Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
Das 6. Kapitel des Buches „Infrastrukturen als soziale Ordnungsdienste“ von Eva Barlösius (vgl. Barlösius, S.91-111) trägt den Namen „Gegenwärtige Transformationen der infrastrukturellen Strukturierungsweisen“.
Es werden vier Fallstudien zur Transformation unterschiedlicher infrastruktureller Strukturierungsweisen vorgestellt (s. auch Übersichtstabelle). Das Ziel von Barlösius ist es hierbei, eine empirische Grundlage zu schaffen, um den Wandel des infrastrukturellen Regimes von der wohlfahrtsstaatlichen Industriegesellschaft zur Wissensgesellschaft herzuleiten.
Dieser Wiki- Beitrag befasst sich primär mit der ersten Fallstudie, in der der Zusammenhang von Dörflichkeit und Infrastruktur erforscht wird. Im Folgenden soll das Kapitel 6 zunächst in den Gesamtkontext des Buches eingeordnet werden. Der darauf folgende Hauptteil behandelt zunächst die generelle Auswahl der Fallstudien in Kapitel 6, anschließend dann besonders die erste Fallstudie, die sich mit Infrastruktur und Dörflichkeit befasst. Hierin enthalten sind neben einer Definition von Dörflichkeit auch eine Charakterisierung der einzelnen Typen von Dörflichkeit.
Daran anschließend soll dann noch auf die Situation der Nahversorgung in Deutschland eingegangen werden.
2. Einordnung des Kapitels
Grundlegend baut Barlösisus ihre Arbeit und damit auch das 6. Kapitel auf ihrer in Kapitel 4 erarbeiteten soziologischen Konzeption von Infrastruktur auf (siehe dazu auch: Einführung).
Dabei liegt der Fokus vor allem auf den 4 Charakteristika von Infrastruktur: Vorleistung, Sozialität, Regelwerk und Verräumlichung. Abgeleitet aus diesen Merkmalen ergibt sich dann die infrastrukturelle Strukturierungsweise sowie das infrastrukturelle Regime.
Um aus der erarbeiteten Konzeption einen Wandel des infrastrukturellen Regimes und der infrastrukturellen Strukturierungsweise herzuleiten, benötigt es eine Anwendung und Analyse des Konzeptes anhand empirischer Studien. Dies erfolgt in Kapitel 6 anhand von vier Fallstudien.
Das Kapitel stellt somit die empirische Anwendung der zuvor vorgestellten soziologischen Konzeption von Infrastrukturen auf die vier Fallstudien dar. Die erste Fallstudie befasst sich mit Infrastrukturen, die in Dörfern lokalisiert sind, die zweite mit staatlich-administrativen Kategorien der Raumordnung, die dritte mit Ressortforschungseinrichtungen und die letzte mit Neubestimmung und Ausweitung von Forschungsinfrastrukturen. Zu Beginn des Kapitels erläutert Barlösius die Auswahl der Studien, was in diesem Beitrag nun vorweg thematisiert werden soll.
3. Auswahl der Fallstudien in Kapitel sechs
Zu Beginn des sechsten Kapitels erläutert Barlösius die Auswahl der drei Fallstudien in Kapitel 6.1., 6.2. und 6.3. sowie problematische Forschungsperspektiven auf Infrastrukturen. Bei der Auswahl der Fallstudien hat sich Barlösisus bewusst gegen sogenannte „klassische Strukturierungsweisen“ (vgl. Barlösius, p.93) entschieden. Damit sind klassische Infrastrukturen gemeint, wie zum Beispiel Talsperren (auf die sie zu Beginn länger eingeht) oder auch Straßen, Bildungseinrichtungen.
Diese klassischen Strukturierungsweisen sind in ihren Augen „stark vorgeprägt“ (vgl. Barlösius, p.93), schränken damit den Blick ein und ermöglichen nicht die erweiternde Analyse, wie sie es sich erhofft.
Für diese Entscheidung nennt sie vor allem drei grundsätzliche Überlegungen:
1. Betrachtung der Infrastrukturen als Daseinsvorsorge:
Zum einen werden jene klassischen Infrastrukturen oftmals automatisch der staatlichen Daseinsvorsorge zugeschrieben. Damit einher geht die Gleichsetzung bzw. Verbindung von Staatlichkeit und Infrastruktur, was unter anderem dazu führt, dass zum Beispiel nicht-staatliche Infrastrukturen außen vor gelassen werden. Zusätzlich wird dann auch die Veränderung der Infrastrukturen und damit der Strukturierungsweisen einzig und allein unter dem Punkt des „Rückzugs der staatlichen Verantwortung und als Ausdruck neoliberalen Wende analysiert und bewertet“ (vgl. Barlösius, p.93). Deswegen behandelt Barlösisus eben keine dieser klassischen Infrastrukturen.
2. Die „Demographisierung des Gesellschaftlichen“ (vgl. Barlösius, p.93)
Mit der Demographisierung des Gesellschaftlichen möchte Barlösius ausdrücken, dass der gegenwärtige Wandel von Infrastrukturen primär mit dem demographischen Wandel erklärt wird und diesen auch damit rechtfertigt. Schließungen oder der Rückgang von Infrastrukturen werden einfach mit dem Rückgang der Bevölkerung begründet, als empirisch nicht widerlegbar dargestellt und damit ganz dem gesellschaftlichen Diskurs entzogen. Diesen Punkt hat Barlösisus zu dem Zeitpunkt des Buches auch bereits damit bestätigt, indem sie deutlich gemacht hat, dass eben vor allem die vier Charakteristika, nicht aber der demographische Wandel für den Aus- und Abbau von Infrastrukturen verantwortlich waren. Diese Überlegung führt zu Fallbeispielen, bei denen dieses Argument nicht automatisch in den Vordergrund gestellt wird.
3. Die Ausweitung des Infrastrukturbegriffes (vgl. Barlösius, p.94)
Als dritten, wichtigen Punkt für die Auswahl der Fallstudien nennt Barlösisus die Ausweitung des Infrastrukturbegriffes. Diese Ausweitung des Begriffes selbst ist als ein Indiz für den Wandel des infrastrukturellen Regimes zu verstehen, weswegen dann auch die ausgewählten Fallstudien sich mit der Veränderung des Begriffes beschäftigen sollen. Damit einher geht die begriffliche Ausweitung des Begriffes, hierzu nennt Barlösius vor allem die Studien 1 und 4:
„So werden beispielsweise Gasthäuser und Dorfläden in der ersten Fallstudie als Infrastrukturen untersucht, und in der vierten Studie wird explizit danach gefragt, welche Interna der Forschung gegenwärtig zu Forschungsinfrastrukturen erklärt werden und welche neuen Handhabungen daraus für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler folgen.“(Barlösius, p.94)
Da in diesem Wiki Beitrag die erste Fallstudie behandelt werden soll, folgt nun eine Zusammenfassung der Ergebnisse der ersten Fallstudie.
4. Infrastruktur und Dörflichkeit
4.1. Definition Dörflichkeit
Um den Begriff der Dörflichkeit besser verständlich zu machen, folgt hier zunächst eine Definition des Begriffes:
4.2. drei Typen von Dörflichkeit
Das Kapitel 6 von Barlösius beinhaltet eine Zusammenfassung der Ergebnisse des DFG Forschungsprojektes „Zum Verhältnis von Infrastruktur und Dörflichkeit“.
Verglichen wurden in der vorliegenden Studie zwei niedersächsische Dörfer (mit den fiktiven Namen Tegesdorf und Samtberg), die gleich weit von der nächsten Großstadt entfernt liegen.
Beide unterscheiden sich hinsichtlich sozio-ökonomischer Lage, demographischer Struktur und infrastruktureller Ausstattung.
In Tegesdorf ist die Bevölkerung in den letzten Jahren zurück gegangen, daher gibt es viele leerstehende Gebäude und kaum mehr lokalisierte Infrastrukturen wie Lebensmittelgeschäfte oder einer Kneipe. Samtberg hat dagegen in den letzten Jahren einen Bevölkerungszuwachs vorzuweisen, es gibt eine Reihe an Nahversorgung - wie einen Dorfladen, ein Café und eine Gastwirtschaft.
Nach der Literatur zu dem Thema müsste nun angenommen werden, dass die schlechteren Lebensbedingungen in Tegesdorf und der Rückgang der Infrastrukturen auch zu einem Rückgang der Sozialität im Dorf führen müssten. Das Ergebnis der Studie ist aber das Gegenteil. Die geringe Anzahl an Infrastrukturen in Tegesdorf haben nämlich entgegen der Annahme nicht zu einem Verlust der Dörflichkeit als Sozialität geführt (vgl. Barlösius, p.96f.).
Dieses Resultat führt dazu, dass Barlösius die Infrastrukturen der beiden Dörfer im Folgenden nicht getrennt voneinander betrachtet, sondern sie anhand ihres Verhältnisses zur dörflichen Sozialität unterscheidet.
Im Folgenden werden nun anhand der beiden Dörfer drei Typen des Verhältnisses von Infrastruktur und Dörflichkeit herausgearbeitet, die in der Studie analysiert wurden.
Typ 1: Infrastrukturen: Verdörflicht und zugleich außerdörflich orientiert (vgl. Barlösius, p.100f.)
Charakteristika:
- Unternehmen im Dorf, die sich nicht mehr wirtschaftlich lohnen aber als dörfliche Infrastrukturen weitergeführt werden (vgl. Barlösius, p. 109)
- Haben sich hinsichtlich Sozialität und Regelwerk gänzlich auf die Dörflichkeit ausgerichtet
Folge:
Private Unternehmen tragen zur Dörflichkeit und dem Austausch in den Dörfern bei, indem sie Orte für die Bewohner*innen schaffen, an denen Dörflichkeit als Sozialität weiter gepflegt werden kann.
Typ 2: Infrastrukturen im Dorf: Vorwiegend außerdörflich ausgerichtet (vgl. Barlösius, p. 103f.)
Charakteristika:
- Infrastrukturen im Dorf, die nichts zur Dörflichkeit beitragen
- Förderung einer anderen sozialen Zugehörigkeit (z.B. die der Kirchengemeinde)
- Regelwerke sowie Sozialität sind nicht auf Dörflichkeit ausgerichtet
Folge:
→ Verdörflichung ist an bestimmte Vorraussetzungen gebunden, nicht alle Einrichtungen sind als dörfliche Infrastrukturen tätig
Typ 3: Infrastrukturen: Dörflichkeit fördern (vgl. Barlösius, p.106f.)
Charakteristika:
- Infrastrukturen, die gänzlich auf Dörflichkeit ausgerichtet sind
- Initiativen der Bürger*innen selbst, um das Leben im Dorf zu fördern
- Umgekehrter Weg der Verdörflichung zu Typ 1: Dörfliche Sozialität und das dörfliche Regelwerk bilden den Ausgangspunkt für die Gründung der Infrastruktur
- Regelwerk und Sozialität sind gänzlich auf die Bewohner*innen ausgerichtet
Folge:
Die Infrastrukturen beinhalten neben Nahversorgung auch Förderung der Dörflichkeit, beides bedingt sich gegenseitig.
5. Verdörflichung als Strukturierungsweise
Der Prozess, den Barlösius hier anhand der drei Typen von Infrastruktur untersucht, wird als als Verdörflichung bezeichnet.
Damit ist die infrastrukturelle Strukturierung gemeint, die Dörflichkeit als Sozialität hervorbringt. Aus der Analyse der drei Typen geht hervor, dass jene Sozialität von Infrastrukturen gefördert wird, die als nicht-staatlich betrachtet werden können.
Barlösius stellt in dem Kapitel außerdem die These auf, dass Dörflichkeit, wie sie hier beschrieben wird, gar nicht staatlich garantiert oder gefördert werden könne. Die formalen staatlichen Regeln könnten kein auf die Bewohner ausgerichtetes Regelwerk ermöglichen, welches in den Einrichtungen vorherrscht. Staatliche Einrichtungen würden sich auf einzelne Individuen ausrichten, wogegen die verdörflichten Infrastrukturen sich auf die Sozialität in den Dörfern beziehen. Sie stellt damit die These auf, dass sich in den letzten Jahren in den Dörfern ein Wandel vollzogen hat.
Dörflichkeit als Sozialität wird nicht mehr durch staatliche Infrastrukturen garantiert, sondern durch private Unternehmer und die Bewohner selbst , indem sie Begegnungsstätten und Infrastrukturen privat zur Verfügung stellen.
Dies ist auch ein wesentliches Charakteristika des Wandels des wohlfahrtstaatlichen Regimes, den Barlösius aufzeigt: die Privatisierung von Infrastrukturen, diesen Prozess beschreibt sie auch als die Verdörflichung der Unternehmen.
Diese Unternehmen stellen dann eine infrastrukturelle Sozialität her, die an der Dörflichkeit als Sozialität selbst orientiert ist. Den Wandel bzw. Prozess benennt sie mit „Verdörflichung der Infrastruktur“.
6. Rückgang der Nahversorgung in Deutschland
Neumeier 2014 in BMUB (2018): Seite 10
Die Erkenntniss, dass der ländliche Raum immer schlechter mit Infrastrukturen ausgestattet ist, stellt keinen neuen Befund dar.
Aus einem Bericht des Bundesministeriums des Inneren, für Bau und Heimat beispielsweise geht hervor, dass sich bundesweit die Zahl der Lebensmittelgeschäfte von 1990 bis 2010 mehr als halbiert hat. Kleine Läden, die insbesondere ländliche Orte versorgen, verschwinden, verbliebende Märkte werden immer größer (vgl. BMUB, p.3)
Der gleiche Bericht weist auf die soziale Funktion jener Einrichtungen hin, die zur „Identifikation mit dem Dorf“ beitragen (BMUB, p. 9) und stimmt damit mit Barlösius überein, die den Infrastrukturen eine wichtige Rolle zuschreibt.
Zu sehen ist dazu hier eine Karte „zur Fußläufigen Erreichbarkeit von besiedelten Flächen zum nächsten Lebensmittelmarkt“.
Klar ersichtlich wird, dass die meisten Menschen vor allem auch in den neuen Bundesländern mittlerweile mehr als 30 bzw. sogar mehr als 60 min zu Fuß vom nächsten Lebensmittelgeschäft entfernt wohnen. Ca. 48% der Bevölkerung kann den nächsten Lebensmittelmarkt nicht fußläufig erreichen.
Auch der Bericht des Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit verweist auf einen Handlungsbedarf im Hinblick auf die Nahversorgung und die damit verbundene Herstellung von Sozialität.
Würde man nun allein von der These Barlösius ausgehen, könnten die Infrastrukturen zur Herstellung der erwünschten Sozialität gar nicht von staatlicher Seite garantiert werden (vgl. Barlösius, p. 110).
Diesem Argument soll an dieser Stelle (nicht objektiv) kritisch begegnet werden. Damit einher würde dann die Folgerung gehen, dass die Förderung von Dörflichkeit nicht mehr zur staatlichen Daseinsvorsorge für die Bevölkerung gehört.
Nicht zu bestreiten ist, dass Dörflichkeit und damit die Ausprägung einer gewissen Sozialität nicht von staatlicher Seite aus reguliert werden kann. Dennoch sollte es dem Staat möglich sein, diese Sozialität zumindest zu unterstützen.
Es ist zwar gut, wenn es vor Ort engagierte Bürgerinnen und Bürger gibt, die Infrastrukturen zur Garantie von dörflichem Zusammenhalt bereitstellen, dies sollte aber nicht als selbstverständlich akzeptiert werden.
In Barlösius Diagnose werden außerdem kommunale, staatliche Organe wie zum Beispiel Gemeinderäte, Stadträte außen vor gelassen, die erkennen können was der Gemeinde, den einzelnen Dörfern fehlt.
Hinzu kommen mögliche finanzielle Förderungen durch Länder, Bund und EU. In der Grafik aus dem Bericht des BMUB von 2018 sind verschiedenste Möglichkeiten des Staates zu sehen, die den ländlichen Raum unterstützen: BMUB (2018): Seite 53
In benachbarten EU-Ländern gibt es weitere Projekte, die Möglichkeiten aufzeigen, von staatlicher Seite aus auf die Sozialität in den Dörfern zu wirken.
In Frankreich beispielsweise, liegt der Fokus auf sogenannten Multiservice-Läden sowie der Verbindung von Café und Einkauf. Dieses Konzept stärkt die soziale Rolle der Nahversorgung in ländlichen Gebieten. Kleinere Einrichtungen in Dörfern werden stark staatlich gefördert und Nahversorgung wird in Frankreich selbstverständlicher als in Deutschland als Teil der Daseinsvorsorge angesehen (vgl. BMUB, p. 50).
In Finnland werden noch bestehende Läden finanziell unterstützt und beraten. Dabei orientiert man sich an Kriterien, wie z. B. dem letzten Geschäft im Ort, Gebiete mit bis zu 3.000 Einwohnern, eine große Distanz zum nächsten Anbieter oder der sozialen Funktion (vgl. BMUB, p. 50).
In der Bundestagswahl 2021 war die sogenannte „regionale Daseinsvorsorge“ ein Thema. Die Grünen warben damit, „regionale Daseinsvorsorge“ als Gemeinschaftsvorsorge mit Regionalbudgets, Mobilitätsangeboten und „Orten des Zusammenhalts“ im Grundgesetz zu verankern, die Lebensqualität der Menschen vor Ort zu fördern (BÜNDNIS90/DIEGRÜNEN, 2021, s.a. b90-gruene_btw2021_laendliche-raeume.pdf).
Es wird ersichtlich, dass es durchaus vielfältige Möglichkeiten gibt, Infrastruktur in Dörfern und die damit verbundene Sozialität staatlich zu fördern.
Das Bestehen von Begegnungsstätten und Treffpunkten sollte nicht allein Privatpersonen sowie privaten Unternehmen überlassen werden. Es bleibt wohl abzuwarten ob die in dem vorliegenden Bericht vorgestellten Maßnahmen auch in der Praxis dazu führen können, das Aussterben von den angesprochenen Begegnungsstätten zu verhindern.
7. Zusammenfassung
Zusammenfassend diagnostiziert Barlösius in dem Kapitel 6.1. einen Wandel der gesellschaftlichen Infrastrukturierung. Enthalten sind hier der Rückzug staatlichen Eingriffes in den dörflichen Raum, die Privatisierung von Infrastrukturen sowie eine einhergehende Verdörflichung.
Die Sozialität innerhalb der Dörfer wird immer weniger staatlich durch Infrastrukturen garantiert, dafür aber vermehrt von Privatpersonen sowie private Unternehmen hergestellt, deren Ziele nicht wirtschaftlich sind.
Dieser Rückzug des Staates aus dem ländlichen Raum ist auch in Deutschland klar nachweisbar und macht einen Handlungsbedarf auf Seiten des Staates deutlich.
Als Kritik an Barlösius Diagnose kann aufgeführt werden, dass es durchaus möglich ist, die Sozialität in den Dörfern von staatlicher Seite aus zu regulieren. Weiterführend ist zu hinterfragen, ob die Sozialität in den Dörfern, die durch Infrastrukturen hergestellt wird, nicht selbstverständlich als staatliche Daseinsvorsorge verstanden werden sollte.
Quellen
Barlösius, E. (2019): Infrastrukturen als soziale Ordnungsdienste. Ein Beitrag zur Gesellschaftsanalyse. Frankfurt/New York.
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (2018): Sicherung der Nahversorgung in ländlichen Räumen. https://www.bundesregierung.de/breg-de/service/publikationen/sicherung-der-nahversorgung-in-laendlichen-raeumen-1145396 (letzter Zugriff 27.09.2021).
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (2021): Ländliche Räume. In: BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN. https://www.gruene.de/themen/laendliche-raeume (letzter Zugriff 28.09.2021).