Schnettler, Bernt/ Alejandro Baer (Hg.) 2013. Visuelle Soziologie. In: Soziale Welt, Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis 64 (1+2). Baden-Baden. Nomos

Visuelle Soziologie gehört zu Wissenssoziologie stellt Kulturwandel fest: kulturwissenschaftlich „visual turn“, durch vermehrte visuelle Kommunikationsmittel

im deutschsprachigen Raum wurde visuelle Soziologie wesentlich beeinflusst durch
• Raab 2008, Visuelle Wissenssoziologie: wissenssoziologisch-herrmeneutische Herangehensweise
• Bohnsack, Dokumentarische Foto- und Videoanalyse
• Knoblauch, Videoanalyse (2004) und Videografie (2006)

Kritik daran, dass die Entwicklung einer visuellen Soziologie unausgereift ist, offene Fragen:
• Wie verändert die Ausbreitung und dadurch erhöhte gesellschaftliche Relevanz von visuellen Kommunikationsmedien unser Zusammenleben?
• Welche Beziehung zur Welt schafft die Kamera?
• Welche sozialen Verschiebungen produziert die andauernde virtuelle und visuelle Ko-Präsenz?

Sozialwissenschaftliche Forschung hat sich bisher vor allem auf Analyse von Texten konzentriert und dabei ausgefeilte Methoden entwickelt, die für die Analyse visueller Daten so noch nicht zu Verfügung stehen. Probleme, die sich ergeben, sind:
• oft sind Visualisierungen Kombinationen aus Bild und Text (z.B. Bild mit Bildunterschrift), Analysemethoden fehlen
• nicht für alle visuellen Ausdrucksformen den entsprechenden passenden sprachlichen Ausdruck,
• visuelles lässt sich unabhängig von sprachlichen Erläuterungen verstehen, ist aber gleichzeitig nicht vollständig adäquat in Worte zu fassen, denn: Visualisierungen werden nicht wie konventionelle Zeichen und Zeichenketten rezipiert.

empfohlene weitere Ansätze und Beiträge dieser Ausgabe der Zeitschrift http://www.soziale-welt.nomos.de/archiv/2013/heft-1-2/, die verschiedene Schwerpunkte setzen:
• Meyer, Christian/Wedelstaedt, Ulrich von: Videoanalyse sozialer Interaktion
• Singh, Ajit: Verbindung von Körpersoziologie und visueller Soziologie: „Wie trägt der Körper zur Herstellung sozialer Situationen bei, in dem körperliches zu visuellem und visuelles zu körperlichem Wissen transformiert wird?“
• Reicherts, Jo: „Wie können Bilder erfolgreich in Text überführt werden?“
• Tinapp, S. 2005. Visuelle Soziolgie - Eine fotografische Ethnografie zu Veränderungen im kubanischen Alltagsleben, Dissertation Universität Konstanz, http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-opus-19477 Versuch einer rein visuellen Darstellung visueller Forschungsergebnisse, dazu 2 Beiträge in dieser Zeitschrift mit Übertragung auf den Film:
• Miko, Katharina sowie Mohn, Bina Elisabeth: „ob und wie lässt sich Soziologie visuell kommunizieren?“

Unterschied des soziologischen Zugriffs auf visuelle Daten und einfacher Medieninhalts- und Wirkungsanalysen liegt in unterschiedlicher Fragestellung. Soziologische Fragen an visuelle Daten:
• Wie wirkt sich die Medialisierung auf die sinnliche Wahrnehmung aus?
• Wie überformen mediale Visualisierungen das Sehen?
• Wie drücken sich in den Ästhetisierungsmitteln medialer Kommunikation (wie Schnitt, Montage, Überblendungen etc.) neue Seh-Weisen aus?

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