenshot die Bildunterschriften der Beiträge fehlen. Die Bildunterschriften könnten den Kontext der Bilder verdeutlichen, beispielsweise mit welcher Intention die Bilder gepostet wurden. Darüber hinaus sind uns einige Bilder ins Auge gefallen, welche wir nicht dem Thema Feminismus zuordnen können. Daher stellen wir uns die Frage, ob einige NutzerInnen den Hashtag Feminismus für das „Clickbaiting“ nutzen. „Clickbaiting“ ist ein beliebtes Phänomen auf Instagram, bei der die Generation von Hashtags möglich ist, um die Beliebtheit eines Beitrages zu steigern.
Im Anschluss an die Beschreibung des Screenshots haben wir uns Gedanken zum weiteren Vorgehen gemacht und haben den Entschluss gefasst die neun Topbeiträge genauer zu betrachten, da es sich hierbei um die beliebtesten Beiträge handelt, die zu dem Zeitpunkt mit dem Hashtag #feminismus getaggt wurden.
3.2 Schritt 2: Kurze Beschreibung der Topbeiträge
Im Folgenden betrachten wir die neun Topbeiträge genauer, da uns diese aufgrund der hohen Interaktion besonders relevant erscheinen. Um eine erste Orientierung zu erlangen wollen wir die Inhalte der neun Topbeiträge beschreiben und kurz interpretieren.
Bild 1 (oben links):
Beschreibung: Auf dem Bild sind vor orangem Hintergrund Ohrringe in Form der weiblichen, äußeren Geschlechtsorgane zu sehen, aufgehangen an einer Schnur.
Interpretation: Normalerweise widerspricht es den Richtlinien von Instagram, Bilder von Nacktheit oder Fotos/Videos, auf welchen die Genitalien zu sehen sind, zu posten und diese werden gesperrt. Hier werden diese Richtlinien auf Grund der skulpturalen Darstellung umgangen, da das Teilen von Nacktheit in Fotos von Gemälden und Skulpturen erlaubt ist (Vgl. https://www.facebook.com/help/instagram/477434105621119).
Bild 2 (oben mitte):
Beschreibung: Auf dem Bild ist eine jüngere, tätowierte Frau zu sehen, die vor einer weißen Wand steht. Sie hält beide Hände hinter dem Kopf und trägt einen Mundschutz. Außerdem trägt sie ein schwarzes Spitzentop und eine Kette. Sie blickt direkt in die Kamera.
Interpretation: Da die Frau vor einem weißen Hintergrund steht und mit ihrer Gestik eine bestimmte Haltung einnimmt, lässt darauf schließen, dass es sich um eine bewusste Selbstdarstellung handelt. Der direkte Blick in die Kamera, und die Verdeckung der restlichen Mimik durch den Mundschutz, verleiht der Frau etwas ernstes. Den Mundschutz könnte man in diesem Zusammenhang auch als ein Verbot interpretieren bestimmte Dinge mitzuteilen/auszudrücken.
Bild 3 (oben rechts):
Beschreibung: Auf dem Bild sind die Beine und die Hand einer Frau zu sehen. Sie trägt ein buntes Kleid, einen weißen Ring und weißen Nagellack. Sie hält ein Buch in ihrem Schoß. Das Buch trägt den Titel “Untenrum frei” von Margarete Stokowski. Das Cover ist schlicht gehalten, es zieht sich aber ein großes, rotes X über die Seite.
Interpretation: Es scheint als soll das Buch präsentiert werden. Das Buch erzählt von den persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen der Autorin und verbindet diese mit politischen, philosophischen und wissenschaftlichen Fragen zu Feminismus, Macht, Sex, Liebe usw.
Bild 4:
Beschreibung: Auf dem Bild ist eine junge Frau mit kurzen Haaren und einem Lippenpiercing zu sehen. Das Bild lässt darauf schließen, dass die Frau obenrum nichts trägt. Sie blickt direkt in die Kamera und hält einen Arm nach oben/ hinter dem Kopf und präsentiert so ihre behaarte Achsel.
Interpretation: Es lässt sich vermuten, dass die Frau ein Statement setzen möchte, gegen das weit verbreitete und durch die Medien verstärkte Bild, dass Frauen sich rasieren müssen und Körperbehaarung als “eklig”,“unhygienisch”, “ungepflegt” “unweiblich” angesehen wird.
Bild 5:
Beschreibung: Im Vordergrund dieses Bildes sieht man eine junge blonde Frau mit einer beigen Felljacke, die frontal auf den Betrachter zu an einem orangefarbenen Tisch sitzt. Ihre rechte Hand hält eine auf dem Tische stehende Tasse Kaffee, auf welche auch ihr Blick gerichtet ist. Wie man aus dem Hintergrund schließen kann, sitzt sie auf einer Art Terrasse an einem kleinen Fluss, hinter dem sich die Kulisse einer Stadt abzeichnet.
Interpretation: Da auf dem Bild kein direkter Zusammenhang zu dem Begriff Feminismus zu erkennen ist, lässt sich vermuten, dass die Person, die das Foto gepostet hat, Feminismus unterstützt, sich selbst als Feministin bezeichnet oder auf der Plattform gerne damit in Verbindung gebracht werden möchte.
Bild 6:
Beschreibung: Auf dem Bild sieht man 2 dunkelhaarige junge Frauen, die vor der Treppe eines weißen Hauses stehen. Die linke Frau trägt ein schwarzes knielanges Kleid. Die rechte Frau trägt eine weiße, enge Hose und ein korallfarbenes Hemd, was halb in ihre Hose gesteckt ist. Sie stützt sich mit der rechten Hand hinter der anderen Frau am Geländer der Treppe ab und hat ihre linke Hand in die Hosentasche gesteckt. Außerdem trägt sie eine weiße Handtasche über der linken Schulter. Beide blicken lächelnd in die Kamera.
Interpretation: Den Outfits und Posen der Frauen nach lässt sich vermuten, dass das Foto nicht zufällig entstanden ist, sondern gestellt wurde.
Bild 7:
Beschreibung: Auf dem Bild ist eine jüngere Frau, mit dunklen, langen, gelockten Haaren zu sehen. Sie steht aufrecht und hält einen Arm nach oben /hinter dem Kopf. Ihr Blick ist in die Kamera gerichtet und ihr Mund ist leicht geöffnet. Sie trägt ein weißes T-Shirt mit Aufdruck, welches leicht in die Hose gesteckt ist. Der Aufdruck auf dem weißen T-Shirt zeigt ein Gesicht, das mit einer einzigen, unendlichen roten Linie gezeichnet worden ist und sich keinem Geschlecht zuordnen lässt. Darunter steht in rosa Schrift “girl” und in blauer Schrift “boy”, beide Wörter werden mithilfe der unendlichen, roten Linie durchgestrichen und darunter in dickerer, orangener Schrift steht “human”.
Interpretation: Die Frau wirkt durch ihre Haltung selbstsicher und es wirkt als wolle sie ihr T-Shirt mit Aufdruck präsentieren. Das T-Shirt, trägt den Namen “Human” Unisex T-Shirt und ist unteranderem in folgendem Online Shop zu kaufen: https://www.3freunde.de/shop/marktplatz/fashion-changers/human-unisex-t-shirt-fairtrade-x-fashion-changers.html. Es ist nach Produktinformationen ein Produkt des Netzwerks “Fashion Changers”, welches sich für Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung in der Mode-Industrie einsetzt. Bei diesem T-Shirt handelt es sich um eine Kooperation mit der Organisation “Fairtrade Deutschland”. Es soll auf das Thema “Geschlechtergerechtigkeit” in der Gesellschaft, und in Zusammenhang mit der Modeindustrie, aufmerksam machen. Es wird zudem damit geworben die eigene Stimme wirksam einzusetzen und sowohl online, durch Nutzung folgender Hashtags: #pushfairtrade; #letschangethatfashiongam, als auch offline, durch Tragen und Kaufen des T-Shirts, Support für mehr Geschlechtergerechtigkeit in der Modeindustrie zu zeigen. Es lässt darauf schließen, dass das Bild bewusst aktivistisch gepostet worden ist und Teil des Supports / Online Aktivismus für mehr Geschlechtergerechtigkeit ist.
Bild 8:
Beschreibung: Auf dem Bild ist eine Frau von hinten zu sehen, die sich über das Geländer eines Balkons lehnt. Sie trägt eng anliegende Sportkleidung und ihr Kopf ist vom Bild abgeschnitten. Im Vordergrund des Bildes, also hinter der Frau, lässt sich eine Hantel mit Gewichten erkennen.
Interpretation: Die dargestellte Situation lässt darauf schließen, dass die fotografierte Frau ihre Sportlichkeit präsentieren möchte. Im Zusammenhang mit dem Hashtag könnte es sein, dass sie Fitness mit Feminismus assoziiert, da sie sich dadurch als stark und selbstbewusst empfindet. Sie kümmert sich um die eigene gesundheitliche und körperliche Verfassung und beansprucht den stereotypisch männlichen Muskelsport als Frau für sich.
Bild 9:
Beschreibung: Auf dem Bild ist eine jüngere Frau zu sehen, die auf dem Boden sitzt (liegt?), sich mit einem Arm auf dem Boden abstützt und in der anderen Hand ein Smartphone hält, mit welchem sie sich selbst im Spiegel fotografiert. Sie trägt eine graue lange Jeanshose und ein bauchfreies, gestreiftes T-Shirt. Ihr Blick ist auf den Bildschirm des Smartphones gerichtet und sie lächelt. Hinter der Frau sieht man ein graues Sofa und ein volles Bücherregal.
Interpretation: Das Setting, in welchem sich die Frau hier darstellt, lässt vermuten, dass sie sich im Zusammenhang mit Büchern präsentieren möchte. Diese könnten als Symbol von Intellektualität und Bildung gesehen werden. Möglicherweise verbindet sie diese Dinge mit dem Thema Feminismus und hat sich deshalb durch den Hashtag damit assoziiert.
3.3 Schritt 3: Genauere Analyse eines Beitrags
Im Folgenden werden wir einen Beitrag des gesamten Screenshots beispielhaft tiefer analysieren, um uns mit der Bildstruktur und Inhalt vertraut zu machen. Dadurch wollen wir auch herausfinden, ob es für unser weiteres Vorgehen sinnvoll ist, einzelne Beiträge tiefer zu analysieren und daraus Ergebnisse zu generieren. Bei der genaueren Analyse orientieren wir uns an den drei Bildbeschreibungsebenen nach Panofsky. Diese Ebenen sind die vorikonographische Ebene (Beschreibung dessen, was man sieht), die ikonographische Ebene (Herausarbeitung von Bedeutungen und Zusammenhängen, Interpretation) und die ikonologische Ebene (Einbeziehung des Kontexts). Mehr unter: https://bildinterpretation.weebly.com/erwin-panofskys-interpretationsmodell.html
Bild 13
Beschreibung (vor-ikonographisch):
Im Vordergrund ist eine Frau zu sehen, mit schwarzen, lockigen Haaren. Sie schaut direkt in die Kamera und ihr Kopf ist leicht erhoben. Sie trägt auffällige rote Kleidung mit Federn an den Ärmeln. Sie trägt eine Kopfbedeckung in Form eines Tigers mit einer Mähne aus schwarzen und gelben Federn. Sie sitzt auf einem Motorrad, welches mit pinken und blauen Bändern und weißen Blumen geschmückt ist. Hinter ihr befinden sich vier Männer, zwei auf der linken und zwei auf der rechten Seite. Sie sind in einem V angeordnet, bei dem die Frau die Spitze bildet. Sie sitzen ebenfalls auf mit Bändern und Blumen geschmückten Motorrädern. Sie sind oberkörperfrei und tragen alle die gleiche Tigermaske. Diese ähneln der Kopfbedeckung der Frau, sind jedoch kleiner und ohne Federmähne. Sie tragen unterschiedliche Hosen und Schuhe. Der Mann vorne links trägt Schlappen, die anderen Turnschuhe. Der Mann vorne rechts hebt sich durch seine längeren schwarzen Haare von den anderen mit kurzen dunklen Haaren ab. Zwei der Männer sind außerdem auf der Brust tätowiert. Sie halten einen langen Gegenstand in der äußeren Hand, welcher nicht genau zu erkennen ist. Die Gruppe befindet sich draußen und es ist hell. Sie stehen auf Asphalt. Im Hintergrund ist die Außenfassade eines rosafarbenen Gebäudes mit vier Bogenfenstern zu sehen, welche weiß abgehoben sind. Sie bestehen aus zwei kleineren Bögen und einem oberen Bogen. In den Bögen befinden sich Gitterstäbe, welche oben mit einem Kreuz abgeschlossen werden. Im oberen Bogen befindet sich eine kreisförmige Verzierung.
Kontext (ikonographisch):
Dieses Foto taucht bei Instagram unter dem Hashtag #feminismus auf und befindet sich bei unserem Screenshot unter den aktuellsten Beiträgen. Es muss also in dem Zeitraum, in dem der Screenshot aufgenommen wurde, gepostet worden sein. Accountname und Bildunterschrift, sowie Veröffentlichungsdatum und Likeanzahl sind uns nicht bekannt. Auch die dargestellten Personen und der Hintergrund des Posts sind uns nicht bekannt.
Interpretation (ikonologisch):
Das Foto vermittelt den Eindruck einer Motorradgang. Auf Grund der auffälligen Kleidung, der pompösen Kopfbedeckung, die an ein Stammesoberhaupt erinnert, und der Position im Bild scheint die Frau das „Gangoberhaupt“ zu sein. Das steht im Gegensatz zu dem verbreiteten Rollenbild des männlichen Anführers. Dabei wird die Frau aber keineswegs mit männlichen Attributen dargestellt, sondern das Bild fällt eher durch feminin assoziierte Elemente, wie den Blumen und dem Schmuck am Motorrad und ihrer Kleidung, auf. Gerade durch ihr Erscheinungsbild und ihre starke Körperhaltung wird sie hervorgehoben. Durch die Masken und die Verzierungen, sowie dem roten Kleid, welches einem Kostüm ähnelt, wirkt das Bild wie eine Inszenierung. Auch die symmetrische Anordnung der Personen im Bild wirkt inszeniert. Dadurch ähnelt das Bild einem Musikcover oder einer Darstellung in einem Magazin. Gerade in diesem Zusammenhang scheint die Szene wie ein Gegenbild zu den weitverbreiteten Musikvideos, in welchen männliche Sänger oft von leicht bekleideten Frauen umgeben sind. Hier scheint die Frau die Szene zu dominieren, was auch an ihrem entschlossenen Gesichtsausdruck und ihrem Blick direkt in die Kamera verstärkt wird. Im Gegensatz dazu scheinen die Männer fast identitätslos, da ihre Gesichter unter den Masken nicht zu erkennen sind. Der Blick wird eher auf die freien Oberkörper gelenkt, wodurch die Männer auf ihren Körper reduziert werden. Die Fassade des Gebäudes im Hintergrund erinnert an eine Kirche, auch durch die Kreuze in den Fenstern. Das Bild könnte eine Kritik an traditionellen Rollenbildern von Mann und Frau darstellen, welche besonders oft in Musikvideos oder ähnlichen Inhalten reproduziert werden. Immer häufiger werden diese Rollenbilder aber bewusst von internationalen, weiblichen Künstlerinnen umgedreht, dies lässt sich beispielsweise in den Musikvideos einiger weiblicher Rapperinnen, wie z.B. Rosalía, Shirin David usw. erkennen. Wie in dem hier beschriebenen Bild werden Männer auf Background-Rollen reduziert und die Frauen besonders stark dargestellt. Dabei wird die eigene Weiblichkeit/ bzw. eigene Stärke und Individualität besonders hervorgehoben.
Shirin David zu Feminismus: „Feminismus ist der Begriff, den wir Frauen nutzen müssen, um gehört zu werden. Aber im Kern geht es für mich um Selbstbestimmung: Jede Frau darf machen, was sie möchte, ohne verurteilt zu werden, darf Rollkragenpulli tragen oder komplett nackt sein. Und ich selbst liebe nun mal ein bestimmtes Frausein“ (https://www.spiegel.de/kultur/musik/shirin-david-ueber-feminismus-meine-agenten-sagen-zieh-dich-an-a-00000000-0002-0001-0000-000171616942).
Rosalía zu Feminismus: Die Art und Weise, wie ich Musik mache, und die Art und Weise, wie ich mich als Frau in dieser Branche präsentiere, beeinträchtigt meiner Meinung nach das Bild einer Frau mit Macht und Stärke. Immer.
→ Bei der genaueren Analyse dieses Beitrags ist uns aufgefallen, dass es zwar sehr spannend und auch ergiebig sein kann, einzelne Beiträge genauer zu analysieren, jedoch ist es bei der Fülle unseres Materials schwierig, bei der Anwendung dieser Methode alle relevanten Beiträge zu berücksichtigen. Viele Beiträge würden im Laufe der Analyse verloren gehen. Deshalb haben wir uns dazu entschieden, im Folgenden die Methode zu ändern und mit Hilfe von Codes weiterzumachen. Dadurch können wir alle Beiträge in unsere Analyse aufnehmen.
3.4 Schritt 4: Arbeit mit Codes
In unserem nächsten Analyseschritt befassen wir uns nun mit der Generierung von Codes. Diese sollen dazu dienen, die wichtigsten Aspekte im Diskurs Feminismus auf Instagram über alle Beiträge hinweg erfassen zu können. Um uns den Codes anzunähern, haben wir zunächst unsere erste Definition von Feminismus auf Instagram anhand des Screenshots erneut angeschaut, um wichtige Stichpunkte zu erkennen. Außerdem haben wir die Anmerkungen von Frau Schirmer und der Gruppe aus der Sitzung vom 23.7.2020 berücksichtigt. Anschließend haben wir damit begonnen, die neun Topbeiträge des Screenshots zu kodieren. Im Speziellen sind wir nach dem Verfahren des Offenen Kodierens der Grounded Theory vorgegangen. Hierbei sollen abstrahierende Begriffe gefunden werden, um Zusammenhänge und Muster in den vorliegenden Daten zu finden und eine Theorie daraus zu erarbeiten. Dabei haben wir hauptsächlich konstruierte Codes verwendet. Konstruierte Codes bezeichnen vom Forschenden oder anderen Theorien entwickelte abstrahierte Oberbegriffe, also Oberbegriffe die wir selbst gebildet haben.
3.4.1 Kodierung der Topbeiträge
Balkendiagramm - Häufigkeiten der Codes
Zur Veranschaulichung der Häufigkeiten der Codes haben wir ein Balkendiagramm erstellt, welches zeigt, welcher Code wie oft bei den neun Topbeiträgen zutrifft.
Fallbezogene Kreisdiagramme
Um die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Codes zu veranschaulichen haben wir fallbezogene Kreisdiagramme erstellt. Für jeden Topbeitrag gibt es ein Kreisdiagramm, in welchem alle zutreffenden Codes ersichtlich sind. Jedem Code haben wir eine Farbe zugeordnet, damit die Diagramme untereinander einfach zu vergleichen sind. Durch diesen Arbeitsschritt wollen wir Zusammenhänge zwischen den Codes einfacher erkennen können, d.h welche Codes z.B. häufig zusammen auftreten.
Interpretation der Diagramme
Bei der fallbezogenen Analyse fällt auf, dass der Code Richtlinien auf alle Fälle außer einen angewandt werden kann. Das lässt darauf schließen, dass das Umgehen, das Aufbrechen oder auch das Halten an bestimmte Richtlinien ein wichtiger Aspekt im Diskurs um Feminismus darstellt. Auch ist auffällig, dass auf fast allen Bildern Frauen dargestellt sind, was zeigt, dass der Diskurs hauptsächlich durch Frauen geführt wird.
In Bezug auf die Zusammenhänge fällt auf, dass die Codes Richtlinien, Selbstinszenierung und Darstellung von Frauen bei vier Fällen gemeinsam auftreten, bei zwei weiteren Fällen mit jeweils einem anderen Code zusammen. Das zeigt, dass ein wichtiger Aspekt ist, wie sich Frauen präsentieren und wie sie sich selbst auf Instagram darstellen wollen. Diese Präsentation erfolgt meist entweder, indem bestimmten Richtlinien gefolgt wird oder indem Richtlinien gezielt aufgebrochen und gesellschaftliche Tabus gebrochen werden. Demnach zeigt dies eine Intention, unterschwellige Richtlinien zu diesem Thema aufzudecken und jede Art der Selbstinszenierung zu normalisieren, egal ob sie der gesellschaftlichen Richtlinie entspricht oder nicht. Außerdem wird deutlich, dass diese normgetreue oder nicht normgetreue Selbstpräsentation für Frauen ein größeres Thema ist als für Männer, da die Codes Richtlinien und/oder Selbstinszenierung immer mit dem Code „Darstellung von Frauen“ einhergehen.
Auch die Konstellation Richtlinien, Nacktheit, Normalisierung und Darstellung von Frauen tritt doppelt auf. Bei der Darstellung von Nacktheit werden meistens Richtlinien umgangen, da Nacktheit nicht offen auf Instagram gezeigt werden darf. Außerdem sollen gesellschaftliche Tabuthemen bezüglich Nacktheit, weiblicher Sexualität und des weiblichen Körpers angesprochen und durch die „ungewöhnliche“, herausstechende Darstellung ein Diskurs darüber angeregt werden. Dadurch werden bestimmte Richtlinien infrage gestellt und es wird angeregt, Tabuthemen zu normalisieren.
3.4.2 Anwendung auf den gesamten Screenshot
Als nächstes werden wir die Codes, die wir anhand der neun Topbeiträge des Screenshots von Frau Dr. Schirmer gebildet haben, auf den restlichen Screenshot anwenden. Dadurch wollen wir die gebildeten Codes überprüfen und eventuell noch weitere Codes generieren.
- Code “Richtlinien” trifft auf 10 weitere Bilder zu
in Form von: Umkehrung/Aufbrechen von Rollenbildern, Symbolische Darstellung von Geschlechtsorganen, Zeigen des Körpers, weibliche Sexualität
- Code “Nacktheit” trifft auf 2 weitere Bilder zu
in Form von: oberkörperfreie Männer, bauchfrei/ offene Hose
- Code “Selbstinszenierung” trifft auf 8 weitere Bilder zu
in Form von: stark/Umkehrung des Rollenbilds, Selbstliebe, weibliche Normvorstellung, gebildet, ironische Inszenierung, Inszenierung des Körpers
- Code “Normalisierung” trifft auf 6 weitere Bilder zu
in Form von: Büchern über Tabuthemen, starke Frauen, weibliches Sexualverhalten, weiblicher Körper, Nacktheit, Homosexualität
- Code “Darstellung von Frauen” trifft auf 19 weitere Bilder zu
→ zusätzliche Codes:
- „Aufklärung“ trifft auf 8 Beiträge zu
in Form von/über: Unterbezahlung von Frauen, Gewalt an Frauen, weibliche Sexualität
- „Empowerment“ trifft auf 11 Beiträge zu
in Form von: Zitaten bekannter weiblicher Persönlichkeiten oder unbekannter Personen, empowernder feministischer Zeichen
- „Netzwerke“ trifft auf 11 Beiträge zu
in Form von: Forderungen/Aussagen bestimmter feministischer Organisationen
Um einen besseren Überblick über die Fälle und die zutreffenden Codes zu bekommen, folgt eine weitere Tabelle. Diese soll auch wieder zeigen, in welcher Form die Codes jeweils thematisiert werden.
3.4.3 Anwendung auf einen neuen Screenshot
Um die Relevanz und Repräsentativität unserer gebildeten Codes zu überprüfen, werden wir nun einen neuen Screenshot generieren. Hierbei ist zu beachten, dass dieser von unserem eigenen Instagram-Profil aus generiert wird und nicht von Frau Dr. Schirmers. Das kann zu Abweichungen führen, da Instagram sich den NutzerInnendaten/-vorlieben stark anpasst. Anschließend werden wir unsere Codes auf alle Beiträge dieses Screenshots anwenden. Für einen besseren Überblick werden wir erneut eine Tabelle erstellen, in der ersichtlich ist, welcher Code auf welchen Beitrag zutrifft und in welcher Form.
16.07.2020
Der neue Screenshot beinhaltet 42 Beiträge:
- Code „Richtlinien“ trifft auf 16 Beiträge zu
in Form von: Aufbrechen von Rollenbildern, Gleichberechtigung, Emanzipation, Gesetze, Aufbrechen von Tabuthemen
- Code „Nacktheit“ trifft auf 3 Beiträge zu
in Form von: Darstellung weiblicher Geschlechtsorgane, sexuelle Belästigung (Dick Pics)
- Code „Selbstinszenierung“ trifft auf 11 Beiträge zu
in Form von: Normvorstellungen/ Aufbrechen der Norm, ästhetische Darstellung
- Code „Normalisierung“ trifft auf 5 Beiträge zu
in Form von: nicht-stereotypisches Auftreten, Nacktheit, Frauen in Führungspositionen, Gleichberechtigung
- Code „Darstellung von Frauen“ trifft auf 19 Beiträge zu
- Code „Aufklärung“ trifft auf 12 Beiträge zu
in Form von: Bücher/Podcasts, Sprechen über Tabuthemen, Grundrechte, politische Themen
- Code „Empowerment“ trifft auf 10 Beiträge zu
in Form von: Vernetzung gegen Hassrede, öffentliche Statements, weibliche Stärke/Selbstbestimmung, Befreiung von Rollenbildern, Wertschätzung weiblicher Geschlechtsorgane, Karriere, politische Partizipation, Aufforderung zum Aufbrechen von Tabuthemen
- Code „Netzwerke“ trifft auf 13 Beiträge zu
in Form von: Organisationen, Projekte, Hashtags
3.4.4 Zusammenfassung der Codes
In der folgenden Zusammenfassung der Häufigkeiten aller Codes sind alle Beiträge miteinbezogen, d.h. die neun Topbeiträge des ursprünglichen Screenshots, die gesamten Beiträge dieses restlichen Screenshots und alle Beiträge unseres neu generierten Screenshots. Das sind insgesamt 93 Beiträge. Dieser Arbeitsschritt soll dazu dienen, einen Gesamtüberblick über die Häufigkeitsverteilung der Codes zu erhalten, um so relevantere und weniger relevante Codes für den Diskurs Feminismus auf Instagram identifizieren zu können.
- Code „Richtlinien“ trifft insgesamt auf 34 Beiträge zu.
- Code „Nacktheit“ trifft insgesamt auf 8 Beiträge zu.
- Code „Normalisierung“ trifft insgesamt auf 15 Beiträge zu.
- Code „Selbstinszenierung“ trifft insgesamt auf 26 Beiträge zu.
- Code „Darstellung von Frauen“ trifft insgesamt auf 47 Beiträge zu.
- Code „Aufklärung“ trifft insgesamt auf 21 Beiträge zu.
- Code „Empowerment“ trifft insgesamt auf 23 Beiträge zu.
- Code „Netzwerke“ trifft insgesamt auf 25 Beiträge zu
In diesem Balkendiagramm fällt auf, dass die Häufigkeiten in ihrer Anordnung unserem ersten Balkendiagramm entsprechen, welches sich auf die Topbeiträge bezog. Die Rangfolge der Codes ist hier dieselbe. Der Code „Darstellung von Frauen“ verfügt mit einer Häufigkeit von 47 Fällen über die größte Fallzahl und trifft damit auf einen Großteil der Fälle zu. Die drei neuen Codes “Aufklärung”, “Empowerment” und “Netzwerke” verfügen jeweils über eine ähnliche Häufigkeit (21, 23, 25) und reihen sich dadurch mittig in die Rangfolge ein.
3.5 Schritt 5: Minimale und maximale Kontrastierung
In einem nächsten Schritt wollen wir unsere Codes und die jeweils zugeordneten Fälle durch die Methode der minimalen und maximalen Kontrastierung gegenüberstellen. Während es bei der maximalen Kontrastierung um die Identifizierung von Unterschieden geht, versucht die minimale Kontrastierung Ähnlichkeiten zwischen den jeweiligen Untersuchungseinheiten zu erfassen.
Üblicherweise wird die Methode so angewendet, dass ein bisher unbekanntes Forschungsfeld mit einer maximale Kontrastierung eingegrenzt wird. Dabei werden durch das Suchen von Unterschieden die verschiedenen Dimensionen des Feldes ausdifferenziert. Anschließend werden diese Dimensionen durch eine weitere minimale Kontrastierung genauer untersucht und die Erkenntnisse vertieft.
Da wir durch den Prozess der Kodierens bereits eine Ausdifferenzierung von Dimensionen vorgenommen haben, haben wir uns für ein umgekehrtes Vorgehen entschieden. Wir wollen die Codes als grundlegende Dimensionen unseres Forschungsfeldes voraussetzen und jeweils die code-internen Fälle minimal und maximal kontrastieren. Wir suchen dabei nach Ähnlichkeiten, Variationen und Gegensätzen und stellen diese in einer Tabelle zusammen. Dies soll uns einen genaueren Einblick in die Codes geben. Darauf aufbauend wollen wir dann eine minimale und maximale Kontrastierung zwischen den Codes vornehmen, um diese in Relation zueinander zu setzen.
3.5.1 Minimale und maximale Kontrastierung innerhalb der Codes
3.5.2 Minimale und maximale Kontrastierung außerhalb der Codes
→ Welche Ähnlichkeiten bzw. Gegensätze gibt es zwischen den einzelnen Codes?
Bei der Untersuchung von Ähnlichkeiten beziehungsweise von Gegensätzen zwischen den Codes fällt auf, dass diese sich vielfach in ihren Inhalten ähneln. So lassen sich beispielsweise Themen wie das Ansprechen und Aufbrechen von gesellschaftlichen Tabus und Ungerechtigkeiten sowohl zu den Codes Richtlinien, Nacktheit, Selbstinszenierung und Normalisierung, als auch zu den Codes Aufklärung und Empowerment zuordnen - auch der Code Netzwerke bezieht sich vielfach hierauf. Es lässt sich also festhalten, dass die Codes thematisch sehr nah aneinander liegen.
Erst bei genauerer Betrachtung lassen sich Gegensätze feststellen. Beispielsweise finden sich in den Codes Richtlinien und Selbstinszenierung auch Beiträge, welche den gender-spezifischen Normen entsprechen, während die Beiträge der Codes Nacktheit, Normalisierung, Aufklärung und Empowerment sich auf Inhalte beschränken, die solche Normen zu kritisieren oder aufzubrechen versuchen.
Ein Gegencode zu dem Code „Darstellung von Frauen“ wäre „Darstellung von Männern“. Dieser Code fällt jedoch heraus, da er in den Fällen kaum vertreten ist.
4. Fazit
Um den Diskurs „Feminismus auf Instagram“ zu analysieren und die zentralen Themen und AkteurInnen zu identifizieren, haben wir uns als erstes die Plattform Instagram und ihre Struktur genauer angeschaut, dadurch sollten auch Rückschlüsse auf gepostete Inhalte ermöglicht werden, da der Aufbau einer Plattform immer auch Einfluss auf das Nutzungsverhalten der NutzerInnen haben kann. Anschließend haben wir uns anhand des Screenshots einen groben Überblick über die Inhalte und die Art des Diskurs Feminismus auf Instagram verschafft. Wir haben die einzelnen Bilder oberflächlich betrachtet, direkt auffallende Themen notiert und uns somit mit dem Forschungsmaterial vertraut gemacht. Dadurch fiel es uns später leichter, weiter in die Tiefe zu gehen. Auch haben wir uns die Struktur des Screenshots genauer angeschaut. Da uns auf Grund der hohen Interaktion besonders die neun Topbeiträge relevant erschienen, haben wir diese erstmal näher betrachtet, also beschrieben und interpretiert. Anschließend haben wir mithilfe der Bildbeschreibungsebenen nach Bohnsack (2003) einen Beitrag beispielhaft genauer analysiert. Durch diese Vorarbeit konnten wir im Folgenden auf Grundlage des Offenen Kodierens der Grounded Theory sinnvolle Codes für die Einteilung der Beiträge generieren. Wir haben die konstruierten Codes zunächst auf die neun Topbeiträge des vorliegenden Screenshots, dann auf den gesamten und einen weiteren Screenshot angewendet. Hierbei ging es uns vor allem darum, zu sehen, worin sich die Beiträge unterscheiden, welche Themen häufig aufgegriffen werden und was weniger relevant für den Diskurs ist. Zur Veranschaulichung haben wir Tabellen, Balkendiagramme und Kreisdiagramme genutzt.
Dabei haben wir als erstes festgestellt, dass der Diskurs hauptsächlich durch Frauen geführt wird. Zudem ist der Code “Richtlinien” als besonders relevant hervorgetreten, welchen wir sowohl im Einhalten, als auch im Missachten von Normen erkennen konnten. Hiermit ließen sich beispielsweise auch die Codes “Selbstinszenierung”, “Nacktheit” und “Normalisierung” in Verbindung setzen, da besonders letzterer sich vielfach auf das Kritisieren und Aufheben von diskriminierenden Richtlinien bezieht.
Ein wichtiger Schritt in unserer Analyse war auch das Übertragen der Codes auf den gesamten Screenshot, da wir während dieses Prozesses die drei zusätzlichen Codes “Aufklärung”, “Empowerment” und “Netzwerke” herausbilden konnten. Diese haben wir im Folgenden auch auf den neu generierten Screenshot angewendet. Inhaltlich ließen sich die neuen Codes gut mit den bisherigen in Verbindung bringen. Während bei dem Code “Aufklärung” generell das Ansprechen von gesellschaftlichen Missständen und Ungerechtigkeiten thematisiert wird, bezieht sich der Code “Empowerment” stärker auf das Umkehren von Diskriminierung gegen Frauen indem diese in ihrem Selbstbild gestärkt werden sollen. Der Code “Netzwerke” bezieht sich insbesondere auf die Vernetzung über verschiedene Organisationsformen, welche einen diskursiven Austausch, sowie das gemeinsame Eintreten für, aber auch gegen bestimmte Themen ermöglichen.
Die Verflochtenheit vieler der Codes wurde auch durch unseren letzten Analyseschritt der minimalen und maximalen Kontrastierung sichtbar. Bei diesem Schritt zeigte sich, dass meist viele Variationen innerhalb eines Codes vorhanden sind, welche aber trotzdem immer ein ähnliches Ziel im Diskurs verfolgen, nur auf unterschiedliche Art und Weise. Die Kontrastierung außerhalb der Codes zeigte, dass diese sich untereinander sehr ähnlich sind. Für den Diskurs bedeutet das, dass dieser vielseitig und dynamisch geführt wird, sich aber trotzdem innerhalb bestimmter Themenbereiche abspielt. Es geht viel um das Brechen mit Traditionen und Normen und das “Stimme erheben”, um auf Ungerechtigkeiten und Missstände aufmerksam zu machen, Unwissen in der Gesellschaft zu beseitigen und einen offeneren Austausch zu ermöglichen. Durch Vernetzung und Zusammenhalt sollen diese Ungerechtigkeiten, wie zum Beispiel Geschlechterstereotypen, beseitigt und gesellschaftliche Tabus aufgehoben werden. Alle Codes beinhalten das Ziel, die Rolle der Frau zu stärken und gesellschaftliche Erwartungen an das Aussehen und Verhalten von Frauen zu beseitigen.
Zum Schluss ist es noch wichtig zu erwähnen, dass einige der Fälle aus dem Kodierschema herausfallen, da wir keinen Bezug zu dem Begriff „Feminismus“ herstellen konnten. Dies führen wir unter anderem darauf zurück, dass der Diskurs teilweise für Clickbaiting missbraucht wird, was bedeutet, dass der Hashtag #Feminismus unabhängig vom Inhalt des Beitrags dazu verwendet wird, eine höhere Sichtbarkeit zu erlangen. Dadurch soll die Anzahl der Aufrufe, der Likes und Kommentare gesteigert werden. Dieses Phänomen zeigt aber auch, wie populär der Begriff „Feminismus“ gerade ist.
Zu berücksichtigen ist zudem, dass wir unser Material auf der Grundlage des deutschen Hashtags #Feminismus generiert haben. Wir können also unsere Ergebnisse auch nur auf den feministischen Diskurs beziehen, welcher von deutschsprachigen Instagram-NutzerInnen geführt wird.
Auch die Struktur der Plattform Instagram, welche wir zu Beginn betrachtet haben, könnte einen Einfluss auf die hohe Partizipation von Frauen aber auch auf die Themen und die Art und Weise, wie diese verhandelt werden haben. So schreibt Katharina Kleinen-von Königslöw, die zur politischen Kommunikation in den sozialen Medien forscht: „Instagram wird von Frauen stärker als positiver Raum erlebt, weil sie mehr Kontrolle darüber haben, wer sie auf welche Art und Weise kontaktiert. Außerdem sind sie dort stärker mit anderen Frauen vernetzt und können sich entsprechend gegenseitig bestätigen“ (https://www.bento.de/politik/wie-junge-frauen-politik-zu-instagram-bringen-a-058b04e2-8b58-4a71-9020-c0680c2ae982).
5. Quellen und Material
Internetquellen:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Instagram [25.05.2020]
- https://social-media-abc.de/ [25.05.2020]
- https://de.statista.com/themen/2506/instagram/ [30.05.2020]
- Instagram-Hilfebereich, Anmelden und erste Schritte: https://www.facebook.com/help/instagram/?rdrhc [30.05.2020]
Literatur:
- Bohnsack, Ralf 2003. Qualitative Methoden der Bildinterpretation. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 6(2): 239–256.
- Hummrich M. 2009. Fallkontrastierung und Typenbildung. In: Bildungserfolg und Migration: 149-201. VS Verlag für Sozialwissenschaften.
- Muckel, Petra / Franz Breuer 2016. Die Praxis der Reflexiven Grounded Theory. Beispielhaft erläutert an der Entwicklung erster Theoriefragmente aus den Kodes unterschiedlicher Daten und bereits bestehender Theorien. In: Equit / Hohage: 158–179.