Faulstich, Werner 1995. Die Filminterpretation. Göttingen.

Unterscheidet
• Medienanalyse: das Medium (Film, Serie) wird als Ganzes untersucht (medienwissenschaftlicher Ansatz)
• Produktanalyse: ein oder mehrere ausgewählte Filme werden untersucht

Für die soziologische Filmanalyse wird eine Produktanalyse angewendet.

Die Besonderheit der soziologischen im Vergleich zur medienwissenschaftlichen Filmanalyse: dabei muss der „Bezug des Films zur Gesellschaft seiner Zeit„ (Faulstich S. 56) hergestellt werden. D.h.: die tatsächlichen Gegebenheiten der Zeit, in der der Film spielt, müssen untersucht werden.

Eine soziologische Filmanalyse soll die Fragen beantworten:
• Was sagt die Darstellung der untersuchten soziologischen (Herrschafts-)Verhältnisse im Film über die gesellschaftliche Sichtweise aus?
• Werden sie kritisch oder bestätigend dargestellt, wollen sie die Wirklichkeit abbilden, sie verzerren oder eine Alternative zeigen?
Dies schließt eine Bewertung der dargestellten Verhältnisse ein. Die Beantwortung dieser Fragen gibt Aufschluss darüber, welche soziologische Funktion das untersuchte Filmmaterial hat, d.h. was der Film gesellschaftlich bewirken will (z.B. aufklären, etwas fordern, provozieren..?). Diese gesellschaftliche Funktion ist dabei nicht als „normativ gesetzt“ zu verstehen. Da der Film in einen gesellschaftlichen Kontext gebettet ist, der untersucht werden muss, ist sie ihm immanent und wird erst durch die Analyse ans Licht geholt. Dabei stellt sich die Frage, wie Werte im Film dargestellt werden (vgl. Faulstich, Die Filminterpretation, S. 57f.). „Diese filmische Darstellung von Werten wiederum wird in der soziologischen Filminterpretation bewertet.„ (Faulstich S. 57).

Üblicherweise wird nicht ein einzelner Film interpretiert, sondern mindestens zwei. Dabei gibt es die Möglichkeit, ein Sample mehrerer Filme anhand der Inhalte quantitativ miteinander zu vergleichen, die mit „realen gesellschaftlichen Ereignissen, Phänomenen oder sonstigen manifesten Momenten in Zusammenhang gebracht“ werden (Faulstich, S.57), oder mindestens zwei Filme anhand ihrere „latenten, impliziten„ (Faulstich, S. 57) Bedeutungen, wobei „der Bezugspunkt zur Gesellschaft beim Film noch ermittelt“ werden muss (Faulstich, S.57). Der erste Zugriff ist häufiger als die Interpretation der latenten Bedeutung (vgl. Faulstich, S. 59), und entspricht einer empirischen sozialwissenschaftlichen Erhebung.

Vorgehen technisch:
• Einordnung ins Genre
• Handlungsanalyse: Filmprotokoll, Sequenzprotokoll
• Figurenanalyse: Typen, Rollen, Figurenkonstellationen
• Technische Analyse: Kameraeinstellung und Montage, Dialoge und Geräusche, Musik, räumliche Darstellung, Farbgebung, Lichtverhältnisse

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