Einführung

In Kapitel 6 des Buches von Eva Barlösius, werden vier Fallstudien zur Transformation unterschiedlicher infrastruktureller Strukturierungsweisen vorgestellt. Das Ziel von Barlösius ist es heirbei, eine empirische Grundlage zu schaffen, um den Wandel des infrastrukturellen Regimes von der wohlfahrtsstaatlichen Industriegesellschft zur Wissensgesellschaft herzuleiten.(S.91-111)

Im Folgenden soll hier auf die erste Fallstudie Bezug genommen werden, in der der Zusammenhang von Dörflichkeit und Infrastruktur erforscht wird.

Inhalt

Einführung

Zu Beginn des sechsten Kapitels, erläutert Barlösius die Auswahl der Fallstudien sowie problematische Forschungsperspektiven auf Infrastrukturen.

Bei der Auswahl der Fallstudien hat sich Barlösisus bewusst gegen sogenannte klassische Strukturierungsweisen entschieden. Dafür nennt sie im wesentlichen 3 Gründe:

1. „Alle Transformationen, die die infrastrukturellen Strukturierungsweisen erfahren, werden zuallererst und beinahe einzig unter dem Vorzeichen des Rückzugs staatlicher Verantwortung und als Ausdruck der „neoliberalen Wende“ analysiert und bewertet“(Barlösius, S.93)

2. Die „Demographisierung des Gesellschaftlichen“(Barlösius, S.93)

3. Die Ausweitung des Infrastrukturbegriffes (Barlösius, S.94)

Fragen:

  • Was ist problematisch an diesen klassischen Stukrurierungsweisen und Forschungsperspektiven, wieso stellen jene Punkte für Barlösius ein Problem dar?
  • Was ist mit der Demographisierung des Gesellschaftlichen gemeint?

Fallstudie 1: Zusammenhang von Infrastruktur und Dörflichkeit

Die erste der vier Fallstudien beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Infrastruktur und Dörflichkeit.

Verglichen wurden hier zwei niedersächsische Dörfer (Tegesdorf und Samtberg) die gleich weit von der nächsten Großstadt entfernt liegen. Beide unterscheiden sich hinsichtlich sozio- ökonomischer Lage, demographischer Strukutur und infrastruktureller Ausstattung.

Das entscheidende Ergebnis der Studie war, dass entgegen der Annahme, die geringe Anzahl an Infrastruktur in Tegesdorf, nicht zu einem Verlust der Dörflichkeit als Sozialität geführt hat.

Weiter wichtig zu erwähnen ist das sich das Forschungsprojekt auf räumlich- fixierte Infrastrukturen beschränkt.

Im Folgenden werden nun anhand der beiden Dörfer drei Typen des Verhältnisses von Infrastruktur und Dörflichkeit herausgearbeitet.

Fragen:

  • Was versteht Barlösius unter Dörflichkeit und mit was assoziiert ihr selbst Dörflichkeit ?
  • Welche Vorteile ergeben sich mit dem Begriff ?
  • Wie hängen Infrastrukturen und Dörflichkeit zusammen ?

Typ 1: Infrastrukturen: Verdörflicht und zugleich außerdörflich orientiert

Charakteristika:

  • Unternehmen im Dorf die sich nicht mehr wirtschaftlich lohnen aber als dörfliche Infrastrukturen weitergeführt werden (S. 109)
  • Haben sich hinsichtlich Sozialität und Regelwerk gänzlich auf Dörflichkeit ausgerichtet

Folgen:

  • Die Unternehmen werden aus Sicht des Dorfes zur Infrastruktur
  • Die Infrastrukturen werden verdörflicht

Typ 2: Infrastrukturen im Dorf: Vorwiegend außerdörflich ausgerichtet

Charakteristika:

  • tragen beinahe nichts zur Dörflichkeit bei
  • Infrastrukturen deren Zwecke räumlich betrachtet außerhalb des Dorfes liegen

Folge daraus:

→ Verdörflichung ist an bestimmte Vorraussetzungen gebunden, nicht alle Einrichtungen sind als dörfliche Infrastrukturen tätig

Typ 3: Infrastrukturen: Dörflichkeit fördern

Charakteristika:

  • Eng auf Dörflichkeit abgestimmt
  • Umgekehrter Weg der Verdörflichung zu Typ 1: Dörfliche Sozialität und das dörfliche Regelwerk bilden den Ausgangspunkt für die Gründung der Infrastruktur

Fragen:

Nach dieser Vorstellung von Infrastrukturen:

  • Welche weiteren Einrichtungen/ Zusammenschlüsse könnten noch den Typen zugeordnet werden (z.B. Vereine)
  • Was könnte an der Verknüpfung von Kirchengemeinde und Dörflichkeit auch problematisch sein ? (oder auch Staatlichkeit und Dörflichkeit)
  • Inwiefern lässt sich diese Typologie und das Konzept der Dörflichkeit auch auf den städtischen Raum oder andere Räume übertragen ?

Diskussion

  • Welche Schlüsse können von dem Wandel der Infrastrukturen und der Dörflichkeit, auf den Wandel des infrastrukturellen Regimes gezogen werden ?

Im Anschluss an die letzte Sitzung:

  • Gehört Dörflichkeit zur Daseinsvorsorge und sollte diese staatlich garantiert/ bereitgestellt werden?
  • Kann sich Dörflichkeit von alleine regulieren ?

Quellen

Barlösius, E. (2019): Infrastrukturen als soziale Ordnungsdienste. Ein Beitrag zur Gesellschaftsanalyse. Frankfurt/New York.

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